A Refugee's Piano Story

Dieses ANIM, von dem die Rede ist, ist die einzige Musikschule in Kabul. Es gibt da eine sehr sehenswerte Doku, die mal auf Arte lief und die man noch online anschauen kann:

http://info.arte.tv/de/afghanistan-mit-mozart-gegen-die-mollahs

@Stilblüte vielleicht solltest du deinen Schüler ermutigen, mal über ein Praktikum bei einem Klaviertechniker nachzudenken. Er scheint ja Talent zu haben und schon einige Vorkenntnisse. Bei Interesse könnte er (oder du) ja mal im Forum Piano World eine Anfrage starten.
 
Wir im Westen sind oft der Meinung mit Luxusartikel bereitet man die grösste Freude .... und 3D TV ist ein Luxusartikel, das kannst wenden und drehen wie du willst. Diese Mentalität exportieren wir in diese Länder …. Coca Cola, Handy, TV, Auto und und und…. was für uns das Wichtigste ist, soll für sie auch gut sein. Schlussendlich wollen wir unsere Produkte in diesen Länder exportieren.
100% Zustimmung in diesem Punkt! Dennoch kann der Flüchtling nichts dafür, dass WIR seine Mutter verführt haben.
 
Wie versprochen nun etwas mehr Info über M. Da er in seinem kurzen Leben schon sehr viel erlebt hat, was erwähnenswert ist, werde ich es auf mehrere Male aufteilen. Ich habe manchmal etwas gekürzt und (wenig) an der Grammatik etc. geändert, wenn es sehr schwer zu lesen war. Der Anfang ist hier:


I was born in 1994 during the extreme critical civil war in Kabul- Afghanistan, As I was born in an artistic and poor family where we did not have enough money to travel outside of Afghanistan for surviving, my father could barely feed our family, selling our house staff to survive , both my uncles were singer, song writer and artist before war, so they inspired me watching their work and I started painting while I was 3 years old and have been teaching paintings while 12 years old. However I wanted to play music, but by the time if I did that and the Taliban knew somehow I would have been killed or they would cut my hands and ears, cause during the Taliban period music and art was completely forbidden and I was doing paintings hidden from everyone at home, I was painting Piano on the paper and playing on it as if it is real and sometimes playing drum on the pillows with some piece of wood, so during the civil war we fortunately had survived in spite of a huge war that was going on in the capital, Kabul.

I enrolled in Esteqlal high school which is now famous by the name of Cultural Center of French (CCF) in 1999, and studying until 3rd grade by the time I enrolled myself in one of the artistic writing courses in 2000 and fortunately the Taliban had lift Kabul and I transferred in Mirwais Hotaki preliminary school on 2002 and I enrolled in a painting course near my house where my paintings had been published in one of the most famous magazines of that time called Neday-e Talim. As I mentioned I really wanted to become a musician so I have informed that Fine Arts school is activated after the Taliban lift Kabul and the take the students who finished the 6th grade already.

So enthusiastically in 2007, I transferred to the School of Fine Arts, which is now Afghanistan National Institute of Music, (ANIM), which at the time we had less facilities, we had only one piano in the entire school, 40 students and we had really short time to practice, I was working hard cause it was one of my great ambitions and was really thirsty to play music after the Taliban temporary left Kabul, and I had strong support of my family specially my late father who wanted to become a musician but my grandfather did not let him fulfil his dreams cause my grandfather was very strict and religious, that is why my late father wanted me to fulfil my dreams and do what I love to do, he never wanted to see me suffering like him in his young hood with having an impossible dream and great lover of music in spite of knowing of never achieving it.

I continued as a student successor institution with having no Piano instructor, one completely out of tune piano in the entire school and very less amount of time to practice. I had lots of pressure because I have been warned and insulted from dark minded people.

In 2010 Afghanistan National Institute of Music (ANIM), was reconstructed by world bank and donors from all over the world, they have given us some instruments and invited some international teachers from all over the world, the school were in a good condition after long time, I had some time to practice and the international teachers were helping me, I was working hard and staying late at school till 8 or 9pm every day.
 
Heute hat M. die erste Ladung Metro-Karten bekommen. Er hat gesagt, es ist OK, wenn ich das Bild hier hochlade und er auch erkennbar ist. Vielen Dank nochmal an alle, die das bezahlt haben! Ihr seid die Besten! :herz:IMAG0361 - Kopie.jpg
 
So, es gibt Neuigkeiten: Wie ich eben erfahren habe, wird es ein außerplanmäßige Aufnahmeprüfung für Milad geben. Wenn er besteht, darf er schon dieses Jahr mit dem Studium beginnen. Die Prüfung ist schon im August... Und eigentlich fand ich es schon knapp, bis nächsten März fertig zu werden. Aber wenn die das so kurzfristig ansetzen, werden sie auch entsprechend bewerten. Hoffentlich schafft er es!
 
So, es gibt Neuigkeiten: Wie ich eben erfahren habe, wird es ein außerplanmäßige Aufnahmeprüfung für Milad geben. Wenn er besteht, darf er schon dieses Jahr mit dem Studium beginnen. Die Prüfung ist schon im August... Und eigentlich fand ich es schon knapp, bis nächsten März fertig zu werden. Aber wenn die das so kurzfristig ansetzen, werden sie auch entsprechend bewerten. Hoffentlich schafft er es!
Aber wieso bekommt er Sonderrechte?
Aufnahmeprüfung sollte ein Wettbewerb sein, und nur die wirklich objektiv besten dürften reinkommen. Und da geht es nicht um das Wollen, sondern um das, was in der Prüfung gezeigt wird.
Oder? :idee: Ich finde es ja wirklich toll, dass er Klavier spielt. Allerdings fehlt mir irgendwie die Verhältnismäßigkeit. Und auch seine Aussage, er wolle aufhören, wenn es nicht klappt, ist das wirklich Liebe oder will er sich nur beweisen?

VG
 
Ja, mit dieser Frage habe ich mich natürlich auch schon beschäftigt. Eigentlich sollten nur die Besten reinkommen. Das passiert aber sowieso nicht immer, und in Aufnahmeprüfungen geht es meistens nicht mit "rechten" Dingen zu. Denn: Was sind denn "rechte", also richtige bzw. gerechte Dinge?

Das Ideal wäre, sich ausführlich mit jedem einzelnen Bewerber zu beschäftigen und Faktoren zu berücksichtigen wie: Alter, Herkunft, Unterstützung des Elternhauses, vorherige Lehrer, Dauer und Qualität des Unterrichts, Charakter, Musikalität, Lerngeschwindigkeit, Auffassungsgabe, Alter bei Beginn des Spielens usw. usf. - das geht natürlich nicht.

Die "regulären" Bewerber wissen das und stellen sich Jahrelang darauf ein, soweit sie die Möglichkeit haben. Manche haben die Möglichkeit aber nicht, obwohl sie mindestens genauso begabt sind oder mehr. Die Frage ist dann, wie man mit denen umgeht. Straft man sie noch zusätzlich, weil sie einen schlechteren Start hatten, oder hilft man, wenn man mal von so einer Situation erfährt?
Es ist außerhalb der Regeln, ja, aber Regeln sind doch da, um gebrochen zu werden, wenn es Sinnvoll ist. So ein Student kann seine Mitstudenten ungemein bereichern und später sein ganzes Land, vielleicht die ganze Welt. Für die Uni gibt es gute Reputation - das mag man nicht abstreiten, dennoch würde sie ja ein gutes Werk tun.

Dass er die Musik ganz aufgeben würde, glaube ich nicht. Er hat sowas zwar "mal" gesagt, aber das haben die eher der Dramatik wegen mit ins Fernsehen genommen. Dem würde ich was erzählen...! :D
 

Es gibt weitere Neuigkeiten: Milad hat die Aufnahmeprüfung bestanden und darf nun vier Jahre an der Mannes School Klavier studieren! Heute war sein erster Tag im Studium und ich habe ihn getroffen. Er sagte, sein Lebenstraum geht in Erfüllung.

Gleichzeitig zu diesem außergewöhnlichen Erfolg und besonderen Höhepunkt in seinem Leben steht dem aber auch ein ganz besonderes Tief entgegen: Bei einem Anschlag in Kabul wurde vor kurzem sein bester Freund (nebst vielen anderen, die er ebenfalls kannte) getötet. Er erzählte mir, Attentäter drangen in eine Uni ein und kämpften sich dann systematisch durch die Unterrichtsräume. Sein 19-Jähriger Freund saß im abgeschlossenen Klassenzimmer und wartete darauf, dass er jetzt gleich sterben wird. Da rief er einen Lehrer an, der für ihn, Milad und einige andere wohl ein großes Vorbild und Mentor ist und sagte ihm, dass er in drei Minuten umgebracht wird, und er soll bitte seine guten Wünsche und Gebete an seine Freunde und Milad weitergeben, und er hofft sehr, dass Milad die Prüfung besteht.
Milad hatte bestanden und wollte ihn überraschen - er hatte geplant, seinem Freund heute davon zu berichten. Dafür ist es nun zu spät.

Dies ist die "entschärfte" Kurzversion der Geschehnisse - ich wäre heute beinahe in Tränen ausgebrochen, als mir das erzählt wurde. Die Beschreibung erinnerte mich in ihrer Grausamkeit an das Massaker in Utöya, das sich kürzlich jährte, nur, dass Anschläge in Afghanistan kaum noch Aufmerksamkeit erregen.

Ich mag mir nicht vorstellen, wieviel Druck, Last und Sorge auf Milads Schultern liegt. Seine Familie, Freunde, und "ganz Afghanistan" sieht ihm dabei zu, wie er überlebt hat und nun in der Fremde Erfolg habe soll. Aber Milad wird es bestimmt schaffen.
 
Glückwunsch an Milad für die geschaffte Aufnahmeprüfung und Dir, liebe @Stilblüte noch einmal vielen Dank für Dein Engagement. Dein Bericht macht mich sehr betroffen. Richte bitte Milad mein aufrichtiges Beileid aus.
Liebe Grüße und alles Gute
Terri
 
Wie gerne würde man diesem Beitrag ein "like" verpassen aufgrund der bestandenen Aufnahmeprüfung durch Milad, die er sicherlich zu einem nicht geringen Teil Stilblüte zu verdanken hat. Angesichts des weiteren Inhaltes mag man dies aber nicht tun. Ich wünsche Milad für seinen weiteren Weg nur das Beste und danke Dir, liebe @Stilblüte , dass Du uns informiert hast und uns hoffentlich weiter daran teilhaben lässt.

Liebe und nachdenkliche Grüße
Christian
 
Was wurde eigentlich aus...
Er hat mit seiner Komposition in Form von Filmmusik gerade einen Emmy gewonnen, nachzulesen hier:

Der zugehörige Kurzfilm, eine kurze Dokumentation über Afghanistan, ist hier zu sehen:

Ich bin noch immer sporadisch, aber herzlich in Kontakt mit Milad. Sein Leben könnte Bücher füllen, mir ist kaum begreiflich, wie er die ständigen Aufs und Abs überhaupt ertragen kann. Ich freue mich sehr, dass er als afghanischer Komponist und Musiker so tolle Erfolge verzeichnen kann.
 

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