Kinderklavier Goldon - Stimmen etc.

DL1KRT

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Angeregt durch @Marlene

Kinderklavier_h.jpg

und die Suche von @mick vor Kurzem nach einem Kinderklavier habe ich mal die Überbleibsel der musikalischen Früherziehung unserer Kinder inspiziert.

Es war durchaus ergiebig, wie ich finde:

- diverse Blockflöten in C und F
- diverse tin whistles in D, C und G (die letztere für kleine Hände)
- ein Xylophon mit Metallstimmplatten (Bell-Harmony, vom Hersteller recht ordentlich gestimmt auf 881 Hz)
- ein Xylophon mit Holzstimmplatten (goki, Stimmung Fehlanzeige, irgendwo 3 Halbtöne unter 880 Hz, als Musikinstrument absolut unbrauchbar, Kinderspielzeug eben, zum Anschauen und "Draufklopfen")
- ein Kinderklavier (Goldon, made in GDR in den 1970er Jahren)

IMG90_17523_1280.jpg

Die Flöten kommen durchaus gelegentlich noch zu Ehren. Die Xylophone eher nicht.

Es hat mich jetzt aber die vom Hersteller eingesparte Stimmung des hölzernen Teils gereizt.
Und das ist tatsächlich etwas Arbeit, hätte also das Teil erheblich verteuert.

Hier zwei Fotos:

IMG90_17480_1280.jpgIMG90_17514_1280.jpg

Die Tonhöhe wird durch Abschleifen geändert. In der Leistenmitte zum Absenken und an den Enden zum Anheben.
Das Ergebnis meiner Aktivität mit Raspel und Schleifpapier ist in meinen Ohren erträglich. "Fuchs, du hast die Ganz gestohlen" ist jetzt jedenfalls klar zu erkennen!

Nun aber zum Kinderklavier.
Hersteller Goldon mit Sitz im Vogtland, im Städtchen Markneukirchen mit großer Musikinstrumentenbau-Tradition.
Heute nur noch Vertrieb osteuropäischer und fernöstlicher Produkte.
Zu DDR-Zeiten wurde je nach politischer Lage und Liefervertrag das Herstellerlogo mit dem Hinweis "made in GDR" prominent angebracht oder auch nicht. Unser Exemplar ist anonym.

IMG90_17427_1280.jpg

Töne werden durch schwingende Eisenstäbe erzeugt.
Die Tastatur mit Anschlagmechanik ist simpel. Immerhin sorgen nach dem Anschlag zurückfallen Holzhämmer dafür, das die Stäbe schwingen/klingen können, auch wenn die Tasten gehalten werden.

Zur Stimmung gibt es reichlich Hinweise im Netz. Wie üblich, mehr oder weniger gute.

IMG90_17414_1280.jpg

IMG90_17422a_1280.jpg

Mit einigen Tönen hatte ich Schwierigkeiten.
Meine Stimm-apps konnten diese auch nicht richtig zuordnen.
Der Hauptgrund dafür ist das Frequenzgemisch, das diese Eisenstäbe produzieren.
Es werden neben den Obertönen, die ja kein Problem sind, auch nichtharmonische Töne erzeugt.
Die Stäbe (weit entfernt vom Ideal, dünn und lang) schwingen in verschiedenen Modi/Schwingungsformen, Biege-, Längs- und Torsionsmodi z.B.
Die Klanganalyse mit Audacity zeigt das ganz deutlich.
Bei einigen Stäben ist der Grundton, auf den gestimmt werden soll, im Spektrum kaum zu finden.
Hier zwei Animationen (Fotos aus Videos):

Takt1_640.gif

Takt2_640.gif

Man sieht, wie derselbe Stab nach dem Anschlagen verschiedene Schwingungsformen annimmt. Hier einmal Grundschwingung mit Maximum am freien Ende und dann später Maximum in Stabmitte. Damit ändert sich mindestens die Klangfarbe und erschwert die Stimmung.

Ich habe mir mit einem Eigenbau-Signalgenerator obertonreiche Signale erzeugt und damit das Schwebungsnull gesucht. Bei einigen Stäben war auch das nicht einfach.

Tonhöhenänderung ist auf verschiedene Weise möglich:
- Erhöhung durch Kürzen der Stäbe (Schleifhexe)
- Erniedrigung durch Abschleifen (dünner machen) der Stäbe an der Einspannstelle
oder durch Erhöhung der Stabmasse am freien Ende, z.B. mit Lötzinn

Auch hier gilt für das erzielte Ergebnis, was ich schon zum Holzxylophon geschrieben habe: Für meine Ohren erträglich.

Ob unsere Kinder mit besser gestimmten Spielzeugen wohl noch mehr Spaß am Musizieren gehabt hätten?

Jedenfalls hätte ich mir damals die Zeit für solche Spielereien nicht nehmen können - ein Privileg der Älteren.

Nun ist der Beitrag doch länger geworden. Vielleicht ist er aber Motivation zum Nachmachen.
 

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