Kann sich jeder in Deutschland Klavierbaumeister nennen?

blackblack

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Heute war ein, wie er selbst mehrmals betonte, "Klavierbaumeister" zum Stimmen und teilweise regulieren meines kürzlich erworbenen Klaviers da. Vorher was die Stimmung eigentlich überraschenderweise annehmbar, aber da, laut (privatem) Verkäufer die letzte Stimmung etwa 10 Jahre Jahre her war, dachte ich mir, dass es wohl langsam an der Zeit wäre ;). Jetzt, nachher, ist die Stimmung so unterirdisch - einige Dreiklänge im Diskant haben jetzt Schwebungen, die mir den Nacken "zerreissen" - dass ich mich frage, ob der gesprächige Herr überhaupt über irgendeine Fachkenntnis verfügte bzw. den Titel Klavierbaumeister zu unrecht trägt? Ich kenne mich mit den Bestimmungen nicht aus, aber gibt es so etwas wie eine Innung bei der man das in Erfahrung bringen könnte?
P.S.: Einige Tasten quietschten beim spielen, daher hat er an der vorderen Tastaturstiften irgend etwas "geschmiert". Ich meine hier irgendwo gelesen zu haben, dass Schmiermittel nichts in einem Klavier zu suchen habe - da kann ich mich aber auch täuschen.
Dafür hat er mir aber das Dämpferpedal so eingestellt, dass es jetzt bei der sanftesten Betätigung ein bedenkliches Knarren erzeugt.
Ich bin also rundum bedient worden …
 
Zuletzt bearbeitet:
Klavierbaumeister darf sich nur nennen welcher auch einen entsprechenden Meisterbrief vorzuweisen hat. Leider sind mir allerdings auch Gerüchte bekannt, daß häufig Meisterbriefe (insbesondere aus den Ostblockländern) gefälscht sind und entsprechende "Kollegen" vom Klavier so viel Ahnung haben wie ein Schwein vom Uhrwerk.

Wenn ein Klavier 10 Jahre nimmer gestimmt wurde, ist es sicher nicht mehr auf der Tonhöhe, die erste Stimmung nebst Hochziehen kann durchaus erst einmal zu einem "schrägen Absacken" der Töne führen, in diesem Fall sollte das Instrument nach ca 8 -10 Wochen noch einmal nachgestimmt werden.

Die Waagebalken und Vorderstifte der Tasten kann man durchaus "schmieren" , so man die richtigen Mittel verwendet.

Das Pedal entsprechend einzustellen ist legitim, knarren sollte es hernach allerdings nicht.

LG
Henry
 
Was auch immer auf die Stifte geschmiert wurde, es stinkt mir gewaltig, (ein bisschen wie eine chemische Reinigung gepaart mit Motoröl) - vielleicht Protek CLP? Und ich schlafe im selben Zimmer …
Ich kann mir schon vorstellen dass wenn die Stimmwirbel 10 Jahre nicht bewegt wurden es zu einem Absacken der Tonhöhe kommt, allerdings halte ich es für wenig wahrscheinlich, dass das schon 10 Minuten nach dem der Mann weg war (und seit dem stabil) eintritt, und dass die Saitenchöre gleichzeitig in sich gestimmt absacken. Selbst bei einer Vorstimmung sollte das Ergebnis doch nicht schlechter sein als vorher. Ich habe zwar nicht so genau über die Schulter geschaut aber ich hatte den Eindruck, dass sich der gute Mann nur auf ein Stimmgerät verliess - kann ich aber nicht genau sagen. Sollte ein Klavierstimmer, der etwas auf sich hält nicht einfach seinen Ohren vertrauen? Obwohl mir das eigentlich egal wäre, Hauptsache es klingt nachher nicht schlechter als vorher.
 
Also ich höre jedesmal, nachdem der Stimmer da war, Schwebungen - sehr präzise sogar, wesentlich präziser als vorher, wo die verschiedensten Schwebungen wild durcheinanderliefen... ;)

Und ja, da tun die Terzen, Sexten und sonstigen Akkorde schon manchmal weh, bis ich mich dann wieder ein wenig an die mehr oder weniger "gleichschwebenden" Intervalle gewöhnt habe oder die nächste Hitze/Feuchtigkeitswelle wieder alles verändert. :D
 
Es gibt durchaus Kollegen welche ausschließlich mit Stimmgerät arbeiten, so es ein gutes Gerät oder eine sehr gute App ist, bekommt man damit schon eine vernünftige Grundstimmung hin. Die Unterschiede zwischen einer Gehör und Maschinenstimmeng wird ein Laie kaum bemerken.
Auch ich setze durchaus Stimmgerät ein, sei es um das Klavier wieder auf seine Höhe hochzuziehen, oder auch schnell mal eine Grundtemperierung vorzunehmen. Stimmgeräte und Stimmsoftwre ersetzen allerdings nicht das menschliche Gehör, der zusätzliche Einsatz von Stimmgeräten ist allerdings heut kaum noch wegzudenken. Aber ganz gleich ob mit oder ohne Stimmgerät - das wichtigste ist daß der Ton hält.
Protek CLP verwende ich auch oft.....es riecht allerdings kaum - vielleicht ein wenig nach Petroleum, wenn man ganz nahe rangeht.

LG
Henry
 
Ich seh' schon … ich buche das dann mal als Lehrgeld und hoffe beim nächsten Klavierstimmer, (ich habe irgendwie keine Lust mehr den augenblicklichen Klavierstimmer an mein Klavier zu lassen) mehr Glück zu haben.
 
CLP riecht man fast nicht, vor allem nicht auf Dauer. Wenn das Lösungsmittel verdunstet ist, dann riecht man absolut nichts mehr. WD40 der Caramba sollte man nicht an Stifte oder Achsen verwenden.

Wenn ein Klavier 10 Jahre nicht mehr gestimmt wurde, dann stimmt man es am besten gleich zweimal hintereinander. Danach sollte die Stimmung recht gut halten. Typisch ist, dass das Klavier ziemlich bald gleichmäßig (ein bisschen) in der Tonhöhe absackt. Aber die Chöre sollten schon länger halten.

Liebe Grüße
Martin
 
. WD40 der Caramba sollte man nicht an Stifte oder Achsen verwenden.

Würde ich überhaupt nicht in der Klaviermechanik verwenden, gegebenenfalls würd ich des für klemmende oder quietschende Klavierschlösser dahernehmen - des war es dann aber auch schon mit dem Anwendungsbereich am oder im Klavier. Mit WD40 im Klavier rumzuwerken ist genau so eine Unart wie Ballistol - es führt auf Dauer zu nichts Guten.

LG
Henry
 

Ich kenne das Instrument zwar nicht (werder vorher noch nachher), aber das alles klingt für mich normal. 10 Jahre nicht gestimmt, Kollege stimmt es hoch und es sackt sofort wieder ab. Dabei kann es durchaus sein, dass die Choire danach in sich nicht verstimmt klingen, sondern gleichmäßig alle 3 Saiten absacken.

Schmieren der Tastaturstifte ist normal und sogar nötig.

Ein Knarren des Pedals sollte natürlich nicht sein. Aber es würde mich nicht wundern, wenn es vorher auch schon da war. Ich kann mir kein Szenario vorstellen, bei dem der Stimmer durch Drehen der Stellschraube ein Knarren verursacht. Und wenn doch, dann wäre es sowieso aufgetreten. Möglicherweise hat es auch noch nicht geknarrt, als der Stimmer die Tür von außen zugezogen hat. Aber durch ständige Betätigung des Pedals hat sich irgendwas verstellt oder verdreht. Und falls dies passierte: genau das wäre auch ohne den Stimmer passiert.

Ich glaube, es wäre mal an der Zeit, einen neuen Faden aufzumachen: Hilfe, der Klavierstimmer hat mein Klavier kaputt gemacht. Oft werden Fehler oder Nebengeräusche oder Defekte entdeckt, kurz nachdem der Stimmer da war. Und meist wird ein kausaler Zusammenhang konstruiert, der nicht immer gegeben ist. Was nicht heißen soll, das der Kollege in oben beschriebenem Fall nicht doch evtl. ein Pfuscher war. Kann sein, kann nicht sein. Keine Ahnung. Aber dass Kunden nach dem Stimmen irgend etwas auffällt, was angeblich vorher auf gar keinen Fall da war, kenne ich.
 
@Tastenscherge Das kenne ich nun wieder: Im Zweifelsfall ist der Kunde schuld, weil ja per se inkompetent. Eine sehr praktische und zu simple Ansicht wie ich finde. (Keine Krähe hackt ja der anderen ein Auge aus.) Das kann jetzt hier ad infinitum so weiter diskutiert werden, hilft mir aber in keiner Weise weiter. Was mir weiter geholfen hat war der Klavierstimmer, der als letztes dieses Klavier vor 10 Jahren gestimmt hatte, und den ich ausfindig machen konnte. Er kam gleich am nächsten Tag. Das Knarren des Dämpferpedals hat er in 7 Minuten eliminiert. Die Stifte waren in Automechaniker-Manier von seinem Vorgänger geschmiert worden, das wurde dann mit Kleenex-Tüchern reduziert, damit der möglichen Verharzung und Klumpenbildung durch Staub ein wenig Einhalt geboten werden konnte. Aber die Hauptsache: er hat noch mal alles (auf meinen Wunsch nach Ohr) durchgestimmt und jetzt ist ALLES proper und ich bin glücklich. Ach ja richtig, wäre das nicht ein Ansatz, das der Kunde glücklich ist …?
 
Beides ist sicher richtig.
Was meines Erachtens der erste Klavierstimmer versäumt hat ist zu sagen, dass eine Erststimmung nach 10 Jahren vermutlich nicht ausreichen wird.
 

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