Ich habe das gerade mal überflogen. Es ist natürlich schade, dass das schief gegangen ist, aber lass dich nicht entmutigen. Solche Sachen sind jedem von uns passiert.
Allerdings habe ich an einigen Stellen graue Haare bekommen. Also, entweder habe ich keine Ahnung oder man macht inzwischen alles anders oder ... ich weiß es nicht.
Ich würde nie einen Orgelschüler Choralsätze mit Finger und Fußsätzen üben lassen. Das kann nur so enden wie es dann passiert ist. Das sind eben keine Literaturstücke und die kann man so auch nicht üben. Dann passiert es tatsächlich, dass jede Panne im Fingersatz den Spielfluss hemmt.
Ich würde Blattspiel üben. Irgendeinen Choral aufschlagen und spielen. Durchkommen ist wichtig, sonst nichts. Die Leute müssen singen können, mehr nicht. Dann einen anderen Satz, nicht anfangen, an dem Kram wirklich zu üben.
Allerdings ist mir auch unbegreiflich, was da offenbar eine völlig weltfremde Prüfungskommission hören will. Orgelbuchsätze im perfekten Legato mit Fingersätzen? Wer bitte sitzt denn da? Wenn das wirklich so ist, würde ich mir überlegen, die Prüfung bei einer anderen Landeskirche oder einem anderen Bistum zu machen. Wenn ich einen Begleitsatz improvisiere, kann ich auch keinen perfekten Pedalsatz vorher austüfteln. Dann passiert es eben mal, dass man 2x Spitze desselben Fußes nebeneinander nimmt. Das ist dann kein perfektes Legato. Das hat aber noch keinen gestört, selbst im A-Examen nicht. Und an der Qualität der Begleitung ändert das auch nichts. Da geht es doch um ganz andere Sachen.
Mir wäre es auch als Prüfer lieber, wenn ein Kandidat frei harmonisiert. Wenn jemand das gut macht, zwinge ich den doch nicht, einen mehr oder minder guten Orgelbuchsatz zu spielen. Das Buch ist doch nur die Krücke, wenn man es nicht anders kann. Auch da habe ich wenig Verständnis für diejenigen, die solche Vorgaben machen und damit Leute mutwillig und unnötig tyrannisieren.
Es stellt sich ja auch musikalisch die Frage, was ein perfektes Legato bringen soll. Für die Gemeinde wird es selbst bei wenig Nachhall eher undeutlich. Wenn ich eine Gemeinde führen will, ist ein Mittel dazu die deutliche Artikulation. Ich würde dringend davon abraten, auf ein Legato hinzuarbeiten. Das war im 19. Jh. en vogue, hat sich aber nur mäßig bewährt. Man verstehe mich nicht falsch: Es geht nicht um "löcheriges" oder zerhacktes Choralspiel, aber um Deutlichkeit.
Eine Stimmenübernahme von einer Mittelstimme in eine andere Hand würd ich nur bei Notwendigkeit empfehlen. Im zitierten Satz zu EG 330 finde ich das an allen eingezeichneten Stellen unnötig, den Alt links zu nehmen, ebenso schrecklich und lähmend sind die stummen Fingerwechsel.
Grundsätzlich mag ich eigentlich keinem Kollegen in einem solchen Forum in den Unterricht hineinreden, aber nur soviel: Ich würde auch jedem die Ausgaben von Dupré verbieten. Mit diesen Fingersätzen Bach zu spielen ist stilistisch völlig daneben und unzweckmäßig, denn auch diese sind auf Legato hin ausgelegt und genau das soll es ja nicht werden.
Schöne Grüße
Axel