Morton Feldman: triadic memories

Jan S

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Ich habe die Triadic Memories immer gern gehört, d.h. laufen gehabt. Die knapp 100 Minuten habe ich mir allerdings nie konzentriert angehört und sonstwie mich genauer damit beschäftigt. Vom Eindruck finde ich es zwar monoton, aber irgendwie auch angenehm, schön, ohne zu langweilen oder auf den K**s zu gehen. Auch jetzt wieder. Das finde ich erstaunlich.
Aber wie ist das Stück wenn man es spielen will? Braucht es da spezielle Vorbereitungen? 100 Minuten Sitzen ohne Pause, und immer konzentriert, und motiviert und gleichmässig bleiben, schon das stelle ich mir schwierig vor. Und wie ist das mit dem Einüben? Gibt es da unterschiedlich schwierige Passagen, und Tücken?
Oder ist alles eher einfach, und die 100 Minuten im Nu rum? Hat das jemand mal gemacht und möchte sagen wie es war?
 
Als ersten Schritt empfehle ich dir, dir das mal komplett, voll konzentriert anzuhören.
  1. Wenn es nichtmal zum konzentrierten Zuhören reicht, wie willst du es dann spielen? Dazu gehört noch viel mehr Konzentration und Energie. Dass es bisher nur dazu gereicht hat, dich berieseln zu lassen, ist möglicherweise schon ein Zeichen.
  2. Bei diesem analytischen Anhören kannst du dir selbst schon besser ein Bild davon machen, was da wirklich passiert und wie sich das wohl spielt. (Die Noten dabei zu lesen kann auch nicht schaden.)
Ich selbst habe tatsächlich allerhand Noten im Schrank, ohne sie jemals zu spielen. Einfach weil das Mitlesen der Noten beim Hören noch erhellender ist, als das reine Hören.
 
100 Minuten Sitzen ohne Pause, und immer konzentriert, und motiviert und gleichmässig bleiben, schon das stelle ich mir schwierig vor.

So lange dauert ungefähr der erste Aufzug des Parsifal. Danach kommen dann noch zwei Aufzüge.

Was ich damit sagen will: Für einen professionellen Musiker darf das kein Problem sein. Und ist es auch nicht.
 
Ich kenne viel Klaviermusik von CDs die ich mir in jungen Jahren kaufte und solange hörte bis sie mir irgendwie gefielen. An Noten hatte ich damals überhaupt nicht gedacht. Durch die Beschäftigung damit höre ich anders zu. Also Fragen eines interessierten Laien, das hätte ich hinzufügen sollen.
 
Ich hatte mir vorgenommen die ganze Stunde mir ununterbrochen und konzentriert anzusehen, mit den Augen die Noten verfolgen, die ich höre: so schwer kann´s nicht sein, dessen war ich mir gewiss. Doch ich wurde abgelenkt, weil mir die Noten nicht immer verständlich sind. Das ging sofort los.

Ich kopiere mal exemplarisch einen Screenshot mit für mich so rätselhaften Dingen.

1) Was bedeuted diese Klammer mit der 4? Ich nehme an, das hat damit zu tun, dass die obere Stimme “weniger Zeit hat” (die unteren haben zusätzlich noch Pausen). Sowas gibts nicht in meiner Klavierschule. Auch ganz hinten nicht. Was ist das?

2) Drei Zeilen in einer Akkolade. Ich nehme an, der Übersichtlichkeit halber und um die Stimmen besser zu visualisieren? Aber es ist doch mit zwei Händen zu spielen? Und kein Fingersatz angegeben. Diesen muss man selber Ermitteln/Austüfteln? Ich stelle mir das auch für Fortgeschrittene anspruchsvoll vor.

3) Warum im 5. Takt mittlere Stimme zweimal ein b vor derselben Note im selben Takt?

(Ich will später auch gesehen haben, dass über mehrere Takte hinweg vor derselben Note ein Auflösungszeichen stand, kann es aber jetzt nicht belegen.)

Also damit hatte ich nicht gerechnet. Konzentriertes Durchhören braucht einiges an Vorbereitung. Falls jemand mir Erhellung stiften möchte, vielen Dank!

Bildschirmfoto 2024-08-19 um 17.07.49.png
 
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Beschäftige Dich erstmal mit Musik, die Deiner derzeitigen sehr niedrigen Könnens- und Wissensstufe angemessen ist. Was soll der Unsinn? Und dann auch noch anderen damit die Zeit zu stehlen?
 
"Palais de Mari" ist einiges kürzer und einfacher zu lesen/(spielen?)

 
Die Klammer mit der 4 ist eine Quartole. Wie eine Triole, nur eben 4 statt 3.

Das b steht vor beiden a in dem fünften Takt, weil die Stimme darüber ein a (mit Auflösungszeichen) spielt. Also damit man nicht fälschlicherweise annimmt, dass das as auch hier aufgelöst wäre.

Dein Youtube-Link hat übrigens 60 Minuten; das ist deutlich unter 100.
 
Die Klammer mit der 4 ist eine Quartole. Wie eine Triole, nur eben 4 statt 3.

Das b steht vor beiden a in dem fünften Takt, weil die Stimme darüber ein a (mit Auflösungszeichen) spielt. Also damit man nicht fälschlicherweise annimmt, dass das as auch hier aufgelöst wäre.
Dankeschön für die "Quartole", die kann ich nachschlagen, und ich werde vorher nachlesen, was eine "Triole" eigentlich genau ist.

Das mit den beiden b, das könnte auch mit den anderen vielen Vorzeichen ähnlich sein, die ich mir nicht erklären konnte. Es ist doch schön zu wissen dass alles seine Ordnung hat.

Dein Youtube-Link hat übrigens 60 Minuten; das ist deutlich unter 100.

Das hatte ich dann auch gemerkt, hatte wahrscheinlich 1:00:19 missinterpretiert als 100 Minuten. Die 100 Minuten wollte ich durchhalten um dieses Stück (weil es mir gefällt) mal wirklich konzentriert zu hören und auch um mal zu probieren, wie es ist, mich solange auf Noten zu konzentrieren, womit ich nicht sehr vertraut bin. Das war für mich interessant weil ich selber 120-minütige Vorlesungen zur Organischen Chemie halte. Wie eine kleine Selbsterfahrung, in ähnlicher Lage wie die Studenten vor Strukturformeln und Reaktionsmechanismen. Ich war schon nach wenigen Minuten durcheinander, weil da soviel war, worauf ich mir keinen Reim machen konnte. Vielleicht geht es manchen Studenten auch so. Wer dann nicht die Anstrengung unternimmt, wenigstens die Grundlagen sich intellektuell zu erschliessen, wird nichts verstehen, auch wenn alle Vorlesungen anwesend ... also, so ist das in der Chemie.
"Palais de Mari" ist einiges kürzer und einfacher zu lesen/(spielen?)


Das probiere ich wenn ich aus dem Urlaub zurück bin. Vielen Dank!

Als grosses Rätsel bleiben mir noch diese drei Notenzeilen in einer Klammer. Das kann doch so, wie es notiert ist, niemand spielen, ohne vorher ausgetüftelt zu haben, wie genau (der 2. Takt z.B.). Takt für Takt, 100 Minuten. Vielleicht zeige ich das mal den Studenten und leite dann motivierend über: Strukturformeln und Reaktionsmechanismen sind einfacher!
 
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