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Vor kurzem war ich auf einem Klavier-Klassenabend und habe nur zugehört. Manche haben sich verspielt, manche sind auch rausgeflogen (wobei sie das sehr gut kaschiert haben) andere nicht. Die eine spielte so, dass ich dachte "naja, klingt ganz nett, aber da fehlt noch viel", bei der anderen dafür "Toll, das ist wirklich gut gespielt und es macht Spaß, zuzuhören." Erstaunlicherweise (?) war das völlig unabhängig davon, ob jemand hörbare Fehler gespielt hat oder nicht.
Ich habe dann nachgedacht, was eigentlich, grob gesagt, den Eindruck von Professionalität verleiht, und bin ganz grob auf nur drei Dinge gekommen - wobei da natürlich viel zusammengefasst ist. Diese Gedanken möchte ich einfach mit euch teilen, vielleicht interessiert es jemanden. Ansonsten einfach jetzt nicht mehr weiterlesen und sich nicht aufregen
1. Rhythmische und metrische Präzision
2. Richtungssinn
3. Vertikale und horizontale Klangqualität
Wenn diese drei Dinge voll entwickelt sind, wird das Klavierspiel professionell und schön klingen. Voll entwickelt bedeutet, es nicht nur verstanden und verinnerlicht zu haben - es muss von innen kommen. Diese drei Dinge machen einen noch nicht zum Superstar, aber sie bedeuten den großen Unterschied zwischen dem, was im Radio kommt und dem, was man auf einem Schülervorspiel hört.
Vermutlich ist der eine oder andere von den drei Punkten überrascht, ich bin es auch ein bisschen, glaube aber trotzdem, dass sie stimmen. Kurze Erklärung, was ich damit meine:
Zu 1. Rhythmischer und metrischer Präzision:
Immer wenn ich Kammermusik spiele oder manchen Leuten zuhöre, wird mir klar: Rhythmisch ganz genau zu spielen, sowie ein inneres Gespür für Puls / Tempo zu haben, gehört mit zum Anspruchsvollsten in der Musik überhaupt. Da wird verlangsamt, verkürzt, aufgeweicht oder ganz falsch gespielt, und obwohl das häufig nur feinste Nuancen sind und obwohl "man doch den Rhythmus spielt", geht genau in diesen kleinen Ungenauigkeiten der Sinn, die Rundung, der Bogen, und damit die Qualität verloren.
Zu 2. Richtungssinn:
Richtungssinn und Rhythmus / Metrum hängen miteinander zusammen. Ich meine damit grob gesagt das Verständnis von harmonischer, melodischer und rhythmischer Entwicklung, Phrasen und Bögen, sowohl im kleinsten Detail von manchmal nur zwei Tönen über Motive, Themen, längeren Abschnitten bis hin zum ganzen Satz und ganzen Werk. Der Richtungssinn äußert sich im agogischen und dynamischen Umgang mit dem Werk und dem "Gestus", mit dem gespielt wird. Er macht wahllos aneinandergereihte Töne zu einer Melodie mit Richtung - und Ziel.
Zu 3. Klangqualität: Das ist das, was hier oft diskutiert wird. Anschlagskultur, Pedalspiel, Legatospiel, dynamische Abstufung von Akkorden oder Händen und so weiter. Ohne diesen Punkt klingt natürlich alles grob und hässlich. Ich denke aber, dass ein Stück, welches 1) und 2) besitzt und 3) nicht, als angenehmer empfunden wird als eines, das 3) besitzt und die anderen beiden nicht hat.
Vielleicht hilft das ja dem einen oder anderen
Viele Grüße.
Ich habe dann nachgedacht, was eigentlich, grob gesagt, den Eindruck von Professionalität verleiht, und bin ganz grob auf nur drei Dinge gekommen - wobei da natürlich viel zusammengefasst ist. Diese Gedanken möchte ich einfach mit euch teilen, vielleicht interessiert es jemanden. Ansonsten einfach jetzt nicht mehr weiterlesen und sich nicht aufregen
1. Rhythmische und metrische Präzision
2. Richtungssinn
3. Vertikale und horizontale Klangqualität
Wenn diese drei Dinge voll entwickelt sind, wird das Klavierspiel professionell und schön klingen. Voll entwickelt bedeutet, es nicht nur verstanden und verinnerlicht zu haben - es muss von innen kommen. Diese drei Dinge machen einen noch nicht zum Superstar, aber sie bedeuten den großen Unterschied zwischen dem, was im Radio kommt und dem, was man auf einem Schülervorspiel hört.
Vermutlich ist der eine oder andere von den drei Punkten überrascht, ich bin es auch ein bisschen, glaube aber trotzdem, dass sie stimmen. Kurze Erklärung, was ich damit meine:
Zu 1. Rhythmischer und metrischer Präzision:
Immer wenn ich Kammermusik spiele oder manchen Leuten zuhöre, wird mir klar: Rhythmisch ganz genau zu spielen, sowie ein inneres Gespür für Puls / Tempo zu haben, gehört mit zum Anspruchsvollsten in der Musik überhaupt. Da wird verlangsamt, verkürzt, aufgeweicht oder ganz falsch gespielt, und obwohl das häufig nur feinste Nuancen sind und obwohl "man doch den Rhythmus spielt", geht genau in diesen kleinen Ungenauigkeiten der Sinn, die Rundung, der Bogen, und damit die Qualität verloren.
Zu 2. Richtungssinn:
Richtungssinn und Rhythmus / Metrum hängen miteinander zusammen. Ich meine damit grob gesagt das Verständnis von harmonischer, melodischer und rhythmischer Entwicklung, Phrasen und Bögen, sowohl im kleinsten Detail von manchmal nur zwei Tönen über Motive, Themen, längeren Abschnitten bis hin zum ganzen Satz und ganzen Werk. Der Richtungssinn äußert sich im agogischen und dynamischen Umgang mit dem Werk und dem "Gestus", mit dem gespielt wird. Er macht wahllos aneinandergereihte Töne zu einer Melodie mit Richtung - und Ziel.
Zu 3. Klangqualität: Das ist das, was hier oft diskutiert wird. Anschlagskultur, Pedalspiel, Legatospiel, dynamische Abstufung von Akkorden oder Händen und so weiter. Ohne diesen Punkt klingt natürlich alles grob und hässlich. Ich denke aber, dass ein Stück, welches 1) und 2) besitzt und 3) nicht, als angenehmer empfunden wird als eines, das 3) besitzt und die anderen beiden nicht hat.
Vielleicht hilft das ja dem einen oder anderen
Viele Grüße.