Prokofjew - Toccata op. 11

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11. Apr. 2007
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Liebe Leute,

eigentlich hatte ich vor, heute eine Aufnahme dieses Stückes zu machen, wohlwissend, dass es noch lange nicht professionellen Maßstäben genügt. Wie im Ich-Faden angedeutet, fand ich die Qualität dann beim Anhören aber noch schlechter als erwartet und daher will ich euch nicht mit dem gesamten Stück quälen.
Trotzdem habe ich das Bedürfnis, einen vorläufigen Abschluss zu erreichen und das Ergebnis zu teilen, sei es auch nicht optimal. Diese Toccata kenne ich von einer meiner ersten CDs, dem Debut-Recital von Martha Argerich. Für viele Jahre war es also völlig undenkbar, dieses Stück selbst anzugehen. Als ich es dann doch gemacht habe, hat mir das Üben viel Freude bereitet, aber mir auch gezeigt, dass hier effizientere Arbeitsweisen und bessere technische Beherrschung gefordert sind, als ich sie im Moment leisten kann. Als ersten Anlauf finde ich das Ergebnis dennoch akzeptabel und das, was ich für einigermaßen gelungen halte und worauf ich auch etwas stolz bin, das habe ich hochgeladen.

Hier einmal eine "schnelle" Variante bis T. 81, die sich für mich beim Spielen doppelt so schnell anfühlt, wie für den Hörer, der gemütlich vorm PC sitzt :)

View: https://www.youtube.com/watch?v=3eljRnHEBWc


Hier ein langsameres Tempo, T. 1-144 (Das ist aus zwei Aufnahmen zusammengeschnitten)

View: https://youtu.be/2QIhv-lOQOQ


Konstruktive Kritik nehme ich natürlich gerne an, aber bitte dran denken, ich bin bloß ein Amateur, der in den paar Stunden, die er pro Woche spielt, viel zu schwere Stücke erarbeitet, weil das das einzige ist, was ihm Spaß macht :)

lg marcus
 
Respekt, dass Du Dich an dieses Stück gewagt hast und dabei sogar ein ganz gutes Ergebnis erzielt hast!
Was mir beim Hören auffällt, ohne dass ich das Stück besonders gut kennen würde: Es fehlt manchmal noch die rhythmische Gleichmäßigkeit. Schwerer wiegt aber für mich, dass Du ziemlich mechanisch ohne größere Kontraste und ohne eine gewisse "Wildheit" spielst, die dem Stück erst Feuer und Verve verleiht. Das Ganze wirkt auf mich noch zu "zahm", was nicht nur am (verständlicherweise) eher niedrigen Tempo liegt. Du spielst zwar die Noten größtenteils korrekt, was an sich schon eine Leistung ist, aber es wird noch nicht so recht lebendig.
 
Na und? Noch paar Jahre, dann wird das auch noch!
 
Hi Marcus,
erst mal finde ich es toll, dass du dir so einen Brocken vorgenommen hast.
Ich muss Charis allerdings beipflichten, es wirkt wirklich sehr mechanisch. Momentan stehst du technisch noch nicht wirklich drüber und das merkt man.
Noch was anderes: Ich bekomme vom Hingucken schon einen steifen Daumen. Ich glaube nicht, dass es der Hand gut tut, wenn fast permanent eine derartige Spannung aufrechterhalten wird. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass die Finger, die gerade nichts zu tun haben, sich entspannt auf den Tasten ausruhen dürfen. Gönn doch deinem Daumen ein bisschen Freizeit. :schlafen:
LG,
NaMu
 
Dieses Stück hat es wahrlich in sich. Leider merkt man, dass Du an deine Grenzen stößt, ein höheres Tempo und die fliegst aus der Kurve. Das Stück ist allerdings überschrieben mit Allegro marcato. Dazu bedarf es eines gewissen Tempos und einer starken Akzentuierung. Und Pass bloß auf, dass Du den Daumen nicht überlastest!

Hier eine Aufnahme mit Yuja Wang....


View: https://youtu.be/LNtTvtMgKQI
 
Wenn marcus' Herz an der Toccata hängt - und das tut es offensichtlich - , finde ich es nicht schlimm, wenn das Tempo langsam(er) ist. Zwar geht der endgültige drive verloren, aber man kann auch in langsamem Tempo das Perkussive und Vibrierende herausarbeiten. Man lernt viel und erfreut sich an den Klängen und der Motorik.

Allerdings könnte da wirklich vor allem dynamisch und in der Qualität des staccato viel passieren. Wie ist denn deine Klangvorstellung von dem staccato, marcus? Aus meiner Sicht ist es längst nicht kurz und federnd genug, ganz besonders links, was auch mit einem zu steifen Handgelenk zu tun hat. Aus dem Ärmel schütteln kann man dieses Stück beileibe nicht, aber vielleicht sollte man es versuchen. :-D

Und die dynamischen Kontraste und Akzente könnten wesentlich stärker sein. Versuch mal zu übertreiben und gaaanz langsam zu spielen. Die beiden Aufnahmen sind nämlich nicht sehr weit auseinander im Tempo. :-D Also viel langsamer, dafür aber so spannend, dass man als Zuhörer nie weiß, was denn jetzt wieder für ein überraschender Akzent etc. kommt. Fast als ob du jemanden erschrecken würdest zum Spaß. :) Dabei easy going, so locker und entspannt wie möglich bleiben, aber jeder Ton muss vibrieren.

Ich möchte dir gern Mut machen, weiter zu machen, lieber Marcus. Dafür aber die Prioritäten evtl. anders zu setzen - nicht versuchen, schneller zu werden, sondern das Bestehende zum Vibrieren und Pulsieren bringen!

Danke für die Einspielung! :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Hallo,

danke für eure Rückmeldungen. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich auch sehe, dass das Stück nicht so weit ist, wie ich es gerne hätte. Es ist für mich wirklich, wirklich schwer und bis zu diesem Punkt hier zu kommen, war schon mal viel Arbeit.
Ich bin noch unentschieden, wie es jetzt weitergeht. Auf jeden Fall müsste ich das etwas festgefahrene Üben an diesem Stück durch einen neuen, frischen Zugang ersetzen. Ob mir das ohne Pause zwischendurch gelingt oder ob ich es erstmal liegen lasse, weiß ich noch nicht.

@chiarina: Ich würde am liebsten beides machen. Also ganz langsam spielen, wie du vorgeschlagen hast und Tempo steigern. Ich höre von meinen KL immer, Tempo sei für mich kein Problem, ich habe "schnelle Finger", aber hier würde es mich wirklich interessieren, wie ich das Tempo erhöhen kann.

lg marcus
 
Lieber marcus,

ich würde mich erstmal auf Qualität im sicheren Tempo konzentrieren. Es kann nämlich sein, dass du damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlägst:

a) es ist ungeheuer wichtig, mehr für ein lockeres und vor allem federndes Handgelenk bzw. einen entsprechenden Arm zu tun. Verbunden damit ist weniger Spannung in der Hand (Daumen etc.). Evtl. müsstest du auch umgekehrt denken: weniger Spannung in der Hand, Hand schlapp machen zwischen den Tönen ----> Folge entspanntes Handgelenk, möglichst entspannter Arm. Hast du vorher Übungen zu Repetitionen, Oktaven etc. gemacht? So etwas wäre sehr sinnvoll, auch jetzt noch.

Der Klang ist dann, gerade auch was das staccato anbetrifft, wesentlich klarer, präziser und eben kürzer und gleichzeitig hast du, wenn du das staccato kürzer spielst, mehr Zeit zwischen den Tönen. Und bist du zwischen den Tönen so entspannt wie möglich, hast du damit die Voraussetzungen erworben, deutlich schneller zu spielen.

Für mich ist die Arbeit an der Entspannung und verbesserter technischer Umsetzung also der Weg, um schneller spielen zu können. Dabei habe ich gerade am Anfang den Eindruck, dass du mit links viele einzelne Impulse setzt, anstatt mit einem Impuls mehrere Töne zusammenzufassen. Wenn man z.B. Oktaven in einer Übung repetiert, geht das Handgelenk oft in Wellen auf und runter. Im sehr schnellen Tempo kann das nur wenig sichtbar sein, aber so beugt man Ermüdung vor.

b) Durch mehr Akzente und dynamische Kontraste , die du durch Armschwünge u.ä. umsetzt, hast du eine größere Abwechslung in der Motorik. das heißt, du wirst nicht so schnell müde. Wichtig ist da, Abschnitte ins Tempo zu bringen, die quasi unter einer großen übergeordnete Bewegung gespielt werden. Also möglicherweise (muss man ausprobieren) bei einem Akzent anfangen, den Arm quasi werfen oder je nach Situation energisch von der Taste aus nach vorne bewegen und diesen Impuls in den nächsten Tönen übernehmen. Wie wenn du einen Flummi wirfst: der erste Impuls ist der stärkste und dann geht es ganz von allein immer weiter, während der Flummi in immer weniger großer Amplitude aufprallt, bis er liegen bleibt.

Wenn du also kleinere Abschnitte (nicht viel länger als ein bis zwei Takte) anstrengungslos im Tempo spielen kannst und es klingt vibrierend, bist du auf dem besten Weg, auch alles schneller spielen zu können. Der Weg führt über eine verbesserte Klangvorstellung und Technik.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich finde es wirklich toll, wie du dich hier einbringst, chiarina, da nimmt man auch als Außenstehender noch was mit!
Ich würde auch zu gerne bei dir Unterricht nehmen, aber 260 KM sind dann doch ein bisschen zu weit :cry2:
 
Für mich leider auch zu weit :cry2:
 

Aus dem Wolters: "Toccata op.11, [...] St. 15. [...] ein faszinierendes, sehr schweres Virtuosenstück von blendender Wirkung, mit allen Hexenkünsten seiner Technik."
Na dann Prost!
 
Liebe @chiarina ,

vielen lieben Dank für diesen ausführlichen Ratschlag. Das klingt für mich sehr überzeugend :) ich will es probieren.

@Klavirus: Dass der Wolters die Toccata auf 15 einstuft, habe ich verdrängt. Den Eintrag hatte ich nämlich schon mal nachgelesen.

lg marcus
 

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