Populäre und dennoch selten gespielte Stücke

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Alter Tastendrücker

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Vor etlichen Jahren nach einem Konzert lobte mich ein Zuhörer, dass ich die A-Dur Polonaise op. 40,1 von Chopin gespielt habe.
Er gehe seit vielen Jahren ins Konzert und habe dieses - sehr populäre und viel bearbeitete - Stück fast nie live im Original gehört.
Ich stelle das bei etlichen Stücken fest: so kann ich mich - abgesehen von Schüler-Vorspielen, einem Konzert von Rudolph Serkin und einem Zyklus von Brendel - nicht daran erinnern Beethovens Pathétique op. 13 in Klavier-Abenden gehört zu haben.
Auch Bachs schönes und aufschlussreiches Capriccio über die Abreise ... BWV 992 wurde zwar früher von Egon Petri, Kempff, Gulda und anderen gespielt, scheint aber völlig aus der Mode gekommen zu sein.
Auch den dritten Liebestraum As-Dur von Liszt habe ich vor Lang Lang sehr selten auf Programmen gesehen.
Habt Ihr auch solche Erfahrungen, dass es sehr populäre Stücke gibt, die dennoch selten gespielt werden.
 
Mir fällt im Moment kein Stück ein, aber der Grund für das Phänomen ist mit "Populär" schon halbwegs erklärt.
Zuviel Populäres könnte den einen oder anderen Musikfan von einem Konzertbesuch abhalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, das sehe ich auch mit Trauer! Nehmen wir "Für Elise". Es ist ein hübsches Stück. Da es nie gespielt wird, kennt man es nur in stümperhaften Interpretationen von Lernenden. Sie können sich an keinen Beispielen orientieren.
Auch die wunderbare 5. Sinfonie von Ludwig oder auch die siebte hört man höchst selten in den öffentlich Rechtlichen.
Dvoraks Sinfonie aus der neuen Welt findet auch fast nicht statt.
Schade. Diese Werke eröffnen manchem Einsteiger das Grandiose an Musik...
 
Zumindest für "Für Elise" gibt es einiges:



Dafür war ich auch sehr dankbar beim einstudieren! Für Anfängerstücke gibts leider wirklich wenig gute Einspielungen. Umso dankbarer bin ich Lang Lang auch hierfür:


Also liebe Pianisten, zeigt bitte den Anfängern auch mal mit einfachen Stücken, wo es lang geht... D hat mich weit mehr motiviert als die tollste Hammerklaviersonate und ich fand es auch pianistisch absolut hörenswert.
 
Ja, das von Zimerman gespielt, in einer älteren Aufnahme.

Das Cherzo Nr. 1 ist sehr originell, nicht populär, aber leider auch nicht sehr oft gespielt.
Ich habs bei YT von einem jungen Japaner gespielt, der unter dem Nick "Cateen" firmiert.
Habe es selten bis gar nicht so gut gehört.

Solche Ordnung in einem scheinbaren Durcheinander:
Wunderbar!
 
Zuletzt bearbeitet:
Selten gespielt werden in Konzerten v.a. die ganz bekannten Stücke, ganz besonders, wenn die technisch nicht besonders schwer sind.
Zu nennen sind da - meinem anfechtbaren, statistisch nicht belegten subjektiven Eindruck nach - außer für Elise und Liszts Liebestraum noch Mozarts Sonata facile, Debussys Claire de lune oder Reverie. Schuberts As-Dur-Impromptu oder Chopins E-Dur-Etüde profitieren wohl desöfteren von zyklischen Aufführungen. Die Stücke, die sehr bekannt sind,
An der Orgel ist es ganz ähnlich - die bekannten, Stücke, die aber nicht auch bei einem Poppublikum bekannt sind, werden dauernd überall gespielt (BWV 552, BWV 582), aber BWV 565 wird quasi nie gespielt (nur jeder C-Organist spielt das mal, die einen bekommen es gut hin, die anderen nicht).
Auch Orchester spielen bekannte Stücke wie das Mendelssohn Violinkonzert, Beethovens Dritte rauf und runter, so wie die Pianisten ständig Appassionata, Waldsteinsonate, Chopin-Balladen etc. rauf und runter spielen, meiden aber oft z.B. Griegs Peer Gynt Suite, Ravels Bolero, Mozarts Kleine Nachtmusik-Serenade...

Ich finde, diese beliebten Stücke sollten (auch wenn das vielleicht nicht immer die größten Meisterwekre sind) durchaus öfter gespielt werden, weil man damit nunmal einfach mehr Leute erreicht. Und wer Gefallen an BWV 565 gefunden hat, entwickelt dann vielleicht auch den Zugang für BWV 582, wer die Reverie hört, entwickelt vielleicht auch den Zugang zu den Images, wer Für Elise mag, kommt eventuell über die Mondscheinsonate zur Appassionata und zu Op. 111 und Op. 106, wer Liszts Liebestraum mag, kommt vielleicht zu h-Moll-Sonate.

Ich finde es wesentlich besser, Leute mit vernünftig aufgeführten, sehr populären, nicht unbedingt monumental langen oder virtuosen Stücken für Kunstmusik zu begeistern, als das Feld Andre Rieu, David Guerret und Konsorten mit ihren Verballhornungen zu überlassen.
 
Es gibt auch "regionale" Unterschiede innerhalb dieses interessanten Themas: in Spanien ist de Fallas grandiose Fantasia baetica kein seltener Gast - hier hört man sie nahezu nie.

Früher hier viel gespielt, heute sehr rar:
Weber Aufforderung zum Tanz...dabei ist dieses charmante Stück ja nicht "unbekannt"
 
Ja, die bekannten Stücke haben es wirklich schwer. Wer spielt schon so unvergleichliche Preziosen wie "Gebet einer Jungfrau", "Ballade pour Adeline" oder "Melodie in F"? Sokolov, Trifonov, Levit ... nix, nada! :cry2:
 
Also ich finde den Titel "Populäre und dennoch selten gespielte Stücke" etwas komisch :-D Aber ich glaube zu verstehen, was du meinst! Es gibt ja schon einige Stücke, die eigentlich im Standardrepetoire liegen sollten (eben, weil der Komponist im Standardrepetoire liegt), aber es seltsamerweise nicht tuen.

Zwei Stücke aus dieser Kategorie wären für mich:

1.) Die wunderschönen und sehr tiefgründigen Variationen über ein Thema von Robert Schumann op. 9 von Brahms. Ganz allgemein habe ich das Gefühl, dass sein Variationenwerk jenseits der Paganini- und Händel-Variationen wenig beachtet wird. Vielleicht weil die anderen Variationenzyklen weniger vordergründig sind? Ich persönlich kann leider mit den Paganini-Variationen überhaupt nichts anfangen und auch die Händel-Variationen treffen meinen Geschmack nicht so ganz.

2.) Auch wundere ich mich immer wieder darüber, dass die zweite Klaviersonate von Schostakowitsch so selten gespielt wird. Schostakowitschs Symphonik ist ja totales Standardrepetoire, aber seine Klaviersonaten fristen irgendwie ein Schattendasein. :-D Bei Prokofiev ist es, so scheint mir, dafür umgekehrt: Seine Klaviersonaten werden rauf- und runtergespielt, aber seine Sinfonien (bis auf 1 und 5) nur selten.

Ich denke mal weiter nach... Schönes Thema!
 

Mit Aufforderung zum Tanz haben mich als Kind meine älteren Schwestern genervt. :020: Die Schellackplatte hatte einen Schweren Kratzer, den ich noch immer höre, wenn ich mir die Melodie vorstelle.
:017:
 
Ja, die bekannten Stücke haben es wirklich schwer. Wer spielt schon so unvergleichliche Preziosen wie "Gebet einer Jungfrau", "Ballade pour Adeline" oder "Melodie in F"? Sokolov, Trifonov, Levit ... nix, nada! :cry2:

Das sind natürlich auch Extrembeispiele. Aber man soll ma nicht so tun, als würden nicht auch öfter mal Dinge aufgeführt, die schlechter sind, als irgendein Stück a la 4 Jahreszeiten, Toccata und Fuge in d-Moll, Sonata facile, Für Elise etc.

Ich muss gerade daran denken, dass in einer WDR3-Sendung mal eine Frau gefordert hat, dass 50% der Konzertprogramme aus Musik von Komponistinnen bestehen sollte. Wenn das so wäre, dürftest du das Gebet einer Jungfrau mutmaßlich wesentlich öfter hören.
 
Ja, das von Zimerman gespielt, in einer älteren Aufnahme.

Das Cherzo Nr. 1 ist sehr originell, nicht populär, aber leider auch nicht sehr oft gespielt.
Ich habs bei YT von einem jungen Japaner gespielt, der unter dem Nick "Cateen" firmiert.
Habe es selten bis gar nicht so gut gehört.

Solche Ordnung in einem scheinbaren Durcheinander:
Wunderbar!


Da Du Cateen erwähnt hast wollte ich das mal hier rein stellen. Gefällt mir sehr sehr gut
 
In der Wolfschluchts-Szene habe ich übrigens noch nie einen Wolf schluchzen gehört. Komisch eigentlich...

Aber vielleicht ist ja Nero, der Kettenhund dafür zuständig?

:021:
 

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