Partitas von Bach

Marlene

Marlene

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Hallo allerseits,

gestern hat David Fray Partitas von Bach gespielt. Seine gefühlvollen Interpretationen haben mir sehr gut gefallen und meine Liebe zu Bachs Musik ist wieder ein Stück gewachsen.

Bei der unten verlinkten Datei handelt es sich sehr wahrscheinlich nicht um Bachs Handschrift, sondern um eine Abschrift, oder? Ich meine die Datei unter Sheet Music > Complete > zweite Version (Dateigröße 8,84 MB).

6 Partitas, BWV 825-830 (Bach, Johann Sebastian) - IMSLP/Petrucci Music Library: Free Public Domain Sheet Music

Kennt jemand eine Quelle mit Partituren in Bachs Handschrift?

Liebe Grüße
Marlene
 
Hallo Marlene,

schau mal unter bach-digital.de, da müsstest Du in großer Vielfalt fündig werden.

David Fray wird zur Zeit ja als DER neue Bachinterpret gehandelt. Kann ich ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen aber Geschmäcker sind ja verschieden.

Liebe Grüße
Christian
 
Es dürfte sich hier um den Erstdruck handeln. Die Partiten sind wie die Goldbergvariationen, die h-moll Ouvertüre und das Ital. Konzert zu Lebzeiten Bachs gedruckt worden.

Im damals üblichen Kupferstich wurde die Handschrift mit Öl eingerieben und durchsichtig gemacht, damit sie spiegelverkehrt auf die Kupferplatte übertragen werden konnte. Damit ist die Handschrift natürlich hin. Der Erstdruck ist dann die primäre Quelle. Es gäbe für mich auch wenig Grund, am Text dieser unter Bachs Aufsicht entstandenen Ausgabe zu zweifeln. Eine bessere Quellenlage kann man sich kaum wünschen.

Schöne Grüße
Axel
 
Hallo,

danke für Eure Rückmeldungen.

Die erste Erkenntnis daraus: es heißt „Partiten“.

Christian, diese Sammlung scheint sehr umfangreich zu sein aber ich suche wohl nicht adäquat. Wenn ich bei „Originaldrucke“ im Suchfeld Werksverzeichnis „BWV“ eingebe, bei „Werksverzeichnis-Nr.“ dann „830“ und bei Werkstitel „Partiten“, „Partita“ oder „Clavierübung“, dann kommt „Keine Objekte gefunden“. Was mache ich falsch?

Liebe Grüße
Marlene
 
Aber dein imslp Link führt doch zu den Originaldrucken. Was fehlt Dir denn da noch?
 
David Fray wird zur Zeit ja als DER neue Bachinterpret gehandelt. Kann ich ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen aber Geschmäcker sind ja verschieden.

So neu ist der gar nicht.

Meine Einschätzung ist vielleicht aufgrund meiner noch fehlenden Erfahrung nicht richtig, aber ich finde, dass Fray wunderbar gespielt hat, sehr nuanciert und sensibel. Ich mag mich ja irren aber mich hat sein Spiel an den von mir verehrten András Schiff erinnert. Oder liege ich da völlig daneben?

Aber dein imslp Link führt doch zu den Originaldrucken. Was fehlt Dir denn da noch?

Ja, richtig, das habe ich schon richtig verstanden, aber es gibt ja etliches mehr von Bach auf diesen Seiten und ich wüsste gerne wie ich die Suchfunktion richtig verwende.
 
Hallo Marlene,

habe gerade mal nachgeschaut, bis jetzt sind wohl nur BWV 827 und 830 schon digital erfasst bei der von mir genannten Seite. Gebe mal als BWV 830 und Partita als Werktitel ein, dann auf den 1. der beiden Treffer, dann müsstest Du zumindest diese beiden Werke (neben vielen anderen) unterschieden nach den einzelnen Sätzen anschauen können.

Bzgl. David Fray sagte ich ja, dass die Geschmäcker verschieden sind. Für mich ist der Charakter der Musik von Bach durch eine einzigartige Polyphonie gekennzeichnet und ich bin da halt "versaut" durch Glenn Gould. Fray romantisiert mir da zu viel ohne die einzelnen Stimmen genug herauszuarbeiten, dass ist aber wirklich Geschmacksfrage, der von Dir genannte Schiff oder Argerich gefällt mir da z.B. auch besser als Fray. Anbei mal ein Link bei dem Du meine unbeholfene Erklärung vielleicht nachvollziehen kannst. Keine Angst, Du musst Dir nicht 6 Stunden anhören:-), geh einfach auf den jeweiligen Pianistennamen und vergleiche nur jeweils ab dem 8.Takt nach dem einleitenden Grave.

Liebe Grüße
Christian

20 pianists play Bach's Partita No. 2 in C minor, BWV 826 - YouTube
 
Lieber Christian,

Grave... Wieder etwas hinzu gelernt. Und ich habe gelernt wie unterschiedlich sich ein Triller anhören kann.

Danke für den Link, ich fand es richtig spannend die Interpretationen zu vergleichen. Glenn Gold schien es eilig gehabt zu haben (seine gegenüber den anderen anders klingende Interpretation hat mir aber gefallen) und in seinen Takten 8-11 habe ich die Staccatopunkte in den Noten vermisst denn für mich hat es sich teilweise wie Staccato angehört. Spielt er in den genannten Takten staccato oder nicht? Oder portato? Ich habe da wohl Probleme mit der Hörwahrnehmung (oder mit dem Kapieren).

Ich habe die Stücke bis Takt 11 gehört und um vorbehaltlos vergleichen zu können habe ich mich woanders hingesetzt und jemanden an mein Trackpad gebeten um die Stücke anzuklicken. Ich habe einen Zettel mit 1-20 vor mir gehabt und nur eine Zahl und Stichworte aufgeschrieben und so erst später erfahren wer gespielt hat.

Mein Favorit ist András Schiff gefolgt von Grigory Sokolov, Alexis Weissenberg, Maria Tipo und Murray Perahia. David Frays Interpretation hat mir erst ab Takt 8 gefallen. Die Interpretation von Martha Angerich war die erste die ich gehört habe und ich habe als Kommentar „hartes Grave“ aufgeschrieben.

Liebe Grüße
Marlene
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Liebe Marlene,

Grave bedeutet Schwer, Ernst und geht i.d.R. mit einem langsamen Tempo einher. Im Falle dieser Partita von Bach ist die genaue Bezeichnung Grave adagio am Beginn (eines der bekanntesten Klavierwerke, die Pathetique von Beethoven, beginnt auch mit einem Grave und steht ja ebenfalls in c-moll, man kann da schon eine gewisse Ähnlichkeit im Aufbau erkennen).

Die ersten Takte dieses Grave adagio werden sehr unterschiedlich von den Pianisten interpretiert (Tempo, die Akkorde mal arpeggiert, mal nicht, mit und ohne Verzierungen etc.). Was ich meinte ist das Andante ab Takt 8 und das darin anschließende fugenartige Allegro. Deutlicher wird das noch in den anderen Sätzen wie z.B. in der Courante oder Allemande. Es gibt da Pianisten wie Gould, die die einzelnen Stimmen gleichwertig klar herausarbeiten und Pianisten wie Fray, die eine Hauptstimme spielen und der Rest geht ein wenig unter. Wie gesagt, es ist Geschmacksache und ein Amateur wie ich hat eigentlich eh kein Recht über Fray zu urteilen.

Liebe Grüße
Christian
 
Nun ja, urteilen kann ich eh (noch) nicht. Um das zu können muss ich wohl noch eine Weile lernen und üben (und hören). Ich kann jetzt erstmal nur hören und sagen ob es mir gefällt oder nicht.

Die Stücke werde ich mir am Wochenende länger anhören, so wie Du geschrieben hast. Denn ich sehe gerade dass Du weiter oben „ab 8. Takt“ geschrieben hast. Mann, egal welches „Nasenfahrrad“ ich aufsetze, ich sehe nicht richtig.

Was spielt Gould denn da nun in den Takten 8-11? Ist das staccato? Vermutlich sehe ich nicht nur schlecht... ;).
 
Was spielt Gould denn da nun in den Takten 8-11? Ist das staccato? Vermutlich sehe ich nicht nur schlecht... ;).

Deine Ohren funktionieren trotz des Sch... Tinnitus in dieser Beziehung gut. Er spielt in der linken Hand ein lupenreines staccato und genau diese Form seines Bachspiels mit der absoluten Unabhängigkeit beider Hände unter Verzicht des Einsatzes des Haltepedals (oftmals mit eigenwilligen Tempi) fasziniert mich so an seinen Bachinterpretation und bringt die Polyphonie hervor. Bei Fray hörst Du nur die rechte Hand deutlich und zudem wird nach meinem Höreindruck noch das Haltepedal zur Bindung eingesetzt.
 

Aha! Staccato wo keine Staccatopunkte sind. Interessant.

Danke für die Tipps, werde darauf achten.

Tja, der Tinnitus ärgert mich seit einigen Wochen besonders intensiv. Aber ich zeige ihm den imaginären Mittelfinger (nach der Devise: "du bist nicht da, du bist eh nur Einbildung, also lass mich in Ruhe!") und das klappt ganz gut ;).
 

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