Ich höre sowas natürlich auch immer wieder, werde gefragt, welche Etüde gut als erste "geeignet" ist, welche einfacher sei, und bin natürlich auch selber der Meinung, dass manche schwerer sind als andere.
Dieses "schwer" / "leicht" - Gerede ist unterschiedlich zu betrachten.
Ich biete zwei Unterscheidungsmöglichkeiten an, die ich persönlich sehe:
"Wie schwierig ist es, die Etüde so spielen zu können, dass man in angemessenem Tempo die richtigen Töne trifft?"
Es ist wohl anmaßend, wenn ich ein paar aufzähle, von denen ich nicht mal alle gespielt habe, aber ich glaube, nach der allgemeinen Auffassung zählen op.10 nr. 3, evtl. 5, 9,12,
sowie op.25 nr 1, 2, 9, 12,
sowie die drei zusätzlichen Etüden für die "Méthode des Méthodes" dazu.
oder:
"Wie schwierig ist es, die Etüde so zu spielen, dass sie möglichst "perfekt" ist, möglichst nahe an den leichten, ggf. zarten/aufwühlenden/stürmischen, kontrastreichen, eben "chopinesken" Klang herankommt, keine technischen Probleme mehr hörbar sind und die Töne nur im Dienste der Musikalität stehen, während das Stück vollkommen kontrollierbar beherrscht wird?"
Ich finde, letzteres zählt nicht nur für die Etüden, sondern für alle Stücke von Chopin (und im allgemeinen alle Komponisten mit deren charaktertypischer Musik), und wenn man so spielen möchte, benötigt man für alle, und zwar wirklich
alle Stücke sehr gute Technik, Kontrolle, Musikverständnis und Gehör.
Das zählt natürlich auch und gerade für die Etüden, und wenn man die leichteren so spielen will, sind sie immer noch verdammt schwer :D
Man könnte also raten, erstmal die schweren Etüden zu üben, und wenn man die perfekt kann, die leichten :floet:
Aber das macht natürlich auch keiner.
Will sagen: Auf den ersten Blick und auf das erste "Spiel" und wenn man nicht extrem hohe Ansprüche hat, sind manche Etüden mMn schon leichter als andere; der Anspruch an den Spieler steigt aber enorm, wenn man angemessene (!!) Maßstäbe setzt...
Ich hoffe, man kann verstehen, was ich meine.
Ich übe op. 25,12 übrigens auch gerade; ich versuche zuerst, die gesamte Harmonie als Akkord zu greifen und zu verinnerlichen (und zwar im Rhythmus!), damit ich das Stück erstmal kenne; außerdem habe ich die Cortot-Ausgabe mit den Übungen.