Ich habe mich gerade dazu entschlossen,...

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Amarena

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16. Mai 2011
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...meinen ersten Beitrag zu schreiben***, weil ich mich nach langer, langer Planung zu dem wahrscheinlich größten Vorhaben meiner Klavierspieler-Karriere durchgerungen habe: Ich habe angefangen, die Héroique von Chopin zu üben.

Puh! Ich habe mich durch das ganze Stück gequält. Schneckentempo ist gar kein Ausdruck. Die rechte Hand komplett, die linke dort, wo ich es mir zutraute. Eigentlich hielt ich mich bislang für eine talentierte Prima-Vista-Spielern... Ähem... :confused: :D

Nun ja, ich musste es jemandem mitteilen, der dieses Vorhaben zu schätzen weiß, und hoffe auf die Anteilnahme des Clavio-Forums :-) Vielleicht gibt es ja jemanden, der mich die nächsten Jahre (ein schnellerer Erfolg wäre erfreulich, aber ich übe mich in Bescheidenheit) durch dieses Vorhaben begleitet, emotional oder mit Ratschlägen, die ich wohl dringend brauchen werde! :wink:

--

***Lange Vorstell-Arien spar ich mir, wer was wissen will, darf mich jederzeit fragen!
 
Ja, genau dieses Stück meine ich. Es ist sozusagen DAS Klavierprojekt meines Lebens. Weiter werde ich es wohl nie bringen, muss auch nicht sein.

Hast du es selbst schon gespielt?
 
Hallo Amarena,
leider erwähnst du die Art deiner "Klavierspielerkarriere" nicht,davon wird es natürlich abhängen ob und wie schnell du die Polonaise einlernen kannst.
Also zu deiner Beruhigung:da gibt es viel viel Schwierigeres bei Chopin!
Ich hab mir das Stück als Teenager eingeübt,weil sie mir damals rhythmisch so gut gefiel,habe glaub ich ein oder zwei Monate dafür gebraucht,das hängt aber wie gesagt vom Stand deines Könnens ab(ich hatte damals von Chopin schon Barcarole,g-moll Ballade und so einstudiert und im Vergleich dazu war die As Dur Polonaise dann ein Kinderspiel).

Paß auf die chromatischen Quarten Läufe am Anfang auf,da fliegt man bei Nervosität und zu hohem Anfangs Tempo gerne raus,also ruhig angehen und die Noten perfekt im Kopf haben.
Bei den Läufen an den Übergängen gute Fingersätze aussuchen (Sauer oder Paderewski sind oK),und beim Oktaven Ostinato nicht verkrampfen,dann ist das ganz leicht,kannst mir glauben,das klingt viel aufregender als es sich spielt.

Ja Rubinstein hat sie gerne als Zugabe gespielt,weil sie rhythmisch halt viel Verve hat,leider gibt es kaum wirklich dezente Aufnahmen mit ihr,da wird meist viel zu viel herumgedroschen.

Noch ein Tipp:von dem Stück hört man sich ,da das Hauptmotiv sehr markant ist,rasch satt,ist schnell zu Tode gespielt,also rasch einstudieren,auswendig lernen ,dann weglegen und nur mehr selten spielen!
 
g-moll Ballade und so einstudiert und im Vergleich dazu war die As Dur Polonaise dann ein Kinderspiel

Paß auf die chromatischen Quarten Läufe am Anfang auf,da fliegt man bei Nervosität und zu hohem Anfangs Tempo gerne raus,also ruhig angehen und die Noten perfekt im Kopf haben.
Bei den Läufen an den Übergängen gute Fingersätze aussuchen (Sauer oder Paderewski sind oK),und beim Oktaven Ostinato nicht verkrampfen,dann ist das ganz leicht,kannst mir glauben,das klingt viel aufregender als es sich spielt.

Ja Rubinstein hat sie gerne als Zugabe gespielt,weil sie rhythmisch halt viel Verve hat,leider gibt es kaum wirklich dezente Aufnahmen mit ihr,da wird meist viel zu viel herumgedroschen.
...daran, dass die erste Ballade schwieriger als die op.53 Polonaise sei, hab ich ganz erhebliche Zweifel (um nicht zu sagen: andersrum isses)
die chromatischen Sextakkorde (aufgeteilt in Quarten rechts, chrom. Linie links) sind in der Tat einfach (Wechsel von 1-5 / 2-4 und 1-4 / 2-5)
bei den kleinestochenen Läufen gibt es sinnvollerweise nur die Möglichkeit, die Daumen auf f und c zu nehmen ;) (b-Moll melodisch aufwärts)
das Oktaven-Ostinato von pp ins ff zu bringen bei Viertel ca. 100 (C. Marek) ist sehr anspruchsvoll, zumindest verlangt es einige Erfahrung in ausdauerndem und sehr schnellem Oktavenspiel
...bzgl. der wenigen dezenten Aufnahmen: mit Ausnahme des "lyrischen" f-Moll Abschnitts nach den Oktaven schreibt der epheme Sylphe Frederic nun mal fast durchgehend f und ff bzw. Steigerungen zu ff vor ;) ((was mir des guten zuviel ist: die erste Hauptthemavriante (in Terzen) spiele ich maximal mezzoforte))

Innerhalb der Polonaisen ist op.53 eine der schwierigsten, teilweise (gegen Ende) ist die Polonaise-Fantaisie schwieriger, komplett ist die fis-Moll Polonaise technisch anspruchsvoller. op.53 verlangt abgesehen von virtuoser Technik (Akkordspiel, Sprünge, Oktaven) sehr viel Ausdauer.

Diskutierenswert ist das Tempo: Chopin schreibt maestoso vor, und damit hat sich´s - dennoch sollte ein zügiges Tempo realisiert werden. Ich halte es für für spannungssteigernd, die Hauptteile (Hauptthema) bei jeder Wiederholung jeweils schneller als vorher zu spielen.
 

Wie meinst du das? Vom Schwierigkeitsgrad her?

leider erwähnst du die Art deiner "Klavierspielerkarriere" nicht,davon wird es natürlich abhängen ob und wie schnell du die Polonaise einlernen kannst.

Ich hatte als Jugendliche so an die zehn Jahre Unterricht, hab ne Weile auf die Aufnahmeprüfung für LA Gym hintrainiert, hab mich aber im letzten Moment von der Idee verabschiedet (bin einfach kein Lehrertyp). Das ist jetzt so, hm, elf, zwölf Jahre her. Da hab ich dann auch mit dem Unterricht aufgehört und bis jetzt zwar immer wieder, aber wenig konsequent gespielt. Ganz einfach aus dem Grund, dass meine Studentenwohnungen für mein Klavier immer zu klein waren. Jetzt ist es endlich wieder bei mir und seit einem halben Jahr bin ich wieder dabei, mich auf Vordermann zu bringen. Ich spiele fast jeden Tag, mal mehr, mal weniger, abhängig von meiner Laune und der Zeit, die mir bleibt. Interessante Feststellung: In den zehn Jahren ohne konsequentes Üben bin ich nicht wirlich schlechter geworden, einige Stellen, die mir früher Probleme bereitet haben, laufen jetzt wie von selbst. Liegt wohl auch am musikalischen Verständnis, das sich mit den Jahren (und anderen musikalischen Tätigkeiten) auch weiterentwickelt.

Die Herausforderung bei dem Stück liegt für mich ganz persönlich darin, dass es für meinen Stand etwas zu schwierig ist. D. h. ich muss üben, üben, üben (mir klingt meine Klavierlehrerin in den Ohren :p ). Ich spiele vieles recht passabel vom Blatt, was natürlich meine Motivation, mich reinzuhängen und Details auszutüfteln, oftmals bremst. Das funktioniert hier nur stellenweise, also muss ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit richtig viel investieren.

Noch ein Tipp:von dem Stück hört man sich ,da das Hauptmotiv sehr markant ist,rasch satt,ist schnell zu Tode gespielt,also rasch einstudieren,auswendig lernen ,dann weglegen und nur mehr selten spielen!

Ich höre mir das Stück seit über 15 Jahren meist mehrmals die Woche an. Dass ich mich dran satt höre, glaube ich mittlerweile fast nicht mehr. ;)

(was mir des guten zuviel ist: die erste Hauptthemavriante (in Terzen) spiele ich maximal mezzoforte))

Was auch meine Frage beantwortet, ob du das Stück schon mal selbst gespielt hast :-D
 
leider erwähnst du die Art deiner "Klavierspielerkarriere" nicht,davon wird es natürlich abhängen ob und wie schnell du die Polonaise einlernen kannst.
Die Herausforderung bei dem Stück liegt für mich ganz persönlich darin, dass es für meinen Stand etwas zu schwierig ist.
was heisst das?
etwas leichter als die Polonaise, aber ähnliche manuelle Aufgaben stellend, sind der erste Satz und das Scherzo aus Brahms f-Moll Sonate - falls Du also schon vergleichbare Stücke gespielt hast, dann wird die Polonaise schon nach und nach machbar sein; falls nicht, erwartet Dich sehr viel Arbeit (und es wäre zu überlegen, ob da nicht ein paar vorbereitende Sachen zuvor gemacht werden sollten)
 
...daran, dass die erste Ballade schwieriger als die op.53 Polonaise sei, hab ich ganz erhebliche Zweifel (um nicht zu sagen: andersrum isses)

das Oktaven-Ostinato von pp ins ff zu bringen bei Viertel ca. 100 (C. Marek) ist sehr anspruchsvoll

Das ist echt interessant Rolf,da sieht man,wie unterschiedlich technische Stärken und Schwächen ausgeprägt sind !

darüber gibt es nicht viel zu plaudern,is' einfach so :-) Das Oktaven ostinato brauchte ich als 14 jähriger nicht mal üben!,ging einfach von selbst,in jedem beliebigen Tempo,und dynamisch pp bis ff,hat damals auch meinen Klavierlehrer gefreut,hatte nix auszusetzen :-) .Wundert mich maßlos ,dass das für Profis als schwierig gilt.Umgekehrt habe ich bei den virtuosen Passagen der g moll Ballade vor allem dem tänzerischen Mittelteil aber schon auch dem presto con fuoco viele viele Monate geschwitzt.

Oktavenpassagen liegen mir scheinbar,auch bei Sprüngen gibt's selten Probleme,zB vor dem Finale von Liszts 6. ungerischen,diese Sprünge klingen ja furchtbar schwer und sehen noch furchterregender aus,haben mich aber nie vor größere Probleme gestellt.Bei mir liegen die Schwächen dafür bei langen Laufpassagen die perfekt regelmäßig herunterperlen müssen ohne Pedal kristallklar,daher habe ich heiden Respekt vor Mozart und Haydn.So musste ich in ein angeblich so einfaches Stück wie Bachs italienisches Konzert bis es wirklich einigermaßen perfekt war fast gleich viel Zeit investieren wie in Liszts Mephisto Walzer!(Das wird dann aber verdammt langweilig...)...Da liegen natürlich technische Welten dazwischen,aber diese endlosen schnellen Passagen des 3.Satzes(und diesen Satz in Gouldschen Tempo zu spielen schaff ich vielleicht 1x,damit hätte ich die Technik aber derartig "versaut", dass ich gaaaaanz langsam von vorn beginnen müßte)liegen mir einfach nicht,während Liszt wunderbar für die "Hand" komponierte.

Wie gut diese Polonaise Amarena liegt,wird sie ja selbst erfahren müssen.
Ich hatte als Jugendliche so an die zehn Jahre Unterricht
10 Jahre Unterricht sagt natürlich nicht viel,zehn Jahre 4-6 Stunden täglich üben ist ein ordentliches Rüstzeug,10 Jahre 1/2 Stunde pro Woche vor der Klavierstunde ist gleich null....

Die Herausforderung bei dem Stück liegt für mich ganz persönlich darin, dass es für meinen Stand etwas zu schwierig ist.

Eben,von diesem Stand hängt es -abgesehen von subjektiven technischen Stärken und Schwächen,wie oben mit Rolf andiskutiert -,ab.Was hast du von Chopin denn schon alles gespielt?Wenn die As Dur Polonaise das allererste Chopin Stück ist,wäre das schon etwas gewagt,auch wenn es wie gesagt viel schwierigeres von ihm gibt. Es gibt einige leichtere und sehr schöne Polonaisen von Chopin,op 26/2 in Es moll wäre vielleicht eine Idee,ein wunderbares Werk .Zum Üben der Oktaven,falls sie dir Schwierigkeiten machen ,könntest du natürlich die Oktaven Etude vorher angehen :-) (es gibt auch hier deutlich schwierigere Chopin-Etuden als die op 25/10,aber natürlich auch einige leichtere,hängt aber auch wieder von persönlichen Stärken und Schwächen ab).
 
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Oktavenpassagen liegen mir scheinbar,auch bei Sprüngen gibt's selten Probleme,
prima: da haben wir was gemeinsam - - aber Mühelosigkeit in langen und sehr schnellen Oktavgängen ist nicht die Regel (die meisten müssen da sehr lange lernen) und kann darum nicht als Kriterium für Schwierigkeit genommen werden
Oktavenostinati für die l.H. gibt´s ja wunderschöne: Chopin Scherzo III, Liszt Les Funerailles, Mussorgski Baba Yaga, Skrjabin Sonate I
ansonsten: ja, es hängt davon ab, was in den genannten 10 Jahren erreicht worden war.
 

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