Chopin Scherzi & Balladen - welche Ausgabe von welchem Verlag? Plattform für gebrauchte Noten?

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chopinfan

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Hallo zusammen,

ich überlege, mir die Scherzi und die Balladen von Chopin als Notenhefte anzuschaffen, ggf. gebraucht.

--> Jetzt stellt sich die erste Frage: Henle oder Edition Peters?

Vor Jahren teilte mir einmal eine Pianistin mit, ich solle mir erst einmal einen vernünftigen Urtext (vermutlich Henle) besorgen, als sie mein Etüdenbuch von Edition Peters sah. Das Notenbild von Henle gefällt mir aber nicht so gut, weil oft zu wenig auf einer Seite steht, so dass man häufiger umblättern muss.

--> Noch eine zweite Frage an die Experten: Gibt es eine spezielle Online-Plattform für gebrauchte Noten (außer die e-Bucht)?

Vielen Dank im Voraus für Eure Expertise!

chopinfan
 
Eine sehr gute, verläßliche Urtext-Ausgabe ist auch die „Wiener Urtext“-Edition, hrsg. von Jan Ekier. Beim polnischen Verlag PMV gibt es eine Neuedition (als Nachfolge der alten Paderewski-Ausgabe), die ebenfalls gut sein soll. Ob einem das Notenbild und die Fingersätze zusagen, ist Geschmacksache. Ich persönlich bevorzuge die (leider vergriffene) Könemann-Ausgabe, gut lesbar, mit praktikablen Wendestellen und OHNE Fingersätze.
 
Bei Chopin ist mittlerweile "Peters" nicht mehr = "Peters". Es gibt von Peters die neue Chopin-Urtext Edition und auch (immer noch) die alte Scholz/Pozniak-Ausgabe. Letztere ist nicht zu empfehlen. Die neue Urtext-Ausgabe von Peters ist aber sehr gut.

Der einzige Nachteil ist, dass in der Urtext-Reihe noch nicht alle Werke erschienen sind. Die Balladen gibt es bereits seit längerem, die Scherzi noch nicht. Die Etüden op. 10 sind vor kurzem herausgekommen. Fingersätze sind ausschließlich die originalen von Chopin drin.

Das Druckbild von Peters-Urtext ist ebenfalls ausgezeichnet. Bloß die geklebte Seiten-Bindung ist viel schlechter als bei Henle und Wiener Urtext, der Notenband klappt andauernd von selbst zu. Sehr ärgerlich.

Als Alternative ist die Ekier-Ausgabe von Wiener Urtext sehr zu empfehlen (der Notenstich ist hier allerdings optisch nicht up to date) und die der polnischen Nationaledition (PWM).

Von Henle sind die Balladen und Scherzi auch vor ein paar Jahren neu aufgelegt worden. Eine zuverlässige Ausgabe und gutes Druckbild. Allerdings wurden bei beiden Bänden die katastrophalen Theopold-Fingersätze beibehalten. Mit dem Ärgerniss muss man halt leben oder eine andere Ausgabe nehmen.
 
Gibt es eine spezielle Online-Plattform für gebrauchte Noten (außer die e-Bucht)?
Die restlichen Könemann Bände gibt es noch hier - von Chopin nur die Etüden:

Ich schaue für gebrauchte Noten immer bei Amazon Marketplace - Mel Bay druckt teilweise Könemann nach - und bei abebooks. Preislich kommt man über den Marketplace besser weg, niedrigere Versandkosten.

Ballades https://www.amazon.de/dp/9639059439?ref_=cm_sw_r_apin_dp_MBWQ83681H4TF48J2GRP
Ballades, für Klavier (Classical Sheet Music) https://www.amazon.de/dp/3741914320?ref_=cm_sw_r_apin_dp_MQ9ED5K8M14BR3EPKV52
Scherzos https://www.amazon.de/dp/9639059447?ref_=cm_sw_r_apin_dp_PA527MEE6P5JS34G7QWJ

 
Zuletzt bearbeitet:
Von Henle sind die Balladen und Scherzi auch vor ein paar Jahren neu aufgelegt worden. Eine zuverlässige Ausgabe und gutes Druckbild. Allerdings wurden bei beiden Bänden die katastrophalen Theopold-Fingersätze beibehalten. Mit dem Ärgerniss muss man halt leben oder eine andere Ausgabe nehmen.
Entschuldigung, off topic, gibt es eine Forumsmeinung zu den Henle Fingersätzen von Beethoven Sonaten? Auch schlecht?
 
Entschuldigung, off topic, gibt es eine Forumsmeinung zu den Henle Fingersätzen von Beethoven Sonaten? Auch schlecht?
Manches ist sicherlich brauchbar, anderes wiederum befremdlich. Die neuen Fingersätze von Perahia überzeugen mich allerdings auch nicht immer. Die Henle-App bietet noch weitere Alternativen, u.a. Arrau, Schnabel, Korstick. Meine Empfehlung: erst einmal mit einer Ausgabe ohne Fingersätze (z.B. die neue Bärenreiter-Ausgabe) selber basteln und dann mit anderen Ausgaben abgleichen, ob sich da bessere Ideen finden. So lernt man am meisten und das Stück am besten kennen.
 
Meine Empfehlung: erst einmal mit einer Ausgabe ohne Fingersätze (z.B. die neue Bärenreiter-Ausgabe) selber basteln und dann mit anderen Ausgaben abgleichen, ob sich da bessere Ideen finden. So lernt man am meisten und das Stück am besten kennen.
Ich habe ja nur die zwei einfachen Sonaten op49 geübt und da habe ich das auch so gemacht, dass ich da stundenlang die meisten IMSLP Ausgaben verglichen habe und ich mich schlecht entscheiden konnte. Das Ergebnis war weniger gut :001:
Dann habe ich gemerkt, dass der Fingersatz von Heinrich Schenker mir fast immer passt und ich den standarmäßig nehmen soll und nur bei Problemstellen vergleichen sollte. Die Schenker Edition ist die Dover Ausgabe. Das Notenbild ist leider etwas hässlich und die Druckqualität ist bestimmt schlechter als Henle. Ich habe gehofft, dass Henle gute Fingersätze hat (bei Henle's Bach ist der Fingersatz für mich sehr gut geeignet).
 
dass der Fingersatz von Heinrich Schenker mir fast immer passt
spielst du die letzten fünf Sonaten? Falls dir da Schenkers Fingersatz behagt, fände ich das erstaunlich.
Für Beethoven Sonaten empfiehlt sich, parallel eine Urtextausgabe und wg. spieltechnischer Fragen die von Bülow Ausgabe zu nehmen.

Chopin Scherzi und Balladen: eine Urtextausgabe, dazu die Klindworthedition wegen Fingersätzen
 
Das Problem bei vorgefertigten Fingersätzen: Man erkennt nicht immer, wozu sie gut sind und welche Intention damit verfolgt wird. In der Tat erweist sich durchaus manches auf den ersten Blick Abstruse im weiteren Verlau und im schnelleren Tempo als praktikabel. Anderes wiederum als überflüssig pedantisch. (Die Bärenreiter-Ausgabe der Schubert-Impromptus ist ein abschreckendes Beispiel „von hinten durch die Brust ins Auge“.) Zudem hat jede Hand andere anatomische Voraussetzungen. Und was mit 20 Jahren funktioniert, bereitet mit 60 Jahren mitunter Pein. Glücklich, wer einen Lehrer hat, der einem bei Problemfällen nicht nur pragmatische Fingersätze empfiehlt, sondern auch entsprechende Begründungen dafür liefert.
 
Bri Chopin verwende ich (wegen der SEHR komplizierten Quellenlage) eigentlich immer mehrere Urtext Ausgaben. Hole mir dann aber - sauber ausgedruckt! - bei IMSLP die Mikuli Ausgabe, in die ich allfällige Änderungen eintrage. Aus dieser spiele ich am liebsten. Mikuli hat sehr oft gute Fingersätze und einen schönen gut lesbaren Notentext.
 
Ich hatte Paderewski Ausgabe genommen für Scherzi.
 

Das Problem bei vorgefertigten Fingersätzen: Man erkennt nicht immer, wozu sie gut sind und welche Intention damit verfolgt wird.
das mag für Anfängersachen gelten - wer Chopins Scherzi und Balladen angeht, ist meist nicht so ganz unbeleckt in Sachen spieltechnischer Umsetzungen ;-) d.h. da wird eher erkannt, dass mit Klindworth funktioniert, was einem Theopold verunmöglicht.
Zudem hat jede Hand andere anatomische Voraussetzungen.
...diesen Satz wird man in keinem medizinischen/anatomischen Lehrbuch finden. ;-):-D
z.B. folgende schwierige Stelle wird jeder, der sie greifen kann, mit 100%ig demselben Fingersatz ausführen:
Bildschirmfoto 2023-07-09 um 15.23.35.png
(die linke kann hier nicht helfen, das Tempo ist Halbe = 80)
Mir ist schon klar, was du meinst ;-), aber so apodiktisch vorgebracht, muss da eine Prise Widerspruch kommen.
 
Es gibt neben diversen Manuskriptfassungen noch von Chopin autorisierte (!) französische, englische und deutsche Erstausgaben, die im Detail etliche Unterschiede aufweisen. Sehr schön zu sehen in der von Badura-Skoda herausgegebenen Etüden-Ausgabe bei Wiener Urtext.
 

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