Leider kann ich nirgends Angaben zum Maximalgewicht finden, aber vielleicht kann man Andexinger ja mal schreiben?
Ich könnte mir vorstellen, dass die tatsächlich auf die Mechanik und die Hydraulik wirkenden Kräfte und Belastungen durch das Sitzverhalten maßgeblich beeinflusst werden. Lässt sich ein normalgewichtiger Spieler so richtig auf die Sitzfläche wie ein nasser Sack fallen, strapaziert er das Sitzmöbel vermutlich mehr als ein stark übergewichtiger Spieler, der behutsam in die Knie geht und sich mit etwas Bedacht niederlässt. Auch ein unzweckmäßiges Bewegungsverhalten, ein ständiges Hin- und Herrutschen auf der Sitzfläche bis hin zu theatralischem Herumspringen könnte die Bank auf die Dauer massiver belasten als ein stark übergewichtiger, aber sich eher wenig bewegender Tastenmensch. Bei älteren oder gar historischen Klavierbänken und Klavierstühlen ist möglicherweise die Konstruktion darauf angelegt, dass es in früheren Zeiten weniger ausgeprägt übergewichtige Menschen - es wird schon gute Gründe geben für das Verschwinden der berüchtigten Dreibeinstühle aus den aktuellen Katalogen, die eigentlich immer wackeln und instabil werden.
Bei einem befreundeten Sänger- und Regisseurspaar, die inzwischen beide die achtzig Lebensjahre überschritten haben, verrichte ich gelegentlich Korrepetitionsdienste für eine Gesangsstudentin, die im Hause der beiden ein wenig musikszenische Nachhilfestunden in Anspruch nimmt. Das Förster-Klavier plus Dreibeinstuhl hatte die Dame des Hauses seit den 1950ern in der DDR in Gebrauch - und es gelang mir als nicht gerade leichtgewichtigem Spieler schließlich, das allmählich morsch gewordene Gestell des Dreibeiners zu schrotten. Zum Glück war es mir möglich, mich bei der Landung auf dem gefliesten Boden abzufangen und mir nicht allzu sehr weh zu tun. Ich besorgte der Hausherrin über eBay für dreißig Euro bei Selbstabholung in der Fußballmetropole Gelsenkirchen auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin einen nahezu baugleichen Dreibeiner aus den 1950ern, der hoffentlich noch ein paar Jahre hält. Die sportliche und eher leichtgewichtige Gesangsstudentin berichtete mir, dass auch unter ihr schon ein solcher Stuhl mit drei Beinen vor dem geerbten Flügel ihres Opas zu Bruch gegangen sei. Ihre Oma (die sich darüber fürchterlich aufgeregt haben soll) war früher als Choreographin an unserer Operetten- und Musicalbühne tätig.
Dort hatte ich zuvor einem weiteren Sitzmöbel in der Corona-Zeit den Garaus gemacht: die Proben durften wieder beginnen, aber nur draußen auf einer Freilichtbühne mit tagesaktuellem Corona-Test. Die Gesangssolisten und der Chor hatten viel Platz auf dem Bühnengelände und ich leitete als Korrepetitor die Proben vom Fuße der Zuschauertribüne aus mit einem Digitalpiano vor mir. Die Regisseurin brachte mir von ihrer heimischen Terrasse einen dieser billigen Hartplastikstühle (aus dem Baumarkt für zehn Euro oder so) als Sitzgelegenheit mit, der auch öfter Wind und Wetter ausgesetzt war. Bei der dritten Spielzeit hatte er es hinter sich: die bereits rostig gewordenen Scharniere brachen durch und ich landete mit meiner Hinterfront auf der Tribünentreppe. Aufgrund meiner natürlichen Polsterung hielten sich die Schmerzen aber in Grenzen, obwohl ich noch lange keine 150 Kilogramm wiege.
Das einzige Problem ist, dass die Hydraulik mit der Zeit kaputt geht, wenn man die Höhe unter Belastung einstellt. Dementsprechend sollte man, wenn man die Höhe verstellt, sein Gewicht von der Bank nehmen.
Eine sehr weit verbreitete, aber reichlich unzweckmäßige Angewohnheit, das eigene Körpergewicht runter und vor allem hoch zu schrauben. Vermutlich möchte so mancher etwas Zeit sparen, indem er nicht mehrfach aufsteht und wieder Platz nimmt, bis die gewünschte Sitzhöhe erreicht ist. Oder hofft man, so seine Fingermuskulatur zu kräftigen?
LG von Rheinkultur