Russische Komponisten

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Wer hat noch Lust in diesen furchtbaren Zeiten Musik russischer Komponisten zu spielen?

  • Ja, ich würde weiterhin russische Musik spielen, da das ja mit dem Diktator Putin nichts zu tun hat.

    Stimmen: 73 98,6%
  • Nein, ich würde momentan aus Protest gegen den Krieg keine russische Musik spielen.

    Stimmen: 1 1,4%

  • Umfrageteilnehmer
    74
Danke @DonMias ich sehe das genau so.

Nach Recherche finde ich folgende Stellungnahme
"....Über den Journalisten Alain Lompech stellte Berezovsky nun klar, dass er den Krieg nicht gutheiße: „Meine zweifellos naive Absicht bei der Teilnahme an dieser Show war es, mögliche Lösungen für dieses aktuelle Drama zu finden, damit es so schnell wie möglich endet. Als ich nach der Möglichkeit von Stromausfällen fragte, war meine Absicht, Bomben auf Kiew und damit eine noch dramatischere humanitäre Katastrophe zu vermeiden. Aber ich wurde unterbrochen, bevor ich zu Ende sprechen konnte. Daher werde ich von nun an zu allen Fragen schweigen, die nichts mit meiner Kunst zu tun haben.“
Noch besser wäre es gewesen, gar nicht erst in diese Talkshow zu gehen."


@tilo
Mich nervt es, wenn jemand blöde Schnipsel einstellt und es anderen überlässt, das zu recherchieren.
 
Wenn die Untertitel passen, ist die Stellungnahme dahergeholt, unglaubwürdig, abgegeben auf dringende Empfehlung seiner Agenten zur Schadensbegrenzung. Er wird westlicherseits einen Shitstorm seiner nunmehr ehemaligen Fans geerntet haben. Da man sich in Russland insbes. im TV nicht ungestraft vernünftig zum Thema äußern kann, ist man ein V., wenn man zu einer Talkshow geht, um über den Krieg zu reden. Und sich dann noch auf eine Konversation mit einem Militär einlässt. Das verdient die goldene Himbeere.
 
Zuletzt bearbeitet:
Letztendlich ist
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Letztlich ist eine derartige Positionierung eine klare Ansage:
Ihm ist eine Karriere in Russland wichtiger als im Rest der Welt, die damit beendet ist. Er dient sich den oberen an und heult mit den Wölfen. Da ist er nicht der erste und auch nicht der letzte.
Das wird ihm hier nicht vergessen werden können. Aliquod haeret.
 
Und das als sehr schlechter Scherz. Was soll das?
Ich hätte Lust, diesen Faden dicht zu machen. Heute fiel die abendliche Chorprobe in einem meiner Vereine aus, weil erneut vier corona-positive Mitglieder und gleich acht weitere Sänger wegen der aktuellen Pandemiezahlen aus Infektionsangst der Probe ferngeblieben wären - also hatte ich Zeit genug, diese Beiträge zu lesen. Das hätte ich besser bleiben gelassen.

Gestern habe ich die Chorprobe mit einem meiner Vereine demonstrativ in der ersten Hälfte mit Bortniansky-Chorsätzen aus dem Repertoire gefüllt. Ein in der heutigen Ukraine geborener Komponist, gesungen durch einen Chor, der unter meiner Leitung mehrere Kirchenkonzerte gemeinsam mit den Don Kosaken Serge Jaroff gestaltet hat, dessen Wurzeln ebenfalls in der heutigen Ukraine zu lokalisieren sind:
https://www.kreiszeitung.de/lokales...rainischen-ensemble-mitgliedern-91410213.html
In der Nachbarstadt hat ein anderer Männerchor seine russische Chorleiterin gerade fristlos entlassen, da sie als glühende Putin-Fürsprecherin bekannt war und aufgrund öffentlicher Äußerungen diesbezüglich als nicht mehr tragbar galt. Es "trifft" also nicht nur prominente Musiker wie Netrebko oder Gergijew. Allerdings dürfte man selbst bei Zutreffen der Einschätzung "meiner" Chorsänger, dass über neunzig Prozent der hier lebenden Russen Putin toll finden und bejubeln, nicht pauschal alles Russische im gegenständlichen und/oder persönlichen Sinne verdammen. Eine evangelische Kantorin in einer Nachbarstadt, die aus Russland stammt und für die ich immer wieder Orgelvertretungen übernehme, engagiert sich im Rahmen von Benefizveranstaltungen intensiv gegen die Kriegshandlungen in der Ukraine und ist entsetzt über die Gewaltexzesse der politischen Führung ihres eigenen Herkunftslandes. Allerdings sieht sie sich eindeutig als internationale Künstlerin, die trotz ihres noch jugendlichen Alters überwiegend in Mittel- und Westeuropa tätig war/ist und zutiefst persönlich verletzt wäre, wenn sie diesen Faden hier zu Gesicht bekäme. Ich werde mich hoffentlich nicht verplappern und sie auf die Idee bringen, sich hier anzumelden und mitzulesen.

LG mit Bauchschmerzen von Rheinkultur
 
Die Frage ist ja auch, wo fängt man an, wo hört man auf. Meine türkische Nachbarschaft ist voller glühender Erdoganfans, die christlich-syrische Flüchtlingsfamilie in der Schule meiner Tochter sind Assad-Anhänger, die wegen der muslimischen Mehrheit große Angst vor einer Demokratie in Syrien hätten, ein georgischer Freund ist großer Putinversteher, der amerikanische Onkel Trumpwähler.... dürfen die auch nicht mehr Auftreten?

Heißt Demokratie nicht, dass man auch politisch abweichende Meinungen (leider) ertragen muss? Ich finde es ja auch furchtbar, dass so viele Menschen nicht anerkennen, dass ich natürlich in politischen Fragen eine total gute und richtige Meinung habe...

Aber wenn man nur noch den Menschen zuhört oder die zu Wort kommen lässt, die die eigene Meinung vertreten - Moment mal, ist das nicht gerade auch Putins Problem, der nur noch von bestimmten Beratern umgeben ist ??? :denken: und wenn politisch Andersdenkende nicht mehr auftreten dürfen: ist das dann nicht auch wie Medien schließen, Opposition unterdrücken?
 
Ja, @Viva la musica
Ich habe mal einen sehr wahren Spruch gehört: "Demokratie bedeutet, auch unbequeme Meinungen auszuhalten".

Ist es nicht undemokratisch, jetzt allen Menschen, die pro Putin sind (oder es nur sein könnten), ihren Job zu kündigen? Jeder hat in einer Demokratie ein Anrecht auf seine Meinung, das ist die Stärke einer Demokratie. Oder sollte es sein. Gewisse Tendenzen sind aber hier in D auszumachen, die zutiefst undemorkatisch ist.
Besagte Chor-Dame kann ihre Putin-Afiinität im Privatleben feiern, aber wenn das "Feiern" (was heißt das überhaupt) so aussieht, dass sie den Tod vieler Ukrainer gut findet und das auch in ihrem Berufsleben gegenüber Chormitgliedern zb kundtut - dann erst sollte man Konsequenzen ziehen. Ansonsten ist es ihr demokratisches Recht, eine eigene Meinung zu Putin zu haben.
Was passiert, wenn man in Deutschland jeden, der eine eigene Meinung hat, die nicht passt, mundtot machen will? Dann haben wir bald wirklich das, was viele Impfgegner jetzt schon behaupten.

Besagter Pianist hat sich ein echt furchtbar dämliches Ei gelegt. Aber auch hier gilt: Im Zweifel für den Angeklagten. Er hat eine Meinung kundgetan, die wirklich nicht sehr intelligent formuliert war, und auch sein Statement nicht. Man sollte dabei bedenken: Manche grandiose Pianisten oder tolle Schauspieler sind Meister ihres Fachs, aber das ist es dann schon. Nicht jeder Künstler ist außerhalb seines Bereiches eine eloquente Leuchte. Vielleicht hat der Pianist es ja wirklich völlig anders gemeint, aber kann es nicht formulieren, weil eben nicht eloquent/intelligent genug.

@Rheinkultur - vielleicht sollte man Teile des Strangs in den anderen Faden kopieren?
 
Allerdings sieht sie sich eindeutig als internationale Künstlerin, die trotz ihres noch jugendlichen Alters überwiegend in Mittel- und Westeuropa tätig war/ist und zutiefst persönlich verletzt wäre, wenn sie diesen Faden hier zu Gesicht bekäme. Ich werde mich hoffentlich nicht verplappern und sie auf die Idee bringen, sich hier anzumelden und mitzulesen.
Es gibt momentan enorm viele Diskriminierungen russischer Staatsbürger wegen Putin und die sind gesellschaftlich sehr viel anerkannter, als wenn man Afghanen wegen der Taliban oder Syrer wegen Assad und IS diskriminiert.
Eigentlich hat hier aber doch niemand Russland als solches verunglimpft, wie es in den sozialen Medien mittlerweile Standard ist, ich finde das hier noch recht gesittet. Und das Ergebnis der Umfrage ist ja auch eindeutig.
 
Was passiert, wenn man in Deutschland jeden, der eine eigene Meinung hat, die nicht passt, mundtot machen will?
Tja, was wohl?
Dann haben wir bald wirklich das, was viele Impfgegner jetzt schon behaupten.
Wieso? Das haben wir schon längst. Darf ich z.B. an Thilo Sarrazin erinnern, 2010? Dieser Ungeist ist längst in der sogenannten Führungselite dieses Landes auf breiter Front angekommen, und kann an zahllosen Beispielen belegt werden. Da fühlt sich natürlich auch die Chorleiterein Klein Erna ermutigt, ein hartes Exempel zu statuieren.
vielleicht sollte man Teile des Strangs in den anderen Faden kopieren?
Wieso Teile? Alles, dies war von Angang an ein politischer Thread.
 
@Dromeus - die Frage war rhetorischer Art!

Den Rest verstehe ich nicht, war das jetzt Ironie? Oder meinst Du wirklich wir haben eine Meinungsdiktatur, die Leute dürfen ihre Meinung nicht mehr laut sagen* und diejenigen, die das tun, werden verfolgt bzw. vergleichen sich mit Juden?

*komischerweise behaupten das die, die am lautesten ihre Meinung rausschreien, und das immer und überall.
 
Ich finde die Aussagen des Threads differenziert und meine auch, dass es in Ordnung ist, wenn Putin-Anhänger eben auch aushalten (müssen), dass man da angesichts der aktuellen Situation Ressentiments hat. (Es ist ja klar, dass Putin ein Faschist ist und aus solchen Überzeugungen heraus einen Angriffskrieg gestartet hat.)
Als russischstämmiger Musiker muss man, sollte man die aktuelle Politik für passend befinden, das auch nicht unbedingt rausposaunen, es ist halt sonst ein Statement.
Bei Entlassungen spielt meines Erachtens teilweise auch Übererfüllung der political correctness und die öffentliche Demonstration derselben eine Rolle, wer weiß.
Abgesehen davon hätte ich auch keinen Bedarf, diesen Thread meinem ukrainischen Klavierlehrer zu zeigen. Wozu auch. Hier tauschen mehrheitlich unbeteiligte Deutsche ihre Meinung aus.
 

Wenn wir auf alle Musik von Menschen verzichten, weil deren "Nation" oder "Volk" (oder welches andere Konstrukt man sich da auch sucht ... ein in Deutschland ehemals recht beliebtes war die Rasse), in Völker- oder Menschenrechtswidrige Dinge verstrickt war, dann ist die Welt eine sehr sehr ruhige - naja, zumindest eine fast ohne Musik.

Man wird in jedem Volk (ja ... auch bei den Tibetanern) irgendwas finden.
Dafür muss man nur gründlich genug suchen.
Darf ich z.B. an Thilo Sarrazin erinnern, 2010?
Darfst du. Ich erinnere mich daran aus meinem Studium ... ich habe sein Buch (Deutschland schafft sch ab) in einigen Seminaren zu Statistik und wissenschaftlicher Arbeitsweise zerpflücken müssen ... es ist nämlich ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte.
Ich habe damals nur eines nicht verstanden ... warum wird ein solcher Brandredner mit Einladungen zu Talkshows belohnt und man setzt ihm nicht ein einziges mal jemanden gegenüber, der seine Arbeit fachlich fundiert bewerten kann?
Man hat ihm und seinem Buch eine Bühne geboten ... und nicht dem massiven Gegenwind aus der forschungsmethodischen Ecke.
Aber ich weiß auch warum ... wissenschaftliche Despute sind für die Öffentlichkeit und damit für die Einschaltquoten nicht gut, weil meist viel zu trocken und langweilig ... und da es den Medien nunmal nur darum gehen muss, wurde Sarrazin eben nur Menschen gegenübergesetzt, die eigentlich vom Thema nicht mehr Ahnung hatten, als er selbst.
Einmal einen echten Sozialforscher einladen, und es wäre bei einem Talk zum Thema "Deutschland schafft sich ab" geblieben.

Sarrazin war von Wissenschaft in etwa so weit entfernt, wie Kiew von Paris.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin übrigens die einsame Gegenstimme in der Umfrage, weil ich es so interpretiert habe, dass öffentliches Auftreten gemeint ist. :-D
Wenn ich auftreten würde, was ich nicht mache, bin ja nur Hobby-Klavierspielerin in den Anfängen, würde ich wahrscheinlich eher ein Statement setzen wollen, wie ich mich kenne. Aber das ist natürlich alles Konjunktiv ohne Kenntnis darüber, wie die Situation als professionelle Pianistin ist. Ich bin auch sehr identifiziert mit meinem ukrainischen Klavierlehrer, der mich seit Kriegsausbruch zweimal besuchte, um dessen Lage ich weiß und mit dem ich sehr mitfühle und versuche, ihn zu unterstützen.
 
Wenn wir auf alle Musik von Menschen verzichten, weil deren "Nation" oder "Volk" (oder welches andere Konstrukt man sich da auch sucht ... ein in Deutschland ehemals recht beliebtes war die Rasse), dann ist die Welt eine sehr sehr ruhige - naja, zumindest eine fast ohne Musik.

Geht es wirklich darum? Wer vertritt denn diese Meinung, ist ja völlig undifferenziert und klar, dass das Quatsch ist, oder??
 
Wer seine Meinung und politische Haltung wie einen Bauchladen vor sich her trägt, muß auch Gegenwind aushalten können. Es wirkt immer peinlich, die Märtyrer-Pose einzunehmen, wenn einer die Konsequenzen für seine lautstark verkündete Meinung oder Handlungen ziehen soll. Das ist mimimi-mimosenhaft …
 
Klar, ne, das Ergebnis war schon vorgegeben
Ja ... aber was soll man da machen?
Das Buch war damals halt schon im Handel und sein Inhalt entspricht in keinster Weise wissenschaftlichen Standards.
Es geht nichtmal um seine Methoden der Datenerhebung. Sogar die Auswertungen sind (solange sie im Bereich der Mathematik bleiben) OK.

Einzig bei den Interpretationen muss man berechtigte Zweifel anmelden, mit denen er sich in seinem Buch eben nicht beschäftigt. Dort wo mehrere Alternativen möglich gewesen wären (aufgrund der Datenlage) hat Sarrazin drauf verzichtet, diese Möglichkeiten auch nur zu erwähnen und darzulegen, warum er ihnen NICHT folgt.
Die fehlende "Ergebnisoffenheit" die du mir vorwerfen möchtest, war bei Sarrazin ebenfalls nie vorhanden.

Methodisch ist das zweifelhaft ... egal ob das ein Herr Sarrazin so macht, oder ein Erstsemester.
Sowas nennt man BIAS ... und davon lassen Wissenschaftler bitte die Finger.
 
Ist ja schon gut, und wir brauchen hier nicht alte Schützgräben auszuheben. Entscheidend ist doch im gegebenen Kontext, dass schon damals mit Macht diffamiert und ausgegrenzt wurde, und in der Medienöffentlichkeit eben gar keine sachliche Auseinandersetzung stattfand. Also im Westen nichts Neues.
 
Die Frage ist ja auch, wo fängt man an, wo hört man auf. Meine türkische Nachbarschaft ist voller glühender Erdoganfans, die christlich-syrische Flüchtlingsfamilie in der Schule meiner Tochter sind Assad-Anhänger, die wegen der muslimischen Mehrheit große Angst vor einer Demokratie in Syrien hätten, ein georgischer Freund ist großer Putinversteher, der amerikanische Onkel Trumpwähler.... dürfen die auch nicht mehr Auftreten?

Heißt Demokratie nicht, dass man auch politisch abweichende Meinungen (leider) ertragen muss? Ich finde es ja auch furchtbar, dass so viele Menschen nicht anerkennen, dass ich natürlich in politischen Fragen eine total gute und richtige Meinung habe...

Aber wenn man nur noch den Menschen zuhört oder die zu Wort kommen lässt, die die eigene Meinung vertreten - Moment mal, ist das nicht gerade auch Putins Problem, der nur noch von bestimmten Beratern umgeben ist ??? :denken: und wenn politisch Andersdenkende nicht mehr auftreten dürfen: ist das dann nicht auch wie Medien schließen, Opposition unterdrücken?
Ich denke es ist hier wichtig zu bedenken, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zwei Konzepte sind, die zwar eng miteinander verbunden sind, aber nicht das Gleiche sind.

Ja, Demokratie heißt, dass man auch politisch abweichende Meinungen ertragen muss. Rechtsstaatlichkeit, die auf einer menschenrechtskonformen Verfassung beruht, schränkt jedoch die Meinungsfreiheit – oder ganz allgemein die Freiheit eines jeden einzelnen Bürgers – dahingehend ein, dass gewisse Grundrechte (wie körperliche Unversehrtheit, Gleichbehandlung, ...) für jeden immer gewährleistet sein müssen.

Man muss hier also unterscheiden: Werden Meinungen unterdrückt, Positionen diskriminiert, Freiheiten eingeschränkt ... weil diese mit allgemein akzeptierten Grundwerten* kollidieren oder aus anderen, unlautereren Gründen? Und wenn dem so ist, kann man vor einer weitestgehend unabhängigen Stelle eine gerichtliche Klärung beantragen?

Ich denke, dass diese Differenzierung wichtig ist.

* - Fußnote: Natürlich ist die zugrundeliegende Frage dann, was allgemein akzeptierte Grundwerte sind. Diese können sich durchaus in verschiedenen Kulturkreisen stark unterscheiden.
 

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