Entscheidungshilfe zu teurer Hammerkopf-Überarbeitung bei Seiler 116

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andimaterie

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Hallo,
ich habe ein Seiler 116 mit Bj. 1985 und im Vergleich mit anderen Klavieren klingt meines seltsam. Es hat einen recht spitzen und vor allem im Diskantbereich (C4 - C6) einen eher hell-metallischen Klang. Vor dem Umzug stand das Klavier in einem 11 qm großen Raum gegenüber einer Balkontüre und nahm die Raumgröße und Glasoberfläche als Hauptgrund an. Daher habe ich häufig mit Moderator gespielt. Jetzt steht es in einem Raum mit 24 qm, jedoch klingt es ohne Moderator hier auch nicht besser.

Mein Klavierstimmer meinte beim letzten Stimmtermin, dass die Hammerköpfe recht komprimiert sind, die Dynamik sehr schnell von pp auf mf springt. Einzelne Hammerköpfe sind nicht ideal geformt und treffen z. B. nur die linke Saite eines Tons. So ein Seiler klinge auch anders. Zumindest letzteres glaube ich ihm sofort.
Er hat vorgeschlagen, die Mechanik in seiner Werkstatt zu nehmen. Dort würde er die Hammerköpfe aufnadeln/auflockern, abziehen und intonieren. Der Spaß liegt laut Kostenvoranschlag bei 1.400 €.

Es ist viel Geld und ich habe nicht viel Ahnung von der Materie. Die Fragen, die ich mir stelle sind, ob es dieser Aufwand aus technischer Sicht und hinsichtlich der oben beschriebenen Situation sinnvoll/angemessen ist? Und ja, die klangliche Qualität empfinde ich stehts als hinreichend unbefriedigend.

Hat jemand Erfahrungen oder Kenntnisse, die mir evtl. bei der Entscheidung helfen können?
 
Der Beschreibung nach klingt es so als ob
1) einiger Aufwand nötig ist.
2) in der aktuellen Situation Handlungsbedarf besteht.

Der Preis kommt mir nicht übertrieben vor (natürlich abhängig davon, was genau gemacht wird, aber gehen wir einmal davon aus, dass es ordentlich und umfassend gemacht wird). Ob es sich auszahlt, hängt vom Zustand deines Klaviers ab; ob dann nächstes Jahr die nächste teure Reparatur eines anderen Teils ansteht, ...
Die Alternative wäre ein anderes Instrument. Das kostet aber noch mehr.
 
Korrekt. Das Angebot umfasst:
  • Hammerköpfe Vorintonieren (720 €)
    • intensives Vorstechen der Hammerköpfe vom Ansatz bis nah an die Spitze
    • Feinanpassung auf Saitenchorebene
  • Hammerköpfe abziehen (770 €)
    • Hammerköpfe werden auf optimale Form geschliffen
    • Oberflächenstruktur und Feinanpassung durch sehr feines Schleifpapier
 
Selber würde ich mir zuerst ein oder zwei andere baugleiche Klaviere zum Vergleich anhören, ob die Investition eine Chance hat, das Instrument in die gewünschte Klangrichtung zu bringen.
 
Bevor ich für die Bearbeitung von 40 Jahre alten Hammerköpfen viel Geld investiere, würde ich gleich einen neuen Satz Hammerköpfe bei Abel bestellen. Und wenn die Hämmer tatsächlich so stark komprimiert sind, muss man auch entsprechend viel Material abtragen. Und ob dann tatsächlich noch soviel Substanz vorhanden ist, dass nach dem Vorintonieren und Abziehen auch noch das tatsächliche Intonieren im Instrument wirklich den gewünschten aufblühenden Klang ergibt - ich zweifle.

Es nimmt auch Wunder, dass kein Wort über die Regulierung verloren wird. Vielleicht doch einmal eine Zweitmeinung einholen?
 
Vielleicht ist diese Information noch hilfreich zur Entscheidungsfindung: Ein Klavier braucht ab und zu etwas Liebe (Wartung).

Wenn seit dem Kauf 1985 überhaupt nichts daran gemacht wurde, wurde bisher viel Geld gespart, das sich m.E. jetzt auszugeben lohnt.
 
Wenn seit dem Kauf 1985 überhaupt nichts daran gemacht wurde, wurde bisher viel Geld gespart, das sich m.E. jetzt auszugeben lohnt.
Ich selbst habe das Klavier im Januar 2023 gekauft. Ich versuche mal, über meinen Händler rauszubekommen, welche Wartungen das Klavier bekommen hat.

Mein Klavierstimmer meinte auch, dass die Arbeiten, die der Händler am Instrument durchführt, nochmal machen muss. Weiß auch nicht, was ich von der Aussage halten soll. Angeblich hätte mein Händler das Klavier vor Auslieferung an mich intoniert und vorgestimmt.
 

Mein Klavierstimmer meinte auch, dass [ ] die Arbeiten, die der Händler am Instrument durchführt, nochmal machen muss.
Da fehlt ein ganz wichtiger Teil in dem Satz.
Wer macht die Arbeit? Und wer bezahlt dafür?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein sauber hergerichtetes Klavier nach 2 Jahren schon Probleme hat wie
die Hammerköpfe recht komprimiert sind, die Dynamik sehr schnell von pp auf mf springt. Einzelne Hammerköpfe sind nicht ideal geformt und treffen z. B. nur die linke Saite eines Tons.
Das klingt nach "1 Mal abgestaubt und wieder verkauft". Als was wurde es verkauft? "generalüberholt"? "werkstattgeprüft"?

Aber für eine Reklamation ist es nach über 2 Jahren vermutlich zu spät...
War das mit dem
recht spitzen und ... eher hell-metallischen Klang
im Geschäft auch schon so?
 
Die hauseigenen Klavierbauer bereiten die Klaviere für den Wiederverkauf vor und preisen das entsprechend in die gebrauchten Instrumente ein. Mein Klavierstimmer meinte das generell. Mindestens eine Vorstimmung ist bei meinem Instrument vor dem Kauf erfolgt und beim Klavierumzug vor 3 Monaten wurde mir gesagt, das die Hammerköpfe abgezogen wurden, bevor es an mich geliefert wurde.

Laut Rechnung ist nur der Zustand "gebraucht" zu entnehmen.

Den metallischen Klang habe ich beim Probespielen im Geschäft nicht wahrgenommen. Da klang es richtig toll.
 
Das Stimmen ist in diesem Fall irrelevant, denn das hat nichts mit
die Hammerköpfe recht komprimiert sind, die Dynamik sehr schnell von pp auf mf springt. Einzelne Hammerköpfe sind nicht ideal geformt und treffen z. B. nur die linke Saite eines Tons.
zu tun.
Es gibt meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten:
1) Die Probleme waren schon beim Verkauf vorhanden, dann wurde ein Instrument in schlechtem Zustand verkauft. Da wurde mindestens etwas beim Abziehen der Hämmer versemmelt (bestehende Probleme nicht korrigieren fällt für mich unter "versemmeln").
2) Mit dem Instrument ist in den 2 Jahren ab dem Anspielen im Geschäft etwas Gravierendes passiert. Denn grundlos verformen sich Hammerköpfe nicht in 2 Jahren.

Gegen 1) spricht, dass es dir im Geschäft nicht aufgefallen ist.
Gegen 2) spricht, dass du über einen eventuellen Vorfall und/oder extrem schlechte Standortbedingungen Bescheid wissen müsstest.

Rein theoretisch: Bist du sicher, dass es das Instrument ist, das du im Geschäft angespielt hast?

Wenn ich ein Instrument von einem Händler kaufe, erwarte ich, dass ein paar Jahre außer Stimmen nichts nötig ist. Maximal ein paar kleine Nachbesserungen wie das Beheben von Nebengeräuschen dürfen sein - allerdings auf Kosten des Verkäufers.

Laut Rechnung ist nur der Zustand "gebraucht" zu entnehmen.
Das ist jedenfalls nicht gelogen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Vorfall ist mir nicht bekannt und die Standortbedingungen sind ziemlich gut. Ich habe 42-45% Luftfeuchtigkeit und 19 °C Raumtemperatur. In meiner alten Wohnung waren es vielleicht 45-50% und 20 °C bzw. bis 25 °C an wärmeren Sommertagen.
Zusätzlich habe ich einen Hydroceel-Stab im Klavier verbaut und einen kleinen Hygrometer, um das Klima im Klavier im Blick zu haben.

Somit kann aus meiner Sicht nur Punkt 1) zutreffend sein.

Rein theoretisch: Bist du sicher, dass es das Instrument ist, das du im Geschäft angespielt hast?

Davon gehe ich aus. Die Frage kann ich jedoch nur mit "nein" beantworten, denn ich kann weder das eine noch das andere belegen. Zu der Zeit vor dem Kauf war ich mind. 2x im Geschäft und habe einige Klavier ausprobiert. So ein gebrauchtes Instrument in dieser Größe ist mir damals nicht aufgefallen.

Wie würden sich den Hammerköpfe in gutem Zustand anfühlen, wenn man sie mit dem Finger etwas drückt?
 
Es hat einen recht spitzen und vor allem im Diskantbereich (C4 - C6) einen eher hell-metallischen Klang. Vor dem Umzug stand das Klavier in einem 11 qm großen Raum gegenüber einer Balkontüre und nahm die Raumgröße und Glasoberfläche als Hauptgrund an. Daher habe ich häufig mit Moderator gespielt. Jetzt steht es in einem Raum mit 24 qm, jedoch klingt es ohne Moderator hier auch nicht besser.
Ich lese hier heraus, dass es schon immer so klingt.
 
Wenn Du die ganze Zeit meist mit Moderator spielst - könnte es sein, dass Dir das alles deshalb so scharf vorkommt?

Wie würden sich den Hammerköpfe in gutem Zustand anfühlen, wenn man sie mit dem Finger etwas drückt?
Abgesehen davon, dass man das als Laie kaum merken wird: Der erste viertel-halbe Millimeter dürfte bei guten Köpfen etwas weicher sein. Hast Du sehr ausgeprägte Rillen in den Köpfen?
 
Ich lese hier heraus, dass es schon immer so klingt.
Nur nicht im Geschäft. Dort wurde ja wohl ohne Moderator gespielt.

Wie würden sich den Hammerköpfe in gutem Zustand anfühlen, wenn man sie mit dem Finger etwas drückt?
Wie harter Filz. Der steht unter enormer Spannung. Ich könnte guten Filz von zu hartem Filz nicht mit den Fingern unterscheiden. Nur durch den Klang.
 

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