Anfängerfragen, traut Euch!

  • Ersteller des Themas violetta
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@Bedelia
Du bist eine Ebene zu tief, weil du schon auf ein Thema geklickt hast. Da kannst du nur noch antworten.
LG, Hekse
 
Wenn ich spiele hört es sich oft abgehackt an. KL sagt, das ich wohl von Takt zu Takt spiele. Wenn ich das Stück fast auswendig, oder auswendig kann wird es etwas besser.
Ich habe vor Monaten mit Brahms Lullaby Waltz Op39 angefangen. Spielt sich mittlerweile gut, aber ich habe Probleme das es sich auch wie ein Lullaby anhört. Ich spiele es nicht besonders gefühlvoll, habe aber auch keine Ahnung, wie ich das anstellen soll.

1. Frage: wie kann ich üben, das nicht alles so abgehackt klingt?

2. Frage: wie kann ich mehr Melodie / Gefühl in das Stück bringen?

Besten Dank :)
 
1. Frage: wie kann ich üben, das nicht alles so abgehackt klingt?

Legato-Spiel ist dafür wichtig. Und vor allem: Suche in jeder Phrase den Höhepunkt. Spiele darauf hin mit leichtem (!) crescendo und phrasiere danach ab mit leichtem diminuendo.

2. Frage: wie kann ich mehr Melodie / Gefühl in das Stück bringen?

Singe die Melodie, dann müsstest du intuitiv Gefühl entwickeln. Wenn du gleichzeitig singst und dazu Klavier spielst, kann sich das Sing-Gefühl aufs Spielen übertragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was auch helfen kann: Sich selber aufnehmen - mit dem Handy kein Thema mehr - und das mal mit Aufnahmen eines Profis auf Youtube vergleichen. Was klingt da anders? Oft fehlt eine klare Zielvorstellung, wo der Klang den hin soll, da kann es helfen, sich andere anzuhören.
 
@mick welche genau hast du dir angeschaut?

(ich hatte etwas zu "geschwindigkeit erhöhen", "wie lange braucht man" und "skype" gesehen, und fand die wirklich gut. Nur das erste Video hatte etwas mit Techniken des Klavierspiels/übens zu tun, die beiden anderen sind ja eher Meinung)
 

Für die Vorbereitung zur Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule sind seine Videos sicherlich nicht geeignet aber ich finde für Anfänger machen sich seine Erklärungen ganz gut.
Oder erzählt er irgendwas falsches?
 
Kannst Du deine fachlichen Bedenken konkretisieren? Gerade als Anfänger wären diese Informationen für mich hilfreich.

Zum einen hat sein eigenes Spiel nicht mal annähernd professionelles Niveau. Das sollte man einem Klavierlehrer nicht durchgehen lassen.

Zum anderen stimmt vieles einfach nicht, was er erzählt - oder es ist zu pauschal. Ich habe nur in zwei Videos hineingeschaut und mich doch streckenweise sehr gewundert. Nur ein paar Beispiele:

Hier ist vielerlei Unfug enthalten. Zu den Betonungen sondert er Gemeinplätze ab und verliert kein Wort darüber, dass Betonungen auf vielfältige Art und Weise erzeugt werden können - keineswegs nur durch Lautstärke. Dann spielt er den Glinka-Walzer extra als Beispiel für eine starke Betonung der 1 und betont dann penetrant die 3. Das ist peinlich.

Was er zu den Bögen sagt, ist in dieser Simplizität auch Quatsch. Zum einen kann man auf dem Cembalo nicht die erste Note eines Bogens forte spielen und die zweite piano. Dass man - sofern es sich bei der Figur um ein Seufzermotiv handelt - die erste Note auf dem Klavier lauter spielt als die zweite, ist zwar im Allgemeinen richtig. Aber beileibe nicht jeder barocke Bogen markiert eine solche Figur. Was er anschließend über die Bögen der Wiener Klassik sagt (immer decrescendo), ist totaler Quatsch. Er beruft sich zwar auf Leopold Mozarts Violinschule - aber da steht das an keiner Stelle.

Was er sich über den Trugschluss zusammen fabuliert, ist auch grotesk - ebenso grotesk wie die falsche Stimmführung, wenn er ihn vorführt.


In einem anderen Video erzählt er was über "Akkordartikulation". Schon der Begriff ist Unsinn, mit Artikulation hat das überhaupt nichts zu tun. Richtig wäre der Begriff Akkordfärbung. Was dann inhaltlich folgt, ist in keiner Weise haltbar. Es ergibt nämlich überhaupt keinen Sinn, grundsätzlich und immer den obersten Ton eines Akkordes zu betonen. Zum einen ist unser Ohr ohnehin diskantorientiert - wir hören die oberste Note selbst dann heraus, wenn sie leiser ist als alle anderen. Wer mal ein Stück gespielt hat, bei dem die Melodie in einer Mittelstimme liegt, wird erstaunt festgestellt haben, wie stark man diese Melodie hervorheben muss, damit sie als führende Stimme erkannt wird. Zum anderen klingen gerade Akkorde, die in Oktaven eingehüllt sind, oft viel besser, wenn man die unterste Stimme (also den Daumen) hervorhebt und nicht den Diskant. Beispielsweise auch im Beginn der 6. Ungarischen Rhapsodie, den er da hinstümpert.

Wäre er ein Amateur, der seine Weisheiten aus Spaß an der Freude im Netz verbreitet, müsste man ihm das nicht übelnehmen. Für jemanden, der anderen Musik beibringen will und dafür Geld verlangt, ist das schon verdammt dürftig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Er beruft sich zwar auf Leopold Mozarts Violinschule - aber da steht das an keiner Stelle.
Hmm, wahrscheinlich meint er die Bemerkung im 7. Hauptstück, 1. Abschnitt:

"Wenn nun in einem musikalischen Stücke 2. 3. 4. und noch mehr Noten durch den Halbcirkel zusammen verbunden werden, daß man daraus erkennet, der Componist wolle solche Noten nicht abgesöndert, sondern in einem Schleifer singbar vorgetragen wissen: so muß man die erste solcher vereinbarten Noten etwas stärker angreifen, die übrigen aber ganz gelind und immer etwas stiller daran schleifen."
 
Hmm, wahrscheinlich meint er die Bemerkung im 7. Hauptstück, 1. Abschnitt:

"Wenn nun in einem musikalischen Stücke 2. 3. 4. und noch mehr Noten durch den Halbcirkel zusammen verbunden werden, daß man daraus erkennet, der Componist wolle solche Noten nicht abgesöndert, sondern in einem Schleifer singbar vorgetragen wissen: so muß man die erste solcher vereinbarten Noten etwas stärker angreifen, die übrigen aber ganz gelind und immer etwas stiller daran schleifen."

Damit ist aber etwas anderes gemeint, nämlich die Tatsache, dass in Sechzehntelketten immer diejenigen Sechzehntel eine Betonung bekommen, die auf die Taktzeiten fallen. Das schreibt er ja auch bei Bögen, die über 8 oder 12 oder 16 Sechzehntel gehen:

"Will man sich nun aber an einen recht langen Bogenstrich gewöhnen; will man viele Noten in einem Striche mit Nachdruck, Deutlichkeit und Gleichheit vorzutragen lernen, und folglich sich recht Meister seines Bogens machen: so kann man mit grossem Nutzen diese ganze Passage an einem einzigen Bogenstriche bald hinauf, bald herunter abspielen. Man vergesse aber nicht bey derersten Note eines ieden Viertheiles den Nachdruck anzubringen, welcher iedes Viertheil von dem andern deutlich unterscheiden muß."

Aus dieser Anleitung den Schluss zu ziehen, dass ein Bogen in der Klassik grundsätzlich ein Decrescendo anzeigt, ist absurd.
 
Damit ist aber etwas anderes gemeint, nämlich die Tatsache, dass in Sechzehntelketten immer diejenigen Sechzehntel eine Betonung bekommen, die auf die Taktzeiten fallen.

Hier geht es um Achtel:

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"Wenn nun in einem musikalischen Stücke 2. 3. 4. und noch mehr Noten durch den Halbcirkel zusammen verbunden werden, daß man daraus erkennet, der Componist wolle solche Noten nicht abgesöndert, sondern in einem Schleifer singbar vorgetragen wissen: so muß man die erste solcher vereinbarten Noten etwas stärker angreifen, die übrigen aber ganz gelind und immer etwas stiller daran schleifen. Man versuche es in den obigen Beyspielen. Man wird sehen, daß die Stärke bald auf das erste, bald auf das andere oder dritte Viertheil, ja oft sogar auf die zworte Helfte des ersten, zwoten oder dritten Viertheils fällt."

Preisfrage: Welche Achtel bekommen eine "Stärke" (Betonung)?

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@mick
Danke, deinen Beitrag finde ich sehr hilfreich. Die Videos, die ich gut fand waren "Verzierungen in der Barockmusik Teil 1" https://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=AP3TdpVx9jM&feature=emb_logo
"Muskelgedächtnis" https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=3VVEJoc7-T0&feature=emb_logo

An den Titel der beiden anderen kann ich mich nicht wirklich erinnern. Ich war am herumzappen. Werde nun noch vorsichtiger mit Lehrvideos sein. Falsche Informationen helfen nicht wirklich weiter.
 
Es ist zwar nicht alles falsch, was er über die Verzierungen der Barockmusik sagt, aber leider bringt er auch hier so manches durcheinander und verschweigt ein paar ganz wichtige Dinge - z.B. dass Verzierungen fast ausnahmslos auf der Zeit und nicht davor ausgeführt werden müssen.
 
Was ist denn sonst noch nicht richtig?
 

Zum Beispiel, dass man beliebig entscheiden kann, einen Trillo mit der Hauptnote zu beginnen. Es gibt ein paar Sonderfälle, wo das möglich oder sogar erforderlich ist, aber es ist keine Geschmacksfrage, über die man mehr oder weniger beliebig entscheiden kann.

Was C.P.E. Bach dem Geschmack des Ausführenden überlässt, ist ohnehin weniger die Ausführung der vom Komponisten festgelegten Verzierungen - für die gibt es ziemlich feste Regeln. Er meint damit vielmehr das Anbringen von Verzierungen an Stellen, an denen sie eben nicht vorgeschrieben sind.

Auch nicht richtig (schon aus dem Grunde, dass es mit dem Barock nichts zu tun hat) sind seine Ausführungen über die Vorschläge bei Figuren wie im Beginn von Mozarts "Alla turca". Man kann die des Öfteren wie vier 16tel spielen, aber es ist nicht immer möglich und an einigen Stellen auch grundfalsch. Warum sollte Haydn beispielsweise in der As-Dur-Sonate diese Spielfigur zweimal unterschiedlich notieren, wenn damit dasselbe gemeint sein soll?

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