Ja, sieht super aus - aber wenn Du so was baust und dann mit modernen Werkzeugen bestückst, ist der Zauber dahin. Und meines Erachtens liegt ein weiteres Problem v. a. darin, das wirklich notwendige Werkzeug zu definieren.
Das ist klar. Es beginnt sicherlich mit der Auswahl auf ausgebreitetem Tapeziertisch oder sauberer Werkbank. Manches, von dem, was man hat, ist zu hässlich oder angerostet, und würde erstmal eine Aufarbeitung brauchen, bevor es in einer präsentablen Kiste Platz nehmen dürfte.
Mit Schrecken denke ich an die verrosteten Tiefen meiner in >>35 Jahren dann niemals mehr benötigten BMW-Spezialwerkzeuge aus dem genialen Buch "1000 Tricks für schnelle BMWS" von H-J Mai, für die Sanierung zweier R26, 250er Einzylinder. Alles Wichtige habe ich, aber eben nicht aus Edelstahl, sondern damals aus herumliegendem Restematerial verfertigt... heute also elend rostig.
Aber das brauche ich auch i.d.r. nicht unterwegs...
Die modernen Kisten wie unser Yaris Hybrid langweilen mich. Erstens geht das Dier nie defekt, zweitens ist das so hart verelektronisiert, dass man unglaublich viele Sachen erst nach intensiver Befragung der Kollegen Kommpjuhta machen kann, mit dem dicken Kollegen für 40.000 EUR (plus 20.000 EUR Kurse per naso...) den kleinen Kollegen im Yaris befragen, wo es denn weh tue...
Ich verachte sowas.
Damals in den ersten Campingurlaub mit dem 190er Diesel bin ich mit zweiter Batterie, Anlasser, Einspritzpumpe und meinem kompletten Werkzeugkasten gefahren, und hatte in Dinard auch riesen Spass, einem britischen Nachbarn bissel zu helfen - er mit Rolls Royce.
Es ist zudem alte Tradition im Handwerk meiner Vorfahren gewesen, mit Werkzeug zu reisen - mein Großvater wurde Schuhmacher in der Zeit vor 1914. Als der 1. WK ausbrach, da war er gerade auf dem Rückweg seiner verpflichtenden Wanderschaft aus Süddeutschland, der Schweiz und Südtirol gen Inntal bei Rosenheim, um später dann die Meisterprüfung ablegen zu dürfen. Dort kassierte man ihn soldatisch ein.
All sein Handwerkszeug hatte er als Schuster gewohnheitsmäßig in einer Kiepe dabei .... - das nannte sich im Westfalenlande "Auf der Stöer", ein Begriff aus dem preußischen Polizeirecht, weil die reisenden Handwerker, Scherenschleifer, Kesselflicker, Schuster etc. eben den normalen Betrieb auf den Bauernhöfen "störten".
Ich bin im Besitz des gesamten persönlichen Schriftverkehrs seines Lebens... Ein Schuhkarton voller z.T. hoch interessanter Postkarten und Briefe, aus seiner Schulzeit um 1900-1905, als er in seine Heimat Möhnesee aus den Ferien bei einem Düsseldorfer Meisterschneider und Großonkel war, über seine Wanderzeit, seine Zeit im 1. WK, mit Verlust der Sehkraft eines Auges, seine Zeit der Brautwerbung um eine Nachbarstochter, meine spätere Oma, dann die Zeiten des 2. WK. Zuletzt auch noch seine jährlichen Mopedreisen, immer so fünf, sechs Wochen jeden Sommer, wo er daheim Tschüss sagte, sich auf seine NSU Quickly schwang - und hauptsächlich in Süddeutschland seine alten Kriegskameraden besuchen fuhr.
All das ist in einem einzige Schuhkarton von ca. 280 Briefen und Postkarten dokumentiert. Häufigste Floskel: "Meine liebe Theres,..." - an meine Oma, an die ich keine Erinnerung sonst habe, weil sie starb, als ich nichtmal zwei war.
Er hatte in seinem ganze Leben nie ein Auto besessen, in seinen letzten Lebensjahren 1957-68 hatte sein zweitältester Sohn einen VW Käfer, den aber Opa nicht fahren durfte. OK, er hatte noch einen kleinen Lebensmittelladen auf dem Dorf greifbar. Sehr vieles ging noch autark auf einem westfälischen Dorf.
Heute müssen sie immer nach Soest oder Dortmund fahren, allenfalls in Körbecke gibt es Kleines.
Heute biste dort auf dem Dorfe komplett verfroren, ohne Auto ...
... aber Mopedfahren, das war und wurde sein Ding, nachdem er zwei riesige Kriege überlebt hatte, wenn auch unter Verlusten...
Und - wann immer er unterwegs war, hatte er Werkzeug dabei.