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- 15. Dez. 2009
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Hallo allerseits.
Nur selten hat man wohl das zweifelhafte Vergnügen, etwas in Reinkultur zu sehen zu bekommen, was man am liebsten überhaupt nie sehen möchte.
Ich arbeitete vor einigen Wochen an einem guten und hübschen Klavier aus den 30er Jahren mit einem bemerkenswert sanften Klang. Etwas zu mollig-heimelig war er, der Klang - und bei näherer Inspektion offenbarten die Hammerköpfe die folgenden Spuren offensichtlich systematischer Bearbeitung:
Manch eine/r wird sich schon mal gefragt haben, warum es streng unzulässig ist, Hammerköpfe im Scheitel anzupieksen. Das liegt daran, dass der Hammerfilz im Scheitel ein sehr eng umgrenztes, dafür aber sehr starkes Spannungsmaximum hat. Wo man in den Scheitel sticht, platzt an dieser Stelle die Spannung buchstäblich, die Spannkraft ist weg, und aus einer Anschlagstelle werden in diesem Mikro-Bereich zwei. Kurz: durch Stechen in den Scheitel wird der Hammerfilz ernstlich und irreparabel beschädigt.
Im Falle des oben erwähnten Klavieres sind die Köpfe zwar noch benutzbar, wenn auch einige beherzte Arbeit nötig war. Aber sie bleiben "angezählt" und müssen in vergleichsweise naher Zukunft ersetzt werden. (Der Kunde ist selbstverständlich informiert.)
Etwas anderes sieht man allerdings viel häufiger. Ob das wesentlich besser ist, möge diskutiert werden; ich habe da Bedenken. Natürlich muss irgendwo die Beeinflussung der Hämmer erfolgen. Nicht am Scheitel, versteht sich - also erfolgt sie häufig, und dies mit scheinbar argloser Intensität und Wiederholung, im oberen Bereich der Flanken sehr nahe am Scheitel. Und, wohl der Bequemlichkeit halber, oft auch nur an einer der Flanken. Und auch dort kann dann der Hammerfilz mulschig werden und im ungünstigen Fall aufreißen.
Das folgende Bild zeigt, leider etwas unscharf, einen zwar noch brauchbaren, aber schon sichtbar gehandikapten Hammer.
Gruß
Martin
PianoCandle
... und aus Krach wird Klang
Nur selten hat man wohl das zweifelhafte Vergnügen, etwas in Reinkultur zu sehen zu bekommen, was man am liebsten überhaupt nie sehen möchte.
Ich arbeitete vor einigen Wochen an einem guten und hübschen Klavier aus den 30er Jahren mit einem bemerkenswert sanften Klang. Etwas zu mollig-heimelig war er, der Klang - und bei näherer Inspektion offenbarten die Hammerköpfe die folgenden Spuren offensichtlich systematischer Bearbeitung:

Manch eine/r wird sich schon mal gefragt haben, warum es streng unzulässig ist, Hammerköpfe im Scheitel anzupieksen. Das liegt daran, dass der Hammerfilz im Scheitel ein sehr eng umgrenztes, dafür aber sehr starkes Spannungsmaximum hat. Wo man in den Scheitel sticht, platzt an dieser Stelle die Spannung buchstäblich, die Spannkraft ist weg, und aus einer Anschlagstelle werden in diesem Mikro-Bereich zwei. Kurz: durch Stechen in den Scheitel wird der Hammerfilz ernstlich und irreparabel beschädigt.
Im Falle des oben erwähnten Klavieres sind die Köpfe zwar noch benutzbar, wenn auch einige beherzte Arbeit nötig war. Aber sie bleiben "angezählt" und müssen in vergleichsweise naher Zukunft ersetzt werden. (Der Kunde ist selbstverständlich informiert.)
Etwas anderes sieht man allerdings viel häufiger. Ob das wesentlich besser ist, möge diskutiert werden; ich habe da Bedenken. Natürlich muss irgendwo die Beeinflussung der Hämmer erfolgen. Nicht am Scheitel, versteht sich - also erfolgt sie häufig, und dies mit scheinbar argloser Intensität und Wiederholung, im oberen Bereich der Flanken sehr nahe am Scheitel. Und, wohl der Bequemlichkeit halber, oft auch nur an einer der Flanken. Und auch dort kann dann der Hammerfilz mulschig werden und im ungünstigen Fall aufreißen.
Das folgende Bild zeigt, leider etwas unscharf, einen zwar noch brauchbaren, aber schon sichtbar gehandikapten Hammer.

Gruß
Martin
PianoCandle
... und aus Krach wird Klang