Unsere Hausorgel oder das etwas andere Musikinstrument

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26. Apr. 2008
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Monatelang waren wir auf der Suche nach einer weiteren Übungsmöglichkeit für das Orgelspiel (Die Übemöglichkeiten in der Kirche sind einfach begrenzt). Wir redeten privat von nichts anderem mehr. Ein digitales Gerät mit allem Schnick Schnack? Ein Echtes? Die Entscheidung war nicht leicht. Beim Klavier würde ich keine Sekunde zögern, aber Orgel? Echt ist halt Echt blieb die Devise, wenn auch mit weniger Möglichkeiten.

So fuhren wir nach langem abwägen nach Georgsmarienhütte um uns eine Hausorgel anzuschaffen. Christine spielte sie in der Kreienbrinker Orgelwerkstatt zur Probe und entschied sich für dieses überholte Instrument. Es ist eine "Walcker"-Orgel die einst in der Uni Düsseldorf stand. Sie ist zwar optisch kein Hammer, hat aber immerhin 7 echte Register, zwei Manuale und geschweiftes Vollpedal - dazu verschiedene Koppeln. Preislich ist sie mit einer neuen Digitalorgel vergleichbar.

5 Mann zerlegten das Instrument und verluden es, - meine Videokamera dauernd draufhaltend. Ich hatte keine Ahnung von Orgeln, und was man bei der Montage alles wird beachten müssen. Nach 4 Stunden war unser Lieferwagen randvoll. Behutsam schaukelten wir anschließend das Baby heimwärts.

Nach dem Entladen und verfrachten der Teile in das Orgelzimmer waren wir schon ziemlich geschafft. Manches davon ist nämlich extrem schwer und selbst in zerlegtem Zustand sehr sperrig. Jetzt ging es an den Aufbau. Es dauerte zwei Tage und ein weiterer Tag fürs nachstimmen der wichtigsten Pfeifen durch Learning by Doing Technik eines Drahtkomodenspezialisten, wie ich es bin.

Die nachfolgende Bilderserie zeigt die Orgel im Werden....


Auf den Brettern liegen die Metallpfeifen in Decken gehüllt.
1.jpg


Holzpfeifen liegen aufgeschlichtet, die Schläuche versorgen die Pfeifen am Ende mit Luft.
2.jpg

Der Oberteil liegt noch verkehrt herum, ein Teil der Pedaltraktur darüber.
3.jpg


Die Tasten werden zu zweit montiert. Einer sitzt hinten und fädelt Stangerln ein.
4.jpg


Eine Pfeife steckt schon, nun die Nächste - Sind das Dinger! Die Längsten sind 230cm
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-Ende Teil 1-
 
Pfeifenhalter montieren etc... Der Klaviermacher als Orgelbauer...
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Verflixte Traktur...a jedes Stangerl einhängen, an Filz dazu und a Nipperl anschrauben.
7.jpg

Alle 340 Pfeifen kommen an ihren Platz. Metallpfeifen nur mit Handschuhen anfassen!
8.jpg

Zu vorderst die polierten, schönen Prospektpfeifen.
9.jpg

Jetzt aber... ganz schön groß das Teil! -----A wundabora Sound-----
10.jpg

...das ganze Haus bebt leise, wenn man den Subbaß spielt.

Oh Freude über Freude - wir haben eine "Königin der Instrumente" im Haus.

Liebe Grüße
Michael
 
Glückwunsch

Da kann ich nur sagen: WOOOWWWW!
Ist ja gigantisch!

Gibst du uns mal eine akkustische Kostprobe?
Wenigstens eine klitzekleine Aufnahme? Bitte!!! :floet:

Glückwunsch und viel Freude mit der Königin.

Grüße
Melodicus

PS: wir Herren in den etwas älteren Semestern legen uns anscheinend "nette Damen" zu:
fisherman hat seine "Steinway-Lady" gekriegt, klaviermacher hat jetzt eine "Königin". Was kommt als nächstes? :D
 
Wow, toll! Was zahlt man den für so eine Königin, wenn man fragen darf?

Grüße!
 
Toll!!!!!!
Herzlichen Glückwunsch!

Kannst du die Register hier mal nennen?
Eine echte Walcker-Orgel? Das ist ja eine sehr, sehr angesehene Firma!

Rein theoretisch könnte man ja noch einen Schwellertritt einbauen, sodass sich eine Jalousie vor den Prospektpfeifen öffnet (um auch romantische Werke mit Crescendo / Decrescendo und Schweller üben zu können)?

Und eine Klangkostprobe wäre auch super!
 
Man Klaviermacher, du bist ja wohl völlig verrückt!! Aber man, wie ich Dich um Eure Lebensgestaltung beneide......toll :)
Viel Spaß mit Eurer neuen Königin!

Cheers,

Wolf
 
Hallo!
@ Melodicus:
Eine Kostprobe werde ich morgen aufnehmen und bereit stellen. Man darf sich allerdings nicht allzuviel erwarten. Das Zimmer klingt nicht wie eine Kirche, also kein Hall und elektronisch möchte ich ja nichts herumpfuschen.
.. und nicht ich habe die Lady gekriegt, sondern die Lady hat die Lady gekriegt.:D
Als nächstes kommt für mich ein Sax:cool:

@Wolfsquinte
Knapp 16 TE.
Wie gesagt, renoviert - etwa 40 J. alt (Neu kostet sowas an die 70-80TE)

@Mindenblues
Zu den 7 Registern:
Rohrflöte 8'
Prinzipal 4'
Subbaß 16'
Rohrpfeife 4'

Holzgedeckt 8'
Blockflöte 2'
Quinte 1 1/3'

Koppeln II-I ; I-Pedal ; II-Pedal

Nachgestimmt hab ich sie auf 435Hz, da musste ich am wenigsten verändern.

@pille
Klar bin ich verrückt! Aber ganz tool (ist ein Mixwort aus Spiel und Klasse)
LG
Klaviermacher
 
Was sagen denn die Nachbarn? :)
 
@Altra - Das ist eine, wie Du es bezeichnest, Serienschrankorgel, sehr kompakt verarbeitet (Grundfläche etwa in Konzertflügelgröße, aber bis 4cm unter die Decke) - keine Spanplatten - alles Vollholz, furniert und auch sonst sehr robust und wartungsarm hergestellt. Lediglich der Motor benötigt alle zwei Jahre drei Tropfen Öl. Sie stand wie gesagt in der Uni als Lerninstrument. Unser Zimmer ist etwa 20qm und der Bösendorfer 225 steht jetzt auch noch dabei. Ein kleiner Notenschrank, das wars. Jetzt brauchst Du einen Schuhlöffel für das Zimmer, oder sollte ich sagen für den Schrank?;)

Zu Walker... 2000 musste man Insolvenz anmelden (nicht wegen 60/70er Jahre Schrankorgeln), eine Nachfolgefirma ging zwei Jahre später in Konkurs (Quelle Österr. Musiklexikon online). Die österr. Firma Walker in Guntramsdorf ist jedoch nach wie vor sehr erfolgreich und aktiv.

@Pitt - Die Nachbarn sind über der Strasse. Ich hatte schon vor, am Dachboden ein Glockenläutwerk zu installieren (hab eins auf der "Gloria", der hiesigen Kirchenmesse gesehen), sodass jedes Mal vor dem "Konzert" jeder Bescheid weiß.:D

LG
Klaviermacher

P.S.: Aufnahme kommt später...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Altra - Das ist eine, wie Du es bezeichnest, Serienschrankorgel, sehr kompakt verarbeitet (Grundfläche etwa in Konzertflügelgröße, aber bis 4cm unter die Decke) - keine Spanplatten - alles Vollholz, furniert und auch sonst sehr robust und wartungsarm hergestellt. Lediglich der Motor benötigt alle zwei Jahre drei Tropfen Öl. Sie stand wie gesagt in der Uni als Lerninstrument. Unser Zimmer ist etwa 20qm und der Bösendorfer 225 steht jetzt auch noch dabei. Ein kleiner Notenschrank, das wars. Jetzt brauchst Du einen Schuhlöffel für das Zimmer, oder sollte ich sagen für den Schrank?;)

Zu Walker... 2000 musste man Insolvenz anmelden (nicht wegen 60/70er Jahre Schrankorgeln), eine Nachfolgefirma ging zwei Jahre später in Konkurs (Quelle Österr. Musiklexikon online). Die österr. Firma Walker in Guntramsdorf ist jedoch nach wie vor sehr erfolgreich und aktiv.

@Pitt - Die Nachbarn sind über der Strasse. Ich hatte schon vor, am Dachboden ein Glockenläutwerk zu installieren (hab eins auf der "Gloria", der hiesigen Kirchenmesse gesehen), sodass jedes Mal vor dem "Konzert" jeder Bescheid weiß.:D

LG
Klaviermacher

P.S.: Aufnahme kommt später...

Ich kenne Walcker (zumindest der deutsche Zweig) gut - sehr gut. Die haben schon lange mit Orgeln kein Geld verdient. Zuletzt bauten sie Schrankteile für Einbauküchen....
Und mit ihren Serienorgeln haben sie sich ihren Ruf versaut. Aber sie hatten damals diese große Holzverarbeitungsmaschine angeschafft/entwickelt und versuchten durch die serielle Herstellung mit günstigen Preisen eben zu konkurrieren, während die anderen Orgelbauer nach wie vor individuell die Orgeln bauten.


Haste Glück, dass sie aus Massivholz ist. Die haben teilweise auch Pressspan oder andere minderwertigen Materialien verarbeitet - und mittlerweile zerfallen diese dann zu Staub.
Bei uns in der Stadt gibt es insgesamt 8 Walcker Orgeln dieses Bautyps. Teilweise spielbar, weil günstige Raumsituation (Gemeindehaus). Aber alle die, die in einer Kirche standen (Temperaturschwankungen, Luftfeuchtigkeit), sind mittlerweile irreparabel und müssen über kurz oder (weniger) lang ersetzt werden.


Aber schön, dass Du eine brauchbare erstanden hast. Und sie stand ja auch klimatisch eher günstig, dann verzieht sich auch nicht soviel.

LG Atra
 

Haste Glück, dass sie aus Massivholz ist.

Aber schön, dass Du eine brauchbare erstanden hast. Und sie stand ja auch klimatisch eher günstig, dann verzieht sich auch nicht soviel.
LG Atra

Hallo Atra,
mit "Glück" hat das nichts zu tun. Wir haben sie ja nicht gekauft, weil das Bildchen so schön war. Wir fuhren hin und ich habe sie mir angesehen. Sie wurde ausgiebig getestet und begutachtet, bevor wir sie genommen haben.

Sie verzieht sich auch nicht "so viel" - Nein, sie ist überhaupt nicht verzogen und wird sich auch nicht verziehen. Darauf achte ich schon...

Ich kenne nur neue Orgeln, die so präzise ansprechen und gleichmäßig zum spielen gehen. (Hab allerdings selbst etwas Hand angelegt bei der Regulation;))

LG
Klaviermacher
 
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Zu den 7 Registern:
Rohrflöte 8'
Prinzipal 4'
Subbaß 16'
Rohrpfeife 4'

Holzgedeckt 8'
Blockflöte 2'
Quinte 1 1/3'

Koppeln II-I ; I-Pedal ; II-Pedal

Absolut cool, das Teil! Ihr habt einen Traum verwirklicht, und bestimmt hat es dir als Klavierbauer auch Spass gemacht, in anderen Gefilden zu arbeiten und Pfeifen zu intonieren und an der Orgelmechanik zu regulieren?

Eine Frage noch - der Liste nach zu urteilen, ist der Subbass im Hauptwerk drin? Und das Pedal angehängt? Warum ist der Subbass nicht im Pedal? Oder ist die Liste nur etwas irritierend?
 
Lieber Mindenblues,
Die Register habe ich nur so abgeschrieben, wie sie auf der Orgel angeordnet sind (4 links, 3 rechts) ;). Hab jetzt Christine gefragt, und sie schreibt es als Organistin ganz anders:confused:.
Ich hoffe, das braucht dann keine weitere Erklärung:

1. Manual ("Hauptwerk")
Rohrflöte 8'
Prinzipal 4'

2. Manual
Holzgedeckt 8'
Blockflöte 2'
Quinte 1 1/3'

Pedal
Subbaß 16'
Rohrpfeife 4'
-------------
Koppeln II-I ; I-Pedal ; II-Pedal

Verzeih: Bin halt Klaviermacher und kein Orgelbauer, aber das Arbeiten am Gerät fand ich toll. Wenn ich so überlege - um einen Vergleich anzustellen verhält sich Orgelbau zu Klavierbau wie Klavierbau zu Geigenbau. Das betrifft den Umfang an Material und der verbauten Teile. Extrem viel drinnen, kann ich Dir sagen, denn ich bin tief hineingekrochen.:D

Liebe Grüße
Michael
 
Sie verzieht sich auch nicht "so viel" - Nein, sie ist überhaupt nicht verzogen und wird sich auch nicht verziehen. Darauf achte ich schon...

Ich kenne nur neue Orgeln, die so präzise ansprechen und gleichmäßig zum spielen gehen. (Hab allerdings selbst etwas Hand angelegt bei der Regulation;))

LG
Klaviermacher

Ich glaube Dir ja, dass die Orgel gut ist.....
Aber jede Orgel, egal wie gut gebaut, kann sich verziehen. Aber im Wohnzimmer wirst Du damit kaum (wenn überhaupt) Probleme haben, das ist schon richtig.

Dass die Orgel präzise anspricht liegt natürlich in der Natur der Sache. Du hast enorm kurze Wege bei der Traktur. Es gibt eine relativ geringe Anzahl von Abstrakten , womöglich ist der 4'-Prinzipal direkt verbunden.
Bei alten (größeren) Orgeln gab es viel mehr mechanische Reibungsverluste, und natürlich ist der Kraftaufwand höher.
Bei neuen Orgeln ist die Traktur oft elektrisch unterstützt und nicht mehr rein mechanisch. Und natürlich sind heutige Trakturen viel ausgefeilter als früher.
 
Hallo Melodicus,
hier eine klitzekleine Aufnahme...
Es sind nur ein paar Register und ein paar Töne Hörprobe - keine Musik;).
Die Bässe kommen sicher nicht richtig rüber und womöglich hört man die Fensterscheiben mehr klirren:D
Außerdem müsste ich noch ein klein wenig nachstimmen.

[mp3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1220302186.mp3"]unsereorgeldaheim[/mp3]

Liebe Grüße
Michael
 
Hallo Michael,

danke für die Kostprobe! Klingt großartig!
Wenn ich mir ausmale wie das wohl in der Realität klingt...
Das nennt man dann wohl "good vibrations"!

Ich wünsche Euch genußvolle Stunden mit dem Prachtstück.

Melodicus
 
Michael, das Teil klingt grossartig. Und schon klar, dass du nicht eher ruhen wirst, bis alle Pfeifen präzise gestimmt sind. Aber der Klang ist wirklich schön, der Subbass kommt gut rüber und mit der Quinte hat man auch eine kleine Klangkrone.

Also, herzlichen Glückwunsch nochmal! Ich finde es immer wieder toll, wenn Leute, die sich ihr Geld hart erarbeiten müssen, aus Liebe zur Musik solch einen Traum erfüllen.

@ Atra:
Bei welchen Orgelbaufirmen wird bei neuen Orgeln mit mechanischer Traktur die Traktur elektrisch unterstützt? Also, zumindest in der neuen Späth-Orgel in Minden mit immerhin 3 Manualen und ca. 50 Registern ist es eine reinrassige mechanische Traktur (mit Druckpunktminderern, aber das hat ja wohl nix mit elektrischer Unterstützung zu tun).
 
@ Atra:
Bei welchen Orgelbaufirmen wird bei neuen Orgeln mit mechanischer Traktur die Traktur elektrisch unterstützt? Also, zumindest in der neuen Späth-Orgel in Minden mit immerhin 3 Manualen und ca. 50 Registern ist es eine reinrassige mechanische Traktur (mit Druckpunktminderern, aber das hat ja wohl nix mit elektrischer Unterstützung zu tun).

Ne, das stimmt. rein mechanische Trakturen sind wieder schwer in Mode - für das echte Spielgefühl. Und Pneumatic ist auch nicht gerade up to date.
 
Melodicus und Mindenblues - Danke für die Nachsicht meiner Aufnahme. Ja, in echt klingt sie wirklich gut und wir haben eine große Freude. Wenn Christine übt, höre ich sie im ganzen Haus ganz dezent und überhaupt nicht unangenehm. Sie verwendet zum Üben oft nur wenige Register. Blos Hin und wieder gibt sie Gas! Jetzt komponiert sie schon darauf - angeregt durch andere Organisten die ersten Werke. Das wäre in der Kirche nie gegangen...

Alta - wir wußten selbstverständlich vorher, daß wir mit dieser Walker Orgel ein "Massenprodukt" gewählt haben. Die Konstruktion ist ausgereift - sonst hätte man ja nicht so viele davon hergestellt. Wir hatten auch andere Orgeln im Visir. Da gab es auch recht gute - oft Einzelstücke, aber wesentlich teurer.

Was uns noch gut gefallen hätte, aber leider zu groß war, wäre eine Oberlinger Orgel aus den 70ern gewesen. Das Schleierbrett (hässlich) hätte ich umgebaut. Leider war sie um 5 cm zu groß und abgesehen die Geldtasche mehr zu strecken (das wäre noch gegangen) - hätte ich ein großes Loch in die Zimmmerdecke machen müssen. Das war mir dann doch zu aufwendig.

Ein Bild von der Oberlinger, sie wäre glaub ich, noch zu haben: http://www.orgelbau-kreienbrink.de/neue_page/gebraucht/gebrauchte Orgeln/Oberlinger-Orgel.html


LG
Michael
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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