Die ersten Erfahrungen mit Musik, aus denen bei vielen der Wunsch entsteht selbst ein Musikinstrument zu erlernen, geschehen auf der Gefühlsebene, ohne dass der musikalische Intellekt unmittelbar angesprochen wird. Man kann noch weiter zurückgehen: Kindliches Singen basiert auf purem Gefühl, pränatale Musikerfahrungen passieren auf einer noch niedrigeren Schwelle. Warum sollte etwas getrennt werden, was zusammengehört? Obwohl ich natürlich verstehe, was gemeint ist, empfinde ich nach wie vor ein Unbehagen bei der genannten Forderung. Das entspricht der veralteten pädagogischen Auffassung, erst müsse z.B. die Struktur eines Durdreiklangs verstanden werden, bevor er gehört und empfunden werden darf.
Was ist eigentlich mit den hervorragenden Musikern anderer Kulturen, die bereits als Kinder kultische Musikrituale miterleben und mitgestalten und dabei alles auf einer musikmagischen Ebene lernen, die aber musikalisch keineswegs dümmer sind als unsere hervorragendsten Musiker?