Bei den Kinder- und Jugendchören glaube ich gerne, dass die sie noch nicht von der Pandemie erholt haben und ich befürchte, es wird auch noch ein paar Jahre dauern. Der traditionell sehr große und gute Schulchor am Gymnasium zumindest knabbert noch daran. Der letztjährige Abiturjahrgang konnte zumindest in Klassen 5-8 ein Chorangebot wahrnehmen und es galt als erstrebenswert, in Klasse 8 endlich in den "großen Chor" wechseln zu dürfen. Dann waren drei Schuljahre faktisch Zwangspause. Nicht weil das Singen an sich so lange verboten gewesen wäre, sondern weil für Schulen in meinem Bundesland Kohorten gebildet werden mussten (üblicherweise über einen Jahrgang) und sobald in einer Kohorte ein Coronafall auftrat, galten massisve Einschränkungen. Für das Singen kam im besonderen noch hinzu, dass Mindestabstände zwingend eingehalten werden mussten. Die wären - außer in der sowieso ständig belegten Turnhalle - nirgends umsetzbar gewesen. Konsequenz: Chorangebote fielen aus. Die nachrückenden Jahrgänge hatten nun, als sie endlich in den großen Chor hätten wechseln dürfen, wenig Motivation. Die großen Events kannten sie nicht und die Zeit war ratzfatz von anderen Aktivitäten allokiert.
Für die Schule heißt das, dass etwa drei Jahrgänge ganz oder teilweise ausfallen und bei einem Ensemble, das sie sowieso alle 5-6 Jahre komplett erneuert ist das schon ein Schlag ins Kontor.
Diejenigen, die heute in die Erwachsenenchöre streben, hatten als Jugendliche alle die Chance das Singen kennen zu lernen.
Ein Grund für den Boom mag allerdings auch demographisch bedingt sein. Die Generation 45+ hat so langsam keine kleinen Kinder mehr, die abends ins Bett gebracht werden müssen. Da hat man wieder Zeit sich auf sich selbst zu besinnen und sucht neue oder alte Hobbies.