Applaus bei Konzerten in der Kirche

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Wann sollte man bei Konzerten in der Kirche (Orgelkonzert, Chorkonzert...) applaudieren? Hängt es von der Länge des Konzerts ab, ob nach einzelnen Stücken oder erst am Ende applaudiert wird? Ich habe es schon erlebt, dass das Publikum in unterschiedliche Fraktionen zerfiel, z.B. beim Museumsuferfest in Frankfurt, bei dem es immer samstags eine Reihe von Orgelkonzerten (ca. 30 min) gibt und sonntags eine Reihe von Chorkonzerten. Als Laie stelle ich es mir für die Musiker hart vor, 30 oder sogar 45 Minuten spielen zu müssen, ohne irgendeine Reaktion zu bekommen, vor allem, wenn jemand bei einem Solostück allein auf einer Empore steht. Irre ich mich da? (Ich habe gerade das diesjährige Programm angesehen :001:)
 
Ich kenne es so, dass erst am Ende applaudiert wird, aber habe auch schon erlebt, dass es nach jedem Stück Applaus gab.
Schwierig finde ich eigentlich nur, wenn zwischen einzelnen Sätzen applaudiert wird.

Und 30 oder 45 Minuten sind nicht lang. Ich persönlich finde es jedenfalls nicht "hart", wenn es in so einer Zeitspanne im Publikum ruhig ist. Und wer Orgel spielt, ist es eh gewohnt, dass sich der Kontakt zum Publikum nicht dadurch einstellt, dass man gesehen wird.
 
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Als Laie stelle ich es mir für die Musiker hart vor, 30 oder sogar 45 Minuten spielen zu müssen, ohne irgendeine Reaktion zu bekommen
Beethovens Hanmerklaviersonate dauert 50 Minuten, Bruckners 5. Sinfonie 80 Minuten, Strauss‘ Elektra fast zwei Stunden. Mir ist noch kein Musiker begegnet, der sich über mangelnden Applaus während einer Aufführung beklagt hätte.
 
Bei einem der letzten Orgelkonzerte, die ich besucht habe, ist der Organist am Anfang Richtung Altar gelaufen, hat das Publikum begrüßt, die Werke kurz vorgestellt und ist dann auch darauf eingegangen, ob dazwischen applaudiert werden darf bzw. soll oder nicht. Fand ich eine gute Lösung.

Am Karfreitag ist Applaus in der Kirche meistens unerwünscht. Das wird nach meiner Wahrnehmung in der Regel vorher ebenfalls angesprochen.
 
Beethovens Hanmerklaviersonate dauert 50 Minuten, Bruckners 5. Sinfonie 80 Minuten, Strauss‘ Elektra fast zwei Stunden. Mir ist noch kein Musiker begegnet, der sich über mangelnden Applaus während einer Aufführung beklagt hätte.
In meiner Vorstellung ist das etwas anderes, als eine Reihe kürzerer Stücke zu spielen. Manchmal sind ja auch mehrere Musiker beteiligt, die nicht bei jedem Stück spielen. Es spielt also jemand bei einem der Stücke mit und geht dann nach hinten, während andere ein anderes Stück spielen. Alles ohne Applaus bzw. Applaus von einigen und Schweigen/Zischen von anderen Zuhörern ;)

Danke für die Antworten, dann weiß ich jetzt für nächstes Wochenende Bescheid! :002:
 
Ich hab' mal gelesen, dass Konzert-Musiker einen Zwischendurch-Applaus gar nicht so gern moegen, da sie dabei ihre Konzentration verlieren. Stimmt das?
 
Ich singe im Chor. Bei uns wird erst, egal welches Konzert erst am Ende Applaus spendiert, auchwenn es der Messias ist oder das Weihnachtsoratorium. Es gab nur eine Ausnahme in meinen 11 Chorjahren, bei Elgars The Apostels ist es vorgesehen, das Dirigent und Solisten zwischen Teil 1 u 2 abgehen, dabei wurde natürlich applaudiert. Mit etwas Glück gibt es bei uns immer auch eine Zugabe nach dem Finalen Applaus. Neulich waren wir in einer anderen Kirche zu Gast, das Publikum dort klatsche nach jedem Schlussakkord eines Liedes, dies ließ der Chorleiter für 30min laufen, bis er sich ans Publikum wendete…

Ich empfinde persönlich, dass Applaus während eines in sich geschlossenen Konzertes eher stört. Als ich jedoch bei einem Orgelkonzert mit unterschiedlichen Organisten war, gab es vor jedem Wechsel Applaus, da finde ich es auch angemessen. Bei einem Orgelkonzert, wo ein Organist spielt, da sollte man am Ende klatschen, ausführlich und mit Herz…

Also man sieht schon die Reaktionen der Menschen, egal wie dunkel die Kirche ist, die ersten 2 Reihen sieht man immer, die werden von der Lichtflut der Orchestermitglieder, Dirigenten und Chor mitbeleuchtet..
 

Ich wüsste nicht, warum bei einem Konzert in der Kirche andere Regeln gelten sollten. Es ist ja vor allem immer noch ein Konzert. Wenn es Musik im Rahmen einer anderen Veranstaltung (Gottesdienst, Festzeremonie, ...) ist, kann es andere Regeln geben.

Ganz allgemein ist für mich (spätestens) dann, wenn der Musiker nicht mehr spielt und aufsteht, der Zeitpunkt für Applaus gekommen. Wenn der Veranstalter das nicht will, sollte er das vorher bekanntgeben.
Ich muss auch nicht unbedingt der erste sein, der klatscht. Lieber zwei Sekunden später einsetzen als in den Schlussakkord klatschen. Dann kann man sich auch nach denen richten, die es (hoffentlich...) besser wissen.
 
Es kommt sehr auf das Programm an. Wird ein großes Oratorium aufgeführt, wird normalerweise am Ende geklatscht, oder, falls das Werk mehrere Teile hat, nach jedem Teil (falls eine Pause gemacht wird). Ansonsten gibt es für mich keinen Unterschied zwischen Kirche und anderer Lokalität. Wenn das Stück aus ist und nichts dagegen spricht, kann man klatschen. Wenn sich eine andere Dynamik ergibt, folgt man ihr eben. Spätestens am Ende klatschen ist nett, danke.
 
...wenn es überhaupt "Regeln" gibt, nach denen man auch noch fragen muss, bevor man zu so einem Konzert geht.
Hm.
Ich würde das Nicht-Klatschen zwischen den Sätzen bei mehrteiligen Stücken eher als Konvention sehen, und nicht zwingend als Regel, die es immer und stets zu befolgen gilt. Ich hab noch nie jemanden ausm Konzert geworfen, der nach einem ersten lebhaften Concerto-Satz voller Begeisterung anfing zu klatschen, und würde das auch nicht tun.
Trotzdem finde ich es eigentlich eine schöne Tradition, mit dem Applaus zu warten, bis alle Teile gespielt sind und sage das bei meinen Konzerten in der Einführung auch so.
 
Bei meinen bisherigen Orgelkonzert-Besuchen in Kirchen (es waren dutzende im Laufe der Jahre) ist tatsächlich immer erst am Ende des Konzerts applaudiert worden. Bei den wenigen Orgel-Soloabenden in Konzertsälen, die ich miterlebt habe, immer nach jedem Stück.
 
Bei uns ist es eher üblich, daß zum Ende des Gottesdienstes der Priester die Mitwirkenden erwähnt, was dann natürlich auch zum Applaus führt.

In der Regel erfolgt dies allerdings, wenn Chor und Orchester mitwirken.
 
Ich war vor vielen Jahren einmal mit einem (bayerischen) Kirchenchor auf einer Konzertreise in Norddeutschland (Raum Hamburg), an das erste Konzert dort erinnere ich mich noch lebhaft. Während des Konzertes herrschte in der fast vollbesetzten Kirche eisiges Schweigen, am Schluß sind die Leute dann schweigend aufgestanden und haben die Kirche zügig verlassen.
Wir waren ziemlich fertig mit der Welt weil das Konzert eigentlich ganz gelungen war, und wollten nur schnell unsere Sachen aus dem Gemeindehaus holen um uns schnellstmöglich zu verdrücken. Vor dem Gemeindehaus haben dann die Konzertbesucher auf uns gewartet, geklatscht und sich für das schöne Konzert bedankt. Dort war es einfach nicht erwünscht, in der Kirche zu klatschen oder irgendwie zu reagieren, das hatte uns aber keiner gesagt.
Bei den anderen Konzerten in anderen Kirchen war es dann nicht mehr so streng, aber deutlich reservierter.

Seitdem erkundige ich mich immer, was in fremden Gefilden so üblich ist. :007:
 
Und wer Orgel spielt, ist es eh gewohnt, dass sich der Kontakt zum Publikum nicht dadurch einstellt, dass man gesehen wird.
Kenne inzwischen viele Kirchen, in denen der Orgelspieltisch nicht mehr hinten auf einer nicht einsehbaren Orgelempore steht, sondern vorne in räumlicher Nähe des Altarraums, mitunter sogar nicht mehr mit dem Rücken zum Publikum. Da wird man selbstverständlich gesehen und bei einem Gottesdienst als unverzichtbarer Bestandteil der Zeremonie angesehen. Dann sieht einen nicht nur der Besucher, sondern nimmt eine Interaktion mit dem Zelebranten und mit dem Besucher bewusst wahr.

wird wohl eher nicht in einer Kirche aufgeführt.
Im vergangenen Jahr habe ich einen kompletten Opernabend mit zwei jungen Gesangssolistinnen (Sopran und Mezzosopran) in einer vollbesetzten Großstadtkirche am Flügel mitgestaltet. Die Arien und Duette wurden konzertant mit darstellerischen Elementen, Gesten und Requisiten dargeboten, da eine Mischung von frühklassischen Werken über deutsche Spieloper und klassische Operette bis hin zum Verismo auf dem Programm stand mit Moderation durch die Solistinnen, gab es sowohl für die Moderation als auch die Gesangsdarbietungen stets Beifall, was bei einer durchkomponierten "Elektra" in konzertanter Ausführung ja nicht möglich wäre. Wenn mehrere Abschnitte eines gleichen Werkes zusammengefasst gewesen wären (etwa ein bis zwei Arien jeder Solistin und ein oder zwei Duette beispielsweise aus einer Mozart-Oper), hätte man wohl dem Publikum verraten, zu welchem Zeitpunkt das Applaudieren angemessen gewesen wäre. So blieb es eben bei einer typischen Operngala, bei der man am Ende immer klatschen durfte.

Ich hab' mal gelesen, dass Konzert-Musiker einen Zwischendurch-Applaus gar nicht so gern moegen, da sie dabei ihre Konzentration verlieren. Stimmt das?
Da ist durchaus etwas dran. Auf alle Fälle wirkt es unverständig oder laienhaft, wenn man immer dann applaudiert, sobald ein Stück, ein Lied oder ein Satz zu Ende ist. Wer dann immer gleich losklatscht, kennt offenbar keine Zusammenhänge innerhalb der dargebotenen Werke und hat nicht einmal Ahnung, aus wie vielen Sätzen selbiges besteht. Gewissermaßen zur Häppchen-Ästhetik à la Klassik Radio degeneriert, weil man gar keine kompletten Werke mehr hört, sondern nur die Highlights: man kennt nur noch das "Celebrated Air" oder "Air On A G-String", aber nicht mehr in seiner Einzelstellung als Satz aus der 3. Orchestersuite D-Dur BWV 1068 von Johann Sebastian Bach. In diesem Sinne passend musste ich dieses Stück in der vorigen Woche zum Auszug bei einer Beerdigung orgeln und zum Einzug die "Morgenstimmung" aus Griegs 1. Peer-Gynt-Suite. Und nach der Traueransprache war Millowitschs "Kölsche Jung" gewünscht, weil der Verstorbene begeisterter Anhänger des Kölner Karnevalsbrauchtums war. Hätte man ein viertes Stück gebraucht, hätte ich "Ohne Dich" von Rammstein vorgeschlagen, das ich vor einigen Monaten tatsächlich mal orgeln musste. Noch mehr Häppchen-Ästhetik mit nicht zusammen gehörenden Einzelnummern wäre nicht mehr gegangen. Dies auch als Antwort auf diesen Standpunkt:
Hm.
Ich würde das Nicht-Klatschen zwischen den Sätzen bei mehrteiligen Stücken eher als Konvention sehen, und nicht zwingend als Regel, die es immer und stets zu befolgen gilt. Ich hab noch nie jemanden ausm Konzert geworfen, der nach einem ersten lebhaften Concerto-Satz voller Begeisterung anfing zu klatschen, und würde das auch nicht tun.

LG von Rheinkultur
 

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