Oper "Sancta" in Stuttgart: Besucher brauchen Arzt

Die Stuttgarter Oper schafft es auf die Titelseiten der überregionalen Zeitungen. Mehr als 100.000 Zugriffe in einer Stunde auf den Stuttgarter Opernserver. Sämtliche Vorstellungen waren im Nu ausverkauft. Marketing ist alles! Ich schätze, der Etat für die nächste Saison ist in trockenen Tüchern. Was will man mehr?
 
Die Stuttgarter Oper schafft es auf die Titelseiten der überregionalen Zeitungen. Mehr als 100.000 Zugriffe in einer Stunde auf den Stuttgarter Opernserver. Sämtliche Vorstellungen waren im Nu ausverkauft. Marketing ist alles! Ich schätze, der Etat für die nächste Saison ist in trockenen Tüchern. Was will man mehr?
aber was sagt das über unsere Gesellschaft?
 
Warum sehen Menschen sich so etwas an? Warum sehen sie sich z.B. "Untraceable – Jeder Klick kann töten" an? Gesehen habe ich den Film nicht, aber ein Bekannter hat mir damals davon erzählt.

Hier wie dort geht um Sensationslust, unzählige Gaffer bei Unfällen offenbaren es. Ich bin sicher, dass genau das passieren würde, was in "Untraceable" gezeigt wird, wenn es real würde. Anscheinend gibt es viele Menschen, die Freude am Leid anderer Menschen haben.
 
Ich finde, wir alle sollten uns viel vehementer über die Grausamkeiten und Bestialitäten im wirklichen Leben aufregen als über eine wahrscheinlich ziemlich verunglückte und geschmacklose Opernperformance.
 

Wir schauen (und sahen) ja beim Leid der Welt und in diesem unserem Land immer schon gerne weg. (Ja @Dromeus : Wir)

Ich gucke, schon berufsbedingt, nicht weg. Nimm mich da nicht in die Sippenhaft!

Genauso richte ich allerdings meine Wahrnehmung auf das, was das Leben lebenswert macht.
Auf keinen Fall aber auf die Oper, um die es hier geht.
Die Ausschnitte, die ich gesehen habe, finde ich mehr als geschmacklos.
 
...hm...ein Singspiel von Mozart:
Osmin mit Wonderbra und Tutu transportiert die Zauberflöte im Steiß und tutet darauf "ha, wie will ich triumphieren", während sich die Königin der Nacht dank eines bunt leuchtenden monströsen, ihr von Sarastro verabreichten Einlaufs ergiebig entleert, selbstredend flattern Raubvögel mit Hakenkreuzen über der tiefsinnigen Szene, in deren Hintergrund auf einer Videoleinwand der Papst den reanimierten Nitsch besteigt, wobei er (der Papst) ein Transparent mit der Aufschrift "die Ahnen Erdogans waren superlieb in Armenien" mühsam-zittrig hoch hält (wer ein Opernglas hat, kann sehen, dass Greta in BdM-Outfit den Kirchenfürsten bei seinen Bemühungen anfeuernd peitscht) - - das würde ich mir anschauen gehen! Und danach würde ich mir sogar die Bildzeitung kaufen, sofern sie darüber berichtet.
....solche Höhen scheint aber die derzeit beachtete Stuttgarter Produktion nicht zu erklimmen. Deshalb kommt sie ohne meinen Besuch zurecht.
 
...hm...ein Singspiel von Mozart:
Osmin mit Wonderbra und Tutu transportiert die Zauberflöte im Steiß und tutet darauf "ha, wie will ich triumphieren", während sich die Königin der Nacht dank eines bunt leuchtenden monströsen, ihr von Sarastro verabreichten Einlaufs ergiebig entleert, selbstredend flattern Raubvögel mit Hakenkreuzen über der tiefsinnigen Szene, in deren Hintergrund auf einer Videoleinwand der Papst den reanimierten Nitsch besteigt, wobei er (der Papst) ein Transparent mit der Aufschrift "die Ahnen Erdogans waren superlieb in Armenien" mühsam-zittrig hoch hält (wer ein Opernglas hat, kann sehen, dass Greta in BdM-Outfit den Kirchenfürsten bei seinen Bemühungen anfeuernd peitscht) - - das würde ich mir anschauen gehen! Und danach würde ich mir sogar die Bildzeitung kaufen, sofern sie darüber berichtet.
....solche Höhen scheint aber die derzeit beachtete Stuttgarter Produktion nicht zu erklimmen. Deshalb kommt sie ohne meinen Besuch zurecht.
Das mit den ganzen Nackten & Nazis und unanständigem Kram auf der Bühne ist ja im übrigen ein uuuralter Hut. Schon in den 80ern hatte sich das zu einem nervigen "Zeitgenössisches Theater"-Klischee abgenutzt.
 
Es gibt wohl in allen Berufen emotional unterentwickelte Menschen. Solche Inszenierung finde ich dumm und primitiv. Beschränkte Kleingeister die jegliches Gefühl fürs Subtile verloren haben (oder noch nie besessen haben) und sich zur Darstellung nur der niedersten Gefühlen „Ekel“, „Angst“ bedienen können.

Vielleicht therapiert man die Gewaltfantasien mancher besser, statt sie dafür noch zu bezahlen und überlegt sich künftig ob man solchen Leuten die Gestaltung von Inszenierungen anvertraut.

Ich erwarte mir für viel Kohle dass höhere/ komplexere Gefühle ausgelöst werden als nur Ekel. Manche scheinen nicht zu wissen dass es mehr als das gibt.
 

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