Schubert 4 Impromptus D899 / op.90

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
  • Erstellungsdatum

Pianojayjay

Pianojayjay

Dabei seit
17. Mai 2013
Beiträge
6.495
Reaktionen
7.130
Da in anderen Fäden immer wieder auf die 4 Impromptus eingegangen wurde, eröffne ich hier nun einen eigenen Beitrag. Die meisten von Euch werden sich sicherlich mit diesem Zyklus schon einmal beschäftigt haben, vorwiegend mit dem dritten in Ges Dur. Für mich ist dies wie eine Sonate (der 2. Zyklus war wohl sogar als eine solche gedacht). Musikalisch finde ich persönlich den Einstieg des ersten am schwierigsten. Es beginnt mit einer simplen Melodie, die sich dann immer weiter entwickelt, variiert wird. Aber diese ersten vielleicht 16 Takte sind musikalisch verdammt schwierig zu gestalten. Kein Ton darf zuviel oder zu wenig betont werden, die Melodie muss fortschreiten, aber man muss im Tempo bleiben... vielleicht spiele ich es Samstag Nachmittag einmal bei @Marlene. Das zweite hat seine Tücken vor allem in der Übephase. Man tüftelt sehr lange an den richtigen Fingersätzen, diese sind das a und o. Außerdem muss man höllisch aufpassen, dass man das Pedal nur behutsam einsetzt, oftmals nur 1/2 oder 1/4 nutzt. Das dritte hat seine Reize in den großen Bögen, der Wahl der Tempi und der Präzisen Aussprache der Achtelbewegungen. Das vierte dann muss wiederum genau im Tempo gespielt werden, man neigt hier zu Schwankungen und auch hier liegt die Herausforderung in der Präzision der 16.-tel.

Ich arbeite hieran derzeit mit einem Pianisten, der mir von @Destenay empfohlen wurde. Bei ihm lerne ich, wie ich vor allem genau den Notentext zu beachten und Ruhe in die Musik zu bekommen. Für mich ist dieser Zyklus eine wunderbare Vorarbeit, um mich dann musikalisch einer der beiden letzten Sonaten widmen zu können!
 
für die 16tel-Kaskaden des vierten Impromptus gibt es einen interessanten Fingersatz von Wilhelm Backhaus: ganz auf den Daumen verzichten - also 3-5-3-2 / 3-5-3-2 usw.

ich empfehle da konsequent alle abwärts laufenden 16tel mit 3-5-3-1 / 3-5-3-1 zu spielen und bei keiner Dreiklangumkehrung davon abzuweichen - vorausgesetzt, der 1. spielt nicht plump und der 3. akzentuiert nicht stur. Meiner ansicht nach müssen die 16tel so egal wie möglich und sehr leise rieseln.
 
Interessant, diesen Fingersatz habe ich probiert und mochte ihn gar nicht.... Ich nehme meist 2-4-2-1 , manchmal auch 2-5-2-1
 
Interessant, diesen Fingersatz habe ich probiert und mochte ihn gar nicht.... Ich nehme meist 2-4-2-1 , manchmal auch 2-5-2-1
Ich mach´s auch so.

Finde auch, dass es sich auch interessant anhört, wenn es anstatt ruhig zu perlen eine Rhythmik hat.

In welcher Geschwindigkeit spielst du das Ges Teil. Es hat ja zwei Alla Breve Taktangaben. Sollte man daraus nicht schliessen, dass es doppelt so schnell gespielt werden muss?
 
Ich denke, es kommt auch auf die Größe der Hand des einzelnen bzw. der Finger an, welcher Fingersatz hier am besten erscheint.

Ich spiele den Mittelteil im Tempo
 
Ich habe heute mal 3-5-3-1 probiert.... Wie soll das denn gehen??
 
Ich habe heute mal 3-5-3-1 probiert.... Wie soll das denn gehen??
...kann man denn nicht jeden simplen Dreiklang rechts mit 135 spielen? und dort machen die 16tel nichts anderes als Dreiklangbrechungen.
bc-be-bc-ba nach Backhaus mit 3-5-3-2
ba-bc-ba-be mit 3-5-3-2

wenn man z.B. h-d-fis mit 1-2-4 greifen kann, dann sollte derselbe simple Dreiklang auch mit 1-3-5 möglich sein.

übrigens könnte man konsequent alle Dreiklangbrechungen auch 2-4-2-1 spielen - am einfachsten macht man es sich dabei, wenn man einen Fingersatz/Griff für alle Dreiklänge nimmt und nicht zwischendurch herumwechselt. Der Grund dafür ist, dass die repetierten Töne in der Gefahr sind, bei wechselnden Fingerfolgen nicht egal genug zu klingen --- also die Repetitionen alle mit 2-3 oder 1-2 oder 1-3 (letzteres finde ich am angenehmsten und empfehle es)
 
@rolf:
bc-be-bc-ba nach Backhaus mit 3-5-3-2
ba-bc-ba-be mit 3-5-3-2

Diese Beschreibung verstehe ich jetzt nicht. Aber das oben,

Bezüglich Schubert-Impromptu: @rolf: ich empfehle da konsequent alle abwärts laufenden 16tel mit 3-5-3-1 / 3-5-3-1 zu spielen

natürlich schon.
Mir taugt's nicht so gut, da mein Gleichgewicht in der Hand besser im zweiten Finger bzw. im "Bogen" 4-2 liegt. Ich bevorzuge an dieser Stelle also 2-4-2-1. 3-5-3-2 führt bei mir in mehreren Dreiklangsumkehrungen zu einer unangenehmen Spannung zwischen 2. und 3. Finger, kommt also nicht infrage und gibt meiner Hand außerdem ein Gefühl der Instabilität.
 

Capito!
Aber 2-3-Wechsel finde ich eher mühsam.
Sicher ist es aber nicht schlecht, diese verschiedenen Fingersätze zu Übungszwecken anzuwenden. Am Ende würde ich den wählen, der am besten klingt und sich am stabilsten anfühlt.
 
Ich finde die Bewegung von 1 zu 3 al zu umständlich, es tut sich irgendwie immer eine Lücke auf... Bei 1 zu 2 ist der Übergang fließender... Ich bevorzuge ganz klar den Fingersatz von @Herzton!
 
Es war übrigens richtig schön zu sehen, wie alle bei @Marlene am Samstag über den Fingersatz diskutiert haben, nachdem Franzi das 4. Impromptu angespielt hat!
 
sagen wir so: niemand auf Gottes Erdenrund ist gezwungen, den Fingersatz zu nehmen, den Wilhlem Backhaus (mit angemessener Begründung) in einer der wenigen guten Ausgaben der Impromptu empfiehlt
(((es gibt einen sehr deutlichen Unterschied zwischen empfehlen und befehlen...)))
Sicher ist es aber nicht schlecht, diese verschiedenen Fingersätze zu Übungszwecken anzuwenden.
letztlich ist es völlig egal, für welche Fingerfolge man sich entscheidet: theoretisch könnte man sämtliche 16tel mit der Nase spielen (;-)) :
Zitat von Felix Blumenfeld:
von mir aus können Sie diesen Ton mit der Nase spielen, Hauptsache sie treffen den richtigen Klang
es geht um etwas ganz anderes:
- die 16el müssen zuverlässig pp rieseln
- die der 16tel-Figur inneliegende Repetition darf nicht aufdringlich hervorstechen
Das sind, egal ob man ein ruhigeres oder flotteres Tempo wählt, die Maßstäbe - mit welchem Fingersatz man das letztlich wirklich hinkriegt, ist egal.

Davon ausgehend, kann man anfangen, über die eigenen Bewegungs- und Anschlagsmöglichkeiten/fähigkeiten nachzudenken und diese zu proben und dabei hinzuhören. Das kann bei jedem allerlei unterschiedliche Ergebnisse erbringen. Die Aufgabenstellung ist denkbar klar: die 16tel-Kaskaden dürfen nicht holpern, sie müssen pp einsetzen und diminuieren (!!)

Was den grifftechnischen Bereich der 16tel-Kaskaden betrifft, so ist dieser trivial genug: es handelt sich um völlig gewöhnliche Dreiklangbrechungen abwärts (Grunddreiklang, Quartsetxtakkord, Sextakkord), also nix anderes als Allerweltsakkorde.

Der Backhaus-Fingersatz - den man nicht nehmen muss! - berücksichtigt zwei überlegens- und probenswerte Erfahrungswerte:
1. kann (nicht muss) der Daumen etwas plump sein, deshalb will er ihn weglassen (((man bedenke hierbei, bevor man sich echauffiert, dass Backhaus die Ansicht vertrat, dass man La Campanella jederzeit drauf haben müsse - das Impromptu ist manuell kinderleicht im Vergleich mit der Paganini/Liszt-Etüde, und trotzdem macht sich ein Kaliber wie Backhaus Gedanken über den Fingersatz in diesem Impromptu!!)
2. hat die Lisztschule erwiesen, dass es sinnvoll ist, gleichartige mus. Figuren mit gleichbleibendem Fingersatz zu spielen*) (und nicht irgendwelche "akademischen" Fingersätze anzuwenden) - das kollidiert mit den "Schulfingersätzen" für Dreiklangbrechungen

Das alles kann und darf und sollte man wissen, es schadet nicht.

Wenn man sich mit Liszt- und Brahms- und Cortotübungen befasst hat, dann kann man jeden Dreiklang und jede Dreiklangumkehrung mit 1-2-4, 1-3-5, 2-3-5 etc. greifen ohne nachzudenken (Backhaus´ 2-3-5 ergibt sich problemlos aus vollgriffigen Akkorden wie c-e-g-c mit 1-2-3-5 - das ist also nix spezielles oder unnatürliches!) - - daraus folgt, dass es sinnvoll ist, wenn man alle Dreiklangbrechungen mit ein- und demselben Fingersatz spielt!
z.B.:
2-3-2-5
oder
2-4-2-1
oder
3-5-3-1
aber auf keinen Fall verschiedene Fingersätze nimmt!!!

Warum?
Die Gefahr, dass im pianissimo unfreiwillig klangliche Unterschiede durch unterschiedliche (wechselnde) Griffweisen entstehen, ist nicht zu unterschätzen.

Ich empfehle, alle abwärts laufenden 16tel-Kaskaden mit 3-5-3-1 zu spielen (ich mach´s selber so, weil ich das problemlos greifen kann und keinen plumpen Daumen habe - beim Backhaus-Fingersatz, den ich für sehr richtig halte, muss ich auf die Tasten schauen) und ich empfehle ein sanftes non legato (sanftes quasi staccato)

____________________
*) ein berühmtes Beispiel findet sich für eine chromatische Spielfigur der linken Hand im Autograph der Lisztschen h-Moll Sonate
 
Ich habe jetzt alle vier Impromptus sehr intensiv geübt. Mein Favorit ist das erste. So ein wunderschöner Einstieg in den Zyklus, eine wunderbar über allem schwebende Melodie. Ich habe lange an dem idealen Fingersatz gesessen, damit keine Note zu wenig oder zu viel betont wird. Ich spiele sie jetzt nur mit den Fingern 1-3 und macht sehr viele stumme Fingerwechsel.

Die Arbeit hat mich sehr geprägt, ich bin ganz tief in die Musik von Schubert eingedrungen, fühle mich so unglaublich wohl mit ihr. Und sie hat meine ganze Art zu spielen verändert...
 

Zurück
Top Bottom