Die rechte Hand spielt die Anfangsfigur versetzt über drei Oktaven, dabei kommen Terzen vor.
allem vorweg:
was ich beschreibe, muss man nicht machen!
Der berühmte Anfang der Ondine bringt zwei Varianten einer klangmalerischen quasi welligen Spielfigur. Sie besteht aus einer Kombination eines Dreiklangs (I-III-V) mit der Sexte (VI) als Einzelton. Diese unterscheiden sich für das Spielen beträchtlich:
• Variante 1 repetiert nur den Dreiklang
• Variante 2 repetiert sowohl den Dreiklang, als auch den Einzelton
Um automatisch ohne Mühe zwischen beiden Varianten wechseln zu können, hilft eine Art motorischer Konditionierung:
• Variante 1 mit 1-2-4 für den Akkord: also 4-5-4-4-5-4-4-5
• Variante 2 mit 1-2-3 für den Akkord: also 3-5-5-3-5-3-3-5
Die Konditionierung besteht also darin, die von Figur 1 abweichende Repetition des 5. Fingers mit der Bewegungsfolge 3-5 zu verbinden.
(Notenbeispiel 1)
Ondine ist schwierig genug und jeder der 10 Finger hat genügend zu tun – für das Ausführen können solcher Spielfiguren sollte vorab ein Niveau erreicht sein, auf welchem so ziemlich alle Kombinationen von Fingerfolgen gewährleistet sind! Das gilt auch für schnelles abwechselndes Spielen/Bewegen des 4. und 5. Fingers (ohne das wären z.B. die später vorkommenden Doppelgriffkaskaden kaum spielbar).
Die in
Takt 15 erstmals auftauchende Spielfigur über drei Oktaven ist abgeleitet von Variante 1
(Notenbeispiel 2 zeigt das)
Deshalb empfehle ich, hier den Fingersatz von Variante 1 zu wählen, also die Terz eis-gis mit 2-4 (jedenfalls in den beiden oberen Oktaven). In der unteren Oktave kann man, wenn man mag, davon abweichen.
(Notenbeispiel 3)
Auf gar keinen Fall sollte man die tiefste Terz mit 1-2 oder 1-3 nehmen! So etwas kommt zwar in einigen späteren Varianten dieser Spielfigur vor, aber diese unterscheiden sich von Takt 15 und ähnlichen beträchtlich!
(Notenbeispiel 4)
Die Spielfigur selber mit minimalen Bewegungen, gar nicht in den Tastenboden hinein, so leise wie möglich - aber aufpassen: unten muss sie etwas leiser als ganz oben sein, also in der hohen Oktavlage dürfen die Spitzentöne herausleuchten. Vorsicht ist ganz unten geboten, dass das nicht versehentlich zu laut wird. -- lange Zeit pp stacc. üben, auch wenn das scheinbar nervt - es hilft; und die Hand
nicht spreizen, die Finger ziemlich flach halten.
Gruß, Rolf
@ SanTe
nach meiner Erfahrung mit Gaspard de la Nuit ist Ondine nicht leichter als Scarbo, aber anders - und massiv aufgetürmte, teils sogar exotische Schwierigkeiten, hat sie durchaus. Aber das darf der Hörer natürlich nicht merken!