Hallo Jennifer,
Du schreibst an die Klavierbegeisterten, an „Hobby-Pianisten“, wobei ich die Bezeichnung Amateur-Pianist bevorzuge. Hobby klingt mir zu flach, das Klavierspiel ist bei mir und bei vielen anderen in Clavio mehr als ein Hobby, es ist eine Leidenschaft, die das Leben nicht nur bereichert, sondern ein Teil des Lebens ist. Dieser Leidenschaft fröne ich sicher schon viele Jahre länger, als Du alt bist, jedenfalls bin ich über 18.
Jetzt ist in diesem Faden schon viel geschrieben worden, ich kann aber nicht umhin, auch noch meinen Senf dazu zu geben.
Ich war in Deinen Workshop eingestiegen, nicht unbedingt um was zu lernen, sondern Dich als Studentin in Deiner Arbeit zu unterstützen und Dir mit meinem Beitrag zu Deinem Master zu verhelfen. Brav habe ich alle Punkte gesetzt, bin aber zu doof, nach dem Umstieg auf die andere Internetseite wieder zurück zu kommen um mir die Anleitung zu holen, was ich denn auf der anderen Seite tun soll. Dann war mir das zu blöd und ich bin ausgestiegen.
Deine Tipps zum Üben von „fünf verschiedenen Klavierpositionen“ sind wohl Zusammenfassungen aus den Werken, die Du im Quellenverzeichnis aufführst. (Was sind Klavierpositionen? Wohl eher Spieltechniken.)
Ich nehme daraus zunächst mal den Abschnitt „Oktaven“. Die Punkte 1) bis 5) sind eigentlich Allgemeinplätze. Mir fehlt eine Strategie für den gequälten Mitmenschen, der z.B. in der „Oktavenpolonaise“ von Chopin feststellt: „Immer im zweiten Teil der Wiederholung der Oktavenstelle im Trio verkrampft sich mein linker Unterarm, immer an derselben Stelle“. Oder Gleiches in den Funerailles von Liszt. Dieser arme Spieler wird sagen, dass ihm wenig geholfen ist, wenn er hört, er solle einfach locker spielen.
Abschnitt „Triller“: alles gut und recht, aber mir fehlen Beispiele aus der Literatur, in denen die Musik einfach danach schreit, andere Finger zu nehmen als 2 und 3 der rechten Hand. Schnelle Triller sind was Feines, in einem langsamen Nocturne sollte sich aber die Geschwindigkeit des Trillern sich dem Gesamteindruck des Stückes anpassen. – Es fehlt meines Erachtens auch die Herangehensweise für Triller in der linken Hand, bei denen sich so mancher Amateurspieler schwer tut.
Willst Du Glissandi in Deinem Spiel haben, suche ein Stück, das von dieser Spielweise nur so strotzt: z.B. die Glissando-Mazurka von Ernest Lecuona – ein Zugabestück, das jedes Publikum freut. Da lernen sich Glissandi fast von alleine. – Mir fehlt die Behandlung von Oktavenglissandi, z.B. für die Waldsteinsonate.
Generell fehlen mir Stellen aus der Literatur, in denen die genannten Aufgaben beispielhaft vorkommen. I´m sorry, aber die Behandlung der verschiedenen Spieltechniken sind mir wahrlich zu technisch und zu wenig musikalisch.
Selbst die Klavieramateure wollen nicht nur Klavier spielen, sondern Musik machen, schöne Musik machen!
Dir wünsche ich trotzdem gutes Gelingen für Deine Masterarbeit und alles Gute für Deine berufliche Zukunft – liebe Grüße
Walter