Versuchs doch mal mit meinem vorgeschlagenen Debussy, das sind ja quasi nur Akkordbrechungen, das könnte dir helfen.
Du findest also simultanes Hören schwieriger als sukzessives, das heißt, du hörst eher Melodisch.
Versuch doch, harmonisches und melodisches Hören zu verbinden, bzw. entscheide selbst, was von beidem du auf Gehörtes anwenden möchtest.
Wenn du nun so einen (verminderten) Akkord hörst wie im Schubert - überlege einmal ganz genau, was du überhaupt hörst.
Du hörst einen Akkord, soviel steht fest. Was macht der Akkord mit dir? Wenn du nicht sofort erkennst, was das ist, nähere dich von verschiedenen Seiten.
Erkenne, ob der Akkord Dur oder Moll ist, und falls er das ist, erkenne, ob der Akkord grundstellig ist (welcher Ton ist im Bass?) und am besten, welche Lage er hat (welcher Ton ist der oberste?).
Wenn der Akkord kein gewöhnlicher Dur/Moll-Akkord ist, sind weitere Möglichkeiten "vermindert" und "übermäßig". Kannst du die erkennen und auseinanderhalten? Wenn nicht, übe das (z.B. indem du dir einen Ton gibst und selbst darüber oder darunter oder außen herum einen solchen Akkord vorstellst und singst).
Weiterhin gibt es natürlich noch Septakkorde. Kannst du die hören und unterscheiden? Große / Kleine Septe, Dur/Moll-Terz, einfach vermindert, zweifach vermindert, Umkehrungen?
Wenn nicht, übe auch das durch das Tonanschlagen, Vorstellen, Singen, Spielen.
-----
Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Akkord zu identifizieren.
Die schnellste ist die schwierigste: Hören und sofort wissen. Das muss sein wie bei einem Absoluten Gehör, vielleicht kennst du dieses Sofort-Wissen-Gefühl von Intervallen oder vom Dur/Moll-Erkennen.
Du hörst einen Akkord und weißt einfach sofort - das war jetzt ein Übermäßiger.
Das geht über den Klangcharakter. Du weißt eben wie sich so ein übermäßiger Akkord anfühlt, vielleicht geheimnisvoll, etwas sphärisch und entrückt, vielleicht hast du eine Farb- oder Formvorstellung oder eine räumliche Vorstellung, ein bestimmtes Gefühl, was du bei dir selbst wahrnimmst und eines, mit dem du den Klang charakterisierst usw. usf.
Das alles stellt sich ein, wenn du das hörst, und binnen Sekunden oder Sekundenbruchteilen hat es sich stabilisiert und du weißt, was du hörst.
(Das geht auch mit Intervallen. Man stellt sich Fragen wie "Leer oder voll", "Konsonant oder dissonant", "Sehr dissonant oder etwas dissonant", "eng oder weit".
Setz dich mal mit den Klangcharakteren von Akkorden auseinander.
Nächste Möglichkeit:
Du suchst dir den tiefsten Ton und versuchst, Intervallabstände zu hören.
Das wären die inneren Intervallabstände und das Rahmenintervall. Wenn du z.B. als Rahmenintervall eine kleine Sexte hast, ist die Akkordauswahl schon sehr eingeschränkt.
Wenn du dann hörst, dass dazwischen nur noch ein einzelner weiterer Ton liegt, ist sie noch weiter eingeschränkt usw.
Was ich nun meine mit dem melodischen und akkordischen Hören:
Wenn du einen simultanen Akkord hast, versuche einfach, ihn sukzessiv wahrzunehmen. Suche dir den untersten Ton, konzentriere dich darauf, dann hörst du den nächsthöheren Ton usw. bis nach oben. Versuche, die Töne nacheinandder zu isolieren und hervorzuheben, so als wären sie lauter als die anderen Vielleicht gelingt es dir, einen Akkord so wahrzunehmen als hätte man ihn mit dem Haltepedal angeschlagen und würde dann die Töne nochmal alle einzeln anschlagen.
Andersherum sollte es dir auch möglich sein, eine harmonische "Invervallfolge" als Akkord wahrzunehmen, indem du dir die gespielten Töne merkst und sie in deinem Kopf zu einem Akkord zusammensetzt.
Wenn die Unterscheidung "simultan, sukzessiv" also kaum mehr eine Rolle spielt, hast du sozusagen drei Möglichkeiten der Identifikation:
- (klang-)charakterliche, gefühlsmäßige Identifikation
- intervallische Identifkation (aha - G3, k3, k3 -> Septakkord)
- melodische Identifikation (welche "Melodie" ergibt sich, wenn ich einen Akkord aufspalte? Das ist noch etwas anders als die intervallische Identifkation, denn da musst du die Intervalle nicht bewusst bestimmen und benennen).
Wenn du alle drei Methoden gleichzeitig anwendest, kannst du kaum mehr falsch liegen.
Vielleicht hilft das etwas.
Gruß
Stilblüte