Steingräber & Söhne Flügel

Hallo,

Michael war schneller :D
und: wir liegen offensichtlich eh auf der gleichen Wellenlänge..
lg
Gerhard
 
Man kauft ein neues Produkt, das 100 Jahre hält und den Käufer mit relativ wenig Investitionen um viele Jahre überlebt. Das gibt es in fast keiner Branche und bei anderen Instrumenten auch nicht. Nicht mal bei den Streichern.

Was die Streicher anbelangt möchte ich widersprechen: Ein Bekannter von mir spielt auf einer Violine von Carlo Giuseppe Testore (c. 1665 – 1716). Mitunter stellt er bei einem Konzert dem Publikum die theoretische Frage :

"Zeigen Sie mir einen Gegenstand, der 300 Jahre alt ist, täglich in Gebrauch und besser als ein Neuer !".

MfG

Wolfgang
 
Hallo,

warum widersprechen?

Er hat die Geige bestimmt nicht neu gekauft

Ich habe ja deshalb extra geschrieben "bei neuen Instrumenten"

Bei gebrauchten Geigen schaut das natürlich anders aus, da kann man schnell ein paar Milliönchen loswerden.

Da werden sogar Konzertflügelkäufe zu Schnäppchen.

Shigeru

Was die Streicher anbelangt möchte ich widersprechen: Ein Bekannter von mir spielt auf einer Violine von Carlo Giuseppe Testore (c. 1665 – 1716). Mitunter stellt er bei einem Konzert dem Publikum die theoretische Frage :

"Zeigen Sie mir einen Gegenstand, der 300 Jahre alt ist, täglich in Gebrauch und besser als ein Neuer !".

MfG

Wolfgang
 
Hallo Michael,

Steht denn fest, dass ein ordentliches chinesisches Klavier (beispielsweise Hailun) nach 30 Jahren schon Schrott ist?

Steht denn fest, dass die Herstellung eines (beispielsweise) Hailun umweltschädlicher ist als die eines Steingräbers?

Steht fest, dass ein (beispielsweise) Hailun schlechter klingt, weil es nur ein Fünftel des Steingräbers kostet?

Und steht fest, dass bei der Herstellung des (beispielsweise) Hailuns Arbeiter ausgebeutet wurden?

Oder sind das möglicherweise Vorurteile?

Gruß,
Mark
*der sich an der Maxime "deutsche Klaviere halten ewig" heftigst die Finger verbrannt hat*
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Mark,
natürlich steht nichts davon fest. Aber die genannten Vorurteile haben sich eben immer wieder bei anderen Produkten bestätigt.
Außerdem unterstütze ich lieber ein traditionelles europäisches Unternehmen, als eine Firma, die im Klavierbau ein reines Profitgeschäft sieht. (Warum sollten Chinesen wohl sonst ein westliches Kulturgut pflegen?!).
Und bei den Preisen, die für chinesische Produkte verlangt werden, muss man ja wohl davon ausgehen, dass unsere qualitativen und ethischen Vorstellungen gar nicht eingehalten werden können.
Stichworte: Mindestlohn, Nachhaltigkeit, individueller Service... .
 
Für ein sehr gutes neues Klavier aus deutscher Produktion muss man heute zwischen 8000 und 20000 € (oder mehr) hinlegen und das ist für viele Familien (die es im Gegensatz zu mir nicht von der Steuer absetzen können) fast oder total unbezahlbar.

Naja, aber im Zweifelsfall legt die gleiche Familie ohne mit der Wimper zu zucken das zwei- oder dreifache für ein Auto oder das 15fache und mehr für ein Haus hin und niemand schreit, dass Autos oder Häuser zu teuer und unerschwinglich für Einzelne sind. Ich glaube auch, dass es garnicht um den Betrag geht, sondern um die Wertschätzung, und damit um die Prioritäten jedes Einzelnen.

Als ich Michael gegenüber mal meinte, Klavierspielen sei doch ein teures Hobby, hat er eine interessante Rechnung aufgemacht: Wenn ich Instrument und Unterricht zusammennehme, mir dann überlege, wie viele Stunden Unterhaltung, Spaß, Beschäftigung, Befriedigung etc. mir das über die Jahre bringt, und ich das dann mal z.B. mit Tennisstunden, Abenteuerurlaub oder Ähnlichem vergleiche, die Stunde Beschäftigung am Klavier letztlich ein günstiges Hobby ist.

Letztlich ist es doch die Entscheidung jedes Einzelnen: Was ist mir das Klavierspielen wert, und was ist mir Anderes wert. Da gibt es für meine Begriffe kein richtig und kein falsch.

lavendel
 
Hallo Michael,

Steht denn fest, dass ein ordentliches chinesisches Klavier (beispielsweise Hailun) nach 30 Jahren schon Schrott ist?

Steht denn fest, dass die Herstellung eines (beispielsweise) Hailun umweltschädlicher ist als die eines Steingräbers?

Steht fest, dass ein (beispielsweise) Hailun schlechter klingt, weil es nur ein Fünftel des Steingräbers kostet?

Und steht fest, dass bei der Herstellung des (beispielsweise) Hailuns Arbeiter ausgebeutet wurden?

Oder sind das möglicherweise Vorurteile?

Gruß,
Mark
*der sich an der Maxime "deutsche Klaviere halten ewig" heftigst die Finger verbrannt hat*

Hallo Mark,

Es steht fest, dass ein ordentliches chinesisches Klavier nach 30 Jahren fast genauso schwer ist wie ein neues.:cool:

Es steht fest, dass sich eine Reparatur nach 30 Jahren in den allermeisten Fällen nicht lohnt.

Es steht fest, dass die Umweltauflagen in China bzgl. der Polyesterungen - ach was rede ich... Eine Auflage der zufolge Bösendorfer nach Wiener Neustadt übersiedelt sei und nur noch dort eine sündteure Filteranlage installieren durfte. In Wien wäre es nach Stand der Technik nicht möglich gewesen. (Luftreinhaltegesetz)

Es steht fest, dass viele Flüsse in China jetzt 2010 eine ähnliche Verschmutzung der Flüsse haben, wir hier in den 1970er Jahren, als die Schornsteine noch rauchten und das Wasser der Abfalleimer war.

Es steht nicht fest, ob in 30 Jahren ein chinesisches oder ein deutsches Klavier überhaupt noch irgendjemand ordentlich richten kann. An die ersten Anzeichen dafür hast Du Dir die Finger verbrannt, was ich sehr bedaure.

Meine Arbeit geht in die andere Richtung. Wenn ich die Materialen zusammen zähle, die ein frisch restauriertes Steingräber beispielsweise benötigt hat, dann ist das ein Bruchteil dessen, was ein Schrottklavier, dass sich dafür fabriksneu schimpfen darf, an Ressourcen verbraucht hat. Und es spielt bei sorgsamer Pflege weitere 3 Schrottklavierleben lang. Vom klanglichen will ich gar nicht reden.

LG
Michael
 
Naja, aber im Zweifelsfall legt die gleiche Familie ohne mit der Wimper zu zucken das zwei- oder dreifache für ein Auto oder das 15fache und mehr für ein Haus hin und niemand schreit, dass Autos oder Häuser zu teuer und unerschwinglich für Einzelne sind.

Ich bewundere, um nicht zu sagen: beneide, den Wohlstand der Familie, die "ohne mit der Wimper zu zucken" für ein Auto das zwei- oder dreifache von 8000 bis 20000 Euro (macht summa summarum 16000 bis 60000 Euro) hinlegen kann. Oder gar das 15fache (sprich 120000 bis 300000) und mehr für ein Haus.

ICH kann mir diese Preise nicht leisten, und müsste lange an einer Anleihe abstottern.

@ Michael: ich spiele mal ein wenig Teufelsadvokat...

Du sagst, eine Reparatur lohnt sich nach 30 Jahren in den allermeisten Fällen nicht mehr - das gilt aber nicht nur für chinesische Klaviere. Oder?

Und andersherum: was heißt eigentlich "lohnt"? Die Reparatur "lohnt" sich doch überhaupt erst, wenn das Klavier ein teures ist. Damit ist das (teure) deutsche Klavier von vornherein im Vorteil, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass das (billige) chinesische nach 30 Jahren technisch gesehen Schrott ist. Lediglich der niedrige Marktwert des chin. Klaviers macht, dass die Reparatur sich nicht mehr lohnt.

Mich würde es brennend interessieren, zu sehen, wie ein neues Wendl & Lung, Boston oder Hailun sich bei gleicher Benutzung, Wartung und Pflege über die Jahrzehnte hält, im Vergleich zu einem Seiler, Sauter, usw.

Ciao,
Mark
P.S.: ein 1965er VW Käfer wurde auch hergestellt, als Europa noch verschmutzt war. Deswegen ist er heute nicht weniger erhaltenswert.:wink:
 
Ich bewundere, um nicht zu sagen: beneide, den Wohlstand der Familie, die "ohne mit der Wimper zu zucken" für ein Auto das zwei- oder dreifache von 8000 bis 20000 Euro (macht summa summarum 16000 bis 60000 Euro) hinlegen kann. Oder gar das 15fache (sprich 120000 bis 300000) und mehr für ein Haus.

ICH kann mir diese Preise nicht leisten, und müsste lange an einer Anleihe abstottern.

Ich kann mir das auch nicht leisten, fahre ein kleines Auto und wohne zur Miete. Aber sieh Dir all die großen Autos auf den Straßen an und die Eigenheime, die zumindest in Deutschland aus dem Boden schießen. Von meinen Kollegen hat mehr als die Hälfte ein Haus, im Freundeskreis auch, und das sind alles ganz normale Menschen mit ganz normalen Jobs. Und eben anderen Prioritäten als ich mit meinen Instrumenten und meinem Klavierunterricht.

lavendel
 
Die Diskussion gleitet voll ab.
Der eigentliche Einwurf war lediglich, dass die Preise der Japanischen Instrumente auch schon ziemlich überzogen sind.
Warum sollte ich für einen Asien-Flügel 10.000,- Euro mehr bezahlen als für einen in Deutschland gebauten Steingraeber? :confused:
 
Ich stimme Klimperer gänzlich zu !
Was ist denn eigentlich Qualität ? Wenn man die klangliche Streuung mehrerer Klaviere der selben Baureihe außer acht lässt, dann bleibt die Technik -Konstruktion, Material, Zusammenbau ? Man kann z.B. Stimmnägel per Hand montieren oder dieselbe Arbeit einer Maschine überlassen ? Was ist qualitativ besser und was ist günstiger ?
 

... Aber sieh Dir all die großen Autos auf den Straßen an und die Eigenheime, die zumindest in Deutschland aus dem Boden schießen. Von meinen Kollegen hat mehr als die Hälfte ein Haus, im Freundeskreis auch, und das sind alles ganz normale Menschen mit ganz normalen Jobs...
lavendel

Und dieser Artikel beschreibt sehr schön, warum die sich trotzdem kein neues Klavier aus deutscher Produktion kaufen. Jammerschade, aber das wird sich wohl kaum ändern.
 
Ohne mit der Wimper zu zucken geht das Haus bauen/kaufen bei Normalos nicht. Aber oft ist es so, dass man zuerst das Haus anstrebt, dann kommen die Kinder (evtl. fällt dann auch noch ein Job weg) und dann kommt der Klavierwunsch (Kinder) und die Frage, wie man das realisiert, da man schon mit der Tilgung des Hauses genug "beschäftigt" ist und evtl. auch bald mal wieder ein Autokauf ansteht. Da sitzen die Tausender nicht mehr soooo locker. :-(

Ich kann mir das auch nicht leisten, fahre ein kleines Auto und wohne zur Miete. Aber sieh Dir all die großen Autos auf den Straßen an und die Eigenheime, die zumindest in Deutschland aus dem Boden schießen. Von meinen Kollegen hat mehr als die Hälfte ein Haus, im Freundeskreis auch, und das sind alles ganz normale Menschen mit ganz normalen Jobs. Und eben anderen Prioritäten als ich mit meinen Instrumenten und meinem Klavierunterricht.

lavendel
 
Und dieser Artikel beschreibt, dass ja nochmal alles gut gegangen ist.

Aber wenn man sich fogende Sätze aus dem genannten Artikel anschaut, dann darf man fragen : für wie lange...?

Zitat 1:
"Mit einer Modelloffensive will Schimmel ab Mai verstärkt ins Premiumsegment streben - und damit zum größeren Rivalen Steinway & Sons aufschließen."

Zitat 2:
"Selbst Steinway & Sons musste sich durch den Verkauf von Millionen Aktien an Samick frisches Kapital besorgen."

Da kann man nur hoffen, Schimmel schließt nicht zu Steinway auf...

MfG

Wolfgang
 
Ich frage mich, was noch aus der Branche werden soll.
Yamaha: Bösendorfer, Schimmel, Grotrian (soweit ich weiß)
Samick: Bechstein, Seiler, S&S
Irgendwann teilen die den Markt unter sich auf.
 

Zurück
Top Bottom