Walter Niemann

K

Kafkaesk

Guest
Hallo liebe Clavio-Gemeinde!
Ich weiß, dass es schon einen Thread zu diesem Komponisten gibt, gerne würde ich aber versuchen eine neue Diskussionsrunde zu erstellen, in der es um das Werk des "deutschen Impressionisten" gehen soll.
Da Niemann mein Lieblingskomponist ist, widme ich ihm derzeit meine gesamte Aufmerksamkeit im Bezug auf die Komplettierung seines Oevres.

Eine kleine Biografie Walter Niemanns:
Walter Rudolf Niemann wurde am 10. Oktober 1876 in Hamburg in eine Musikerfamilie hineingeboren. Seine Kindheit beschreibt Niemann in seiner Autobiografie als sehr schöne Zeit, die seine Musik prägen sollte (Wanderungen mit dem Vater), wenn er sich auch mit der Schule, insbesondere den Fächern Sport und Mathe, nicht anfreunden konnte.
Niemann studierte bei Reinecke und Humperdinck, zu letzterem hatte er ein gutes Verhältnis, obwohl dieser ein sehr wortkarger Lehrer war.
1901 pormovierte Niemann zum Doktor der Philosophie und war zunächst als Musikkritiker tätig. Ab 1917 widmete er sich der Komposition und ab den 1930ern wirkte er auch als Pianist.
Sein Leben ist von vielen Erfolgen, einem unstillbaren Drang zum Komponieren und vielen Niederlagen gekennzeichnet. Während des Krieges verarmte der Hamburger/Leipziger Komponist und wurde von Freunden finanziell unterstützt.
Nieman starb am 17. Juli 1953 in vollkommener Vergessenheit in seiner Wohnung in Leipzig.

Für weitere Informationen empfehle ich euch das Buch "Mein Leben fürs Klavier: Rückblicke und Ausblicke" (Staccato-Verlag, 2008) und die Website: http://www.romana-hamburg.de/Niemann.htm

Zu Niemanns Werk:
Das Schaffen Walter Niemanns ist fast ausschließlich dem Klavier gewidmet, weshalb ich ihn als einen der großen Klavierkomponisten ansehen würde, wobei man sagen muss, das die meisten Werke Hausmusik sind, und von wenig musikalischem Gehalt gesprägt sind. Daneben stehen die großen Zyklen, wie Alt-China, Wasserpastelle, Hamburg, Porzellan, Japan und Co., welche interessante Harmonien und Farben beinhalten.







Als Pianophilia-Mitglied bin ich an viele Noten von Walter Niemann gelagt und habe in Eigenrecherche Werke Niemanns gesichtet und kopiert. Dennoch bleiben einige Lücken, die hoffentlich geschlossen werden können (z.B. Opp. 151, 58, 64a, 156, 157, 159, 164, 171 - 180,...) Ich habe bereits Bibliotheken und Archive angefragt, um das Gröbste per Fernleihe zu bekommen. Jetzt geht es an die Substanz. Durch das Staatsarchiv Sachsen bin ich an eine Kopie von den Drei Tangoimpressionen, Op. 170 gelangt und habe bereits den Japanischen Wandbehang bestellt. Desweiteren habe ich die Tochter des Inhabers der Manuskripte und Notenhefte (von Niemann selbst!) angefragt, aber keine Antwort erhalten (ich habe sie Anfang Dezember angefragt).
Ich bitte um eure Mithilfe und freue mich auf alle Informationen!

Liebe Grüße,
Kafkaesk
 
Ich kenne in Berlin eine sehr begabte Frau im Auffinden von Noten ,ich schicke sie mal in die Spur wenn wir Zeit haben . Sie hat mir ,für eines meiner letzten Programme ,aus der ganzen Welt Noten geräubert
Ann
 
Ich spiele mal den advocatus diaboli::teufel:
Warum dieser Aufwand in der Auseinandersetzung mit einem Komponisten, der bestenfalls zweit- oder drittrangig ist? Du schreibst es ja selbst: Seine Werke sind "von wenig musikalischem Gehalt gesprägt". Wie man einen solchen Komponisten zu seinem "Lieblingskomponisten" erklären kann, verstehe ich nicht ganz - bei aller Achtung vor Liebhaber- und Sammlertätigkeiten.
Vermutlich hat der große Erkunder der Eigenliebe und der Eitelkeit den dahinterstehenden Mechanismus gut beschrieben: „Meistens widersetzt man sich voller Starrsinn den Ansichten, die allgemein gelten, mehr aus Stolz als aus Mangel an Einsicht: Die vordersten Plätze am richtigen Ort sind schon besetzt, und hintere will man nicht.“ (La Rochefoucauld: Maximes et réflexions morales, Nr. 234) Das scheint mir auch der Grund zu sein, warum manche auf Bach, Mozart oder Beethoven geringschätzig herabschauen: Es ist zu allgemein bekannt, dass sie die Größten sind, und die Plätze ihrer Bewunderer sind überfüllt. Da suchen sich manche lieber sogenannte "Geheimtipps" oder Außenseiter und beackern die.
(Gibt hier auch einen, der Louis Moreau Gottschalk seinen "Lieblingskomponisten" nennt, bei dem spielen wohl ähnliche Mechanismen eine Rolle ... :blöd:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne in Berlin eine sehr begabte Frau im Auffinden von Noten ,ich schicke sie mal in die Spur wenn wir Zeit haben . Sie hat mir ,für eines meiner letzten Programme ,aus der ganzen Welt Noten geräubert
Ann

Das wäre richtig cool! ich würde mich sehr freuen! Vielleicht hat sie mehr Glück und Geschick beim Auffinden der Noten ;)

Ich spiele mal den advocatus diaboli::teufel:
Warum dieser Aufwand in der Auseinandersetzung mit einem Komponisten, der bestenfalls zweit- oder drittrangig ist? Du schreibst es ja selbst: Seine Werke sind "von wenig musikalischem Gehalt gesprägt". Wie man einen solchen Komponisten zu seinem "Lieblingskomponisten" erklären kann, verstehe ich nicht ganz - bei aller Achtung vor Liebhaber- und Sammlertätigkeiten.
Vermutlich hat der große Erkunder der Eigenliebe und der Eitelkeit den dahinterstehenden Mechanismus gut beschrieben: „Meistens widersetzt man sich voller Starrsinn den Ansichten, die allgemein gelten, mehr aus Stolz als aus Mangel an Einsicht: Die vordersten Plätze am richtigen Ort sind schon besetzt, und hintere will man nicht.“ (La Rochefoucauld: Maximes et réflexions morales, Nr. 234) Das scheint mir auch der Grund zu sein, warum manche auf Bach, Mozart oder Beethoven geringschätzig herabschauen: Es ist zu allgemein bekannt, dass sie die Größten sind, und die Plätze ihrer Bewunderer sind überfüllt. Da suchen sich manche lieber sogenannte "Geheimtipps" oder Außenseiter und beackern die.
(Gibt hier auch einen, der Louis Moreau Gottschalk seinen "Lieblingskomponisten" nennt, bei dem spielen wohl ähnliche Mechanismen eine Rolle ... :blöd:)

Walter Niemann ist mein Lieblingskomponist, da er eben nicht die größte Kunstmusik schreiben wollte. Er hat seine Traumreisen festgehalten und lädt den Hausmusiker ein, mit ihm auf die Reise zu gehen. Dies fasziniert mich an Niemann so sehr und deswegen mag ich seine Musik! :D
Man sollte, und das spreche ich mit Vorsicht aus, Komponisten nicht mit anderen vergleichen, sondern sie an dem messen, für was sie stehen wollten. Bei Niemann ist es ganz klar, dass dieser Hausmusikkomponist ist und sein wollte. Seine Miniaturen wären im Konzert fehl am Platz. Ob man die Kunst und das Kunstverständnis des Komponisten teilt oder nicht, bleibt dabei jedem selbst überlassen.
Manchmal braucht man nicht die größte Musik von Welt, denn manchmal ist auch ein einfaches "berieseln" lassen mal ganz angenehm :super:
Die besten Werke der unbekannten Komponisten sind manchmal genauso gut, wie die beschissenen Werke der großen Komponisten. Das ist meine Ansicht dazu. ;-)
 
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