Felix Mendelssohn-Bartholdy - Registrierung und Interpretation (v.a. Andante mit Variationen D-Dur)

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St. Francois de Paola

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20. Apr. 2015
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Ich habe gerade angefangen, das Andante mit Variationen in D-Dur zu üben. Am Klavier habe ich schon das Rondo capriccioso gepielt und zwei Lieder von Mendelssohn begleitet. Da weiß ich so einigermaßen, was zu tun ist. Bei der Orgel ist Mendelssohn für mich Neuland.

Die Töne werde ich sicher hinbekommen, ich habe schon manuell Anspruchsvolleres gespielt als dieses Andante. Ganz anders als im Barockbereich oder auch bei Reger habe ich aber wenig Plan, wie man registrieren sollte, auch beim Maß der Agogik bin ich etwas unschlüssig.
Allgemein bin ich ein Freund von "eher sparsam" (was natürlich bei den meisten Stücken von Debussy etwas anderes bedeutet als bei einer Fuge von Bach).
Bei den romantischen Orgelwerken ist finde ich grundsätzlich schwierig, dass die meisten zum einen schon eher spätromantisch sind und zum anderen recht viel Reminiszenz an Bach beinhalten. Das Andante in D-Dur hat da als richtig hochromantisches Variationsstück Alleinstellungsmerkmal und verträgt dementsprechend denke ich etwas mehr Agogik und recht viel Legato.
Richtig kompliziert wird es aber in Sachen Registrierung. Weiß jemand, an was für Orgeln Mendelssohn zu der Zeit gespielt hat? Gibt es Aufzeichnungen zu Registrierungen? Bei dem Andante dürfte es besonders schwer sein, aber zeitnah sind ja die Orgelsonaten entstanden, da müsste sich manches ja übertragen lassen.
Hatte Mendelssohn überhaupt genaue Vorstellungen von einem Orgel-Klangideal wie das beispielsweise bei Max Reger oder einigen französischen Komponisten der (Spät)romantik der Fall war oder war von Silbermann und Hildebrandt bis zu den neuesten Instrumenten, die in Leipzig und Umgebung standen alles gleichermaßen OK?
 
Die Frage ist vielleicht auch eher, auf welcher Orgel du das Stück spielen möchtest. Er selbst schreibt als Vorbemerkung zu den Orgelsonaten, dass jede Orgel eine eigene Behandlung bedarf. Allerdings gibt es in den Sonaten auch Lautstärkeangaben. Er erklärte in der Vorbemerkung zwar auch mehr oder weniger wie die umgesetzt werden sollen, aber das ist selbsterklärend bzw. sehr weit gefasst. Unter Pianissimo versteht er gewöhnlich eine sanfte achtfüßige Stimmt und unter Piano mehrer sanfte achtfüßige Register zusammen (im Pedal eigentlich immer einen 16'). Es ist aber auch bekannt, dass er nicht auf jeder Orgel mit teils schwerem Anschlag öffentlich spielen wollte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich werde das auf verschiedenen Orgeln spielen. Unter anderem folgende Dispositionen sind dabei:

1. eher barock:

I PositivC–g3

1.Metallflöte8′
2.Rohrflöte4′
3.Principal2′
4.Carillon III
5.Scharff III2⁄3′
Tremulant
II HauptwerkC–g3

6.Stillbordun16′
7.Praestant8′
8.Holzgedackt8′
9.Oktave4′
10.Blockflöte4′
11.Waldflöte2′
12.Kornett III4′
13.Mixtur IV2′
14.Cymbel III1⁄2′
15.Trompete8′
III SchwellwerkC–g3

16.Metallflöte8′
17.Englisch Gambe8′
18.Prinzipal4′
19.Oktave2′
20.Hintersatz V1′
21.Basson16′
22.Hautbois8′
Tremulant
PedalC–f1

23.Untersatz16′
24.Offenbass8′
25.Choralbass4′
26.Nachthorn2′
27.Rauschpfeife IV
28.Posaune16′

2. eher (etwas norddeutsch) barock:
I HauptwerkC–

Rohrpommer16′
Prinzipal8′
Spitzgedackt8′
Oktave4′
Gemsquinte2 2⁄3′
Superoktave2′
Waldflöte2′
Mixtur V–VI1 1⁄3′
Trompete8′
II BrustschwellwerkC–

Holzgedackt8′
Praestant4′
Rohrflöte4′
Oktave2′
Terzian II1 3⁄5'
Sifflöte1′
Scharff IV–VI1′
Dulzian16′
Krummhorn8′
Klarine4′
PedalwerkC–

Subbass16′
Prinzipalbass8′
Gemshorn8′
Rohrgedackt4′
Nachthorn2′
Hintersatz V4′
Posaune16′

3. eher romantisch:

I KoppelmanualII HauptwerkIII SchwellwerkPedal
Principal 8'
Rohrflöte 8'
Gambe 8'
Octave 4'
Spitzflöte 4'
Quinte 22/3'
Superoctave 2'
Terz 13/5'
Mixtur IV 11/3'
Trompete 8'
Tremulant
Geigenprincipal 8'
Gedacht 8'
Salicional 8'
Vox coelestis 8'
Traversflöte 4'
Viola 4'
Nasat 22/3'
Doublette 2'
Tierce 13/5'
Fagott-Oboe 8'
Tremulant
Subbass 16'
Violon 8'
Gedacktbass 8'
Choralbass 4'
Posaune 16'
Trompete 8'
 
Ich finde (ganz undogmatisch), dass sich vieles von Mendelssohn sehr schön auf allen möglichen Orgeln spielen lässt. Eben weil es vergleichsweise wenige Angaben zur Registrierung gibt, kann man es gut auf die Gegebenheiten vor Ort anpassen. Ich hab das Andante nebst Variationen mal in einem Adventskonzert auf einer kleinen zweimanualigen Förster&Nicolaus-Orgel gespielt, die pro Manual vier Register hatte plus ein paar Koppeln plus 16' Subbass fürs Pedal. Das funktionierte gut, es fand sich in jedem Manual eine passende Soloregistrierung und ausreichend Möglichkeiten, für die übrigen Variationen auch eigene Klangfarben zu finden.
Ich würde also ganz pragmatisch horchen und spielen und experimentieren - aber es gibt sicher Expertinnen und Experten, die anderer Meinung sind.
 
Also lesenswert ist vor allem der Artikel von Busch. Im Literaturverzeichnis des verlinkten Artikels ist er angegeben, aber mit der alten Auflage, neu gibt es das bei Butz.

Gespielt hat er auf seinen Reisen alles Mögliche. Wir wissen, dass er für eine Aufführung der Sonaten eine Stumm-Orgel wählte, obwohl es modernere Instrumente gegeben hätte. Das ist noch recht barock und kernig. Die betreffende Orgel gibt es nicht mehr, aber vergleichbare. Auf einem solchen Instrument hat Ludger Lohmann Mendelssohn aufgenommen, das lohnt zu hören. http://www.stumm-orgel-sayn.de/orgdisp1.html
Andererseits weisen sein Hinweise im Vorwort zu den Sonaten auf eine eher dynamische Registrierpraxis des 19. Jh.

Für die Variationen gibt es nur die spärliche Angabe p im Thema. Da kann man ja einige leisere Register zu 8' nehmen, Pedal sicher mit 16'+8'.
Die 1. Variation hat das Thema im Tenor, das könnte man auf 2 Manuale aufteilen, links mit einem Streicher 8', rechts entsprechend zurückhaltender.
Die Triolen brauchen etwas, das auch in tiefer Lage gut spricht. Auf jeden Fall 4' hinzu, vielleicht sogar einen leiseren 2', evtl. hilft es der Durchhörbarkeit, wenn man jetzt mehr in Richtung eines prinzipalischen Klanges gehr.
Die Akkordvariation verträgt dann schon einen etwas massiveren Klang. Sattes mf oder f, grundstimmenbetont.
der 6/8 ist dem letzten Satz der 6. Sonate ähnlich, da würde ich wieder ins p zurück, vielleicht mit einer etwas lichteren Registrierung als am Anfang.
 

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