Niveau Aufnahmeprüfung (Instrumentalpädagogik-)Studium Klavier

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Lessamuk

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Liebes Forum,

ich frage mich aus recht ernster Absicht, ob ich eine Chance habe, jemals eine Aufnahmeprüfung zu einem Studium Instrumentalpädagogik/Klavier zu bestehen. Ich hatte keinen Unterricht in der Kindheit und habe vor wenigen Monaten erst begonnen. (Das Interesse begleitet mich natürlich schon länger.)

Ist das Niveau für Instrumentalpädagogik-Aufnahmeprüfungen niedriger, als für "Klavier"?
Ich dachte an zum Beispiel diesen Studiengang:
  • Erwartet wird ein künstlerisches Niveau im Hauptfach von mindestens Mittelstufe II beziehungsweise Unterstufe II im Zweitfach und den Pflichtfächern (Allgemeine Musiklehre, Tonsatz, Hörerziehung). (Quelle)
Und ist das die Mittelstufe, um die es geht? Oder das (unten)? Diese Prüfungsanforderungen?

Zu mir:
Ich habe Freude an der Vermittlung von Wissen & an Musik und Klavier insbesondere, möchte sehr gern in die Lehre an einer Hochschule und strebe eine Diss. in Musikwissenschaften an. Ich würde mich sehr gern währenddessen weiter in Klavier ausbilden (lassen) und evtl. ein Musikstudium dranhängen, um als Musiktheorie- und Klavierlehrerin arbeiten zu können. Nun bleibt die Frage, ob mein Klavierspiel mit hohem Engagement trotzdem immer unzureichend bleiben wird? Ich kann mir von den geforderten Leistungsstufen keine Vorstellung machen. Oder ist es je nach Hochschule sowieso unterschiedlich und nicht generell zu beantworten?

Kurz: Wie viele Jahre intensives Üben & Unterricht braucht es mindestens um auf ein dort gefordertes Niveau zu kommen? Ist das als erwachsene Anfängerin überhaupt möglich?

Liebe Grüße

Lena
 
Liebe Lena,

Du wärst nicht die erste und einzige in einem IGP-Studiengang, die relativ spät mit dem Klavierspielen begonnen hat, in einem "höheren" Alter die AP besteht und vorher etwas anderes, Musiknahes studiert. Der erstaunlichste Fall, den ich kenne, betrifft einen Mann, der erst nach dem Abitur mit dem Klavierspielen begonnen und mit Mitte 30 die AP bestanden hat. Das ist aber eine große Ausnahme - es gibt sie dennoch. Auch deutlich frühere, aber verhältnismäßig späte Beginne (sagen wir mal, mit 15) führen hin und wieder zum Studium.

Zweitens ist es gut zu wissen, dass sowohl die IGP-Studiengänge und deren Inhalte, als auch das Niveau der AP von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedlich ausfallen können. Kassel dürfte vermutlich leichter sein als München, auch andere, kleinere Hochschulen oder Konservatorien bieten IGP an und sind etwas weniger konkurrenzbehaftet als mittlere oder große Hochschulen. Mir fallen da z.B. noch Wiesbaden und Regensburg ein, evtl. gibt es noch weitere.

Drittens gibt es noch die Elementare Musikpädagogik, für die das rein künstlerisch-musikalische Niveau noch etwas niedriger ist, aber weitere bzw. andere Fähigkeiten gefragt sind. Da lernt man Musikalische Früherziehung und erhält u.U. auch eine Lehrbefähigung für das eigene Hauptfach im Anfangsunterricht, bzw. im Anschluss studieren manche dann noch IGP.

Was nun dich betrifft: Wie alt bist du denn eigentlich? Wie lange spielst du schon? Was nun sehr wichtig wäre:
1) Du brauchst den besten Unterricht, den du kriegen kannst, und zwar mindestens 60, besser 90 Minuten die Woche.
2) Du brauchst ein anständiges Instrument zum üben, d.h. ein akustisches - wenigstens in regelmäßigen Abständen, falls du ein E-Piano hast.
3) Du solltest vor viel und regelmäßigem Üben keine Scheu haben, ich würde sagen, mindestens 3h pro Tag an 6 Tagen die Woche, u.U. auch mehr.

Eine Diss geht nicht nur in Musikwissenschaft, sondern auch in Musikpädagogik (das ist ein extra Studiengang an der Uni), evtl. könnte das auch relevant bzw. interessant sein.

Viele Grüße!
Stilblüte
 
Liebe @Stilblüte

vielen Dank für deine ausführliche hilfreiche Antwort!

Ich bin 25, schreibe im nächsten Semester meine Masterarbeit in Philosophie und möchte danach in Musikwissenschaft zu einer ästhetischen Frage promovieren, wenn sich denn einer der Wunschbetreuer meines Projektes annimmt.
Musiktheorie- & Klavierunterricht habe ich nun seit Februar zweiwöchentlich, das ist aber mit Fokus auf mein Studienprojekt sehr theoretisch und Klavier eher nebenbei. Mein Lehrer bildet tatsächlich auch für Aufnahmeprüfungen aus, ist Pianist & Dirigent und hat an der Uni gelehrt. Allerdings ist es mir etwas peinlich, dort mein Anliegen anzubringen, weil ich ja absolute Anfängerin bin und es nicht so scheinen soll, als würde ich mir zu viel anmaßen. Deshalb vielen Dank an euch, für die Hilfe beim Realitätscheck!

Deine 3-Punkte-Liste habe ich tatsächlich schon länger in Arbeit, aber werde ich jetzt nochmal genauer angehen :)
Die Universität lässt mich nicht in die Proberäume (nur Musikstudenten) und ich bin auf der Suche nach einer Möglichkeit ein akustisches Instrument zu spielen, nun werde ich wirklich mal in der Kirchengemeinde anfragen.
Richtig etwas an meiner Lage ändern können, werde ich erst mit dem Umzug nach dem Masterabschluss, weil dann auch mein Ehrenamt ausläuft (Zeit & Geld).
 
Verstehe. Wenn es bei dir klappen würde, wärst du eine der besonderen Ausnahmen - also, leicht wird's nicht, aber auch nicht unmöglich. Ich habe noch vergessen die Berufsfachschulen für Musik zu erwähnen, die gibt es nur in Bayern. Dort kann man 1-3 Jahre zur Schule gehen (ist tatsächlich eine Schule und keine Hochschule / Uni) und auch einen Abschluss machen, der etwas niedrigerwertig ist als ein Hochschulabschluss. Viele nutzen die Zeit dort aber auch zur Vorbereitung und als Sprungbrett an die Hochschule, ohne einen Abschluss zu machen. Die AP zu bestehen ist dort nochmals deutlich leichter.

Nachteil der BfS ist, dass sie oft ziemlich auf dem Land sind (ich vermute, die Idee war / ist, dort auch Kultur zu etablieren und keine Konkurrenz zu Hochschulen zu bilden), z.B. in Kronach, Bad Königshofen, Dinkelsbühl, Sulzbach-Rosenberg...
Sollte dich das interessieren, ist es enorm wichtig, den Hauptfachlehrer gut auszuwählen. Ich habe schon einige Studenten unterrichtet, die vorher an BfS waren, und die Unterrichte der Klavierdozenten scheinen mir persönlich qualitativ und fachlich sehr heterogen zu sein.
 
Mein Lehrer bildet tatsächlich auch für Aufnahmeprüfungen aus, ist Pianist & Dirigent und hat an der Uni gelehrt. Allerdings ist es mir etwas peinlich, dort mein Anliegen anzubringen, weil ich ja absolute Anfängerin bin und es nicht so scheinen soll, als würde ich mir zu viel anmaßen.
Das ist das Allerwichtigste: Du mußt Deine Ziele und Bedürfnisse mit den relevanten Personen kommunizieren. Dein Lehrer, zumal wenn er selber für Aufnahmeprüfungen ausbildet, kann am ehesten beurteilen, was realistisch ist und Dich in Deinen evtl vorhandenen Schwächen unterstützen.

Ansonsten gilt sicherlich, was @Stilblüte schon geschrieben hat: Die kleineren „unbedeutenderen“ Musikhochschulen bieten mitunter bessere Arbeitsbedingungen, weil der Konkurrenzdruck, das berüchtigte Haifischbecken, nicht so groß ist. Spiel allen möglichen Leuten vor, hol Dir relevante (!) Meinungen ein - und entwickle bei allem Enthusiasmus für das Klavierspiel einen Plan B (wohlmöglich auch noch einen Plan C). Aber wie schon B. Brecht wußte:
Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben
Ist ein schöner Zug.
 
Spiel allen möglichen Leuten vor, hol Dir relevante (!) Meinungen ein - und entwickle bei allem Enthusiasmus für das Klavierspiel einen Plan B (wohlmöglich auch noch einen Plan C). Aber wie schon B. Brecht wußte:
Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben
Ist ein schöner Zug.

Vielen Dank euch, und damit habe ich einen Plan A, B und C :011:
 

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