Da hast du sehr wahrscheinlich was missverstanden. Es gibt Fingersätze der (und nicht "für") grossen Pianisten. Ein Beispiel wäre Handversetzen statt Daumenuntersetzen u.ä. (Stichwort Liebermann)
Hi all,
@Steinbock44 , Libermann schreibt sich so:
Libermann. ( Ich vermeinte vage, das bereits mal erwähnt zu haben..stimmts ?
) . Übrigens fällt in Libermanns Methode nicht nur DaumenUNTERsetzen, sondern auch DaumenÜBERsetzen flach, da es nicht benötigt wird.
Aber was mir persönlich noch zum Gesamtthema aufgefallen war, ist folgendes:
Rutschen ist z.B. für mehrere Werke-Kandidaten eine sehr sehr effiziente Sache. Wir hatten es in einem Thread zum Thema "Pink Panther" mal thematisiert, wo es sich sehr gut anbietet, von schwarzen auf weiße Tasten zu rutschen, mit denselben Fingern. Auch bei einigen Scarlatti-Sonaten ist es sehr wirksam.
Selbiges lässt sich auch in schwierigen Werken anwenden, wie etwa in der Appassionata, Satz 3 ( und weiteren Stellen und B.-Sonaten und Werken anderer ), genausogut dort auch mit einem Finger rutschen. Rutschen klappt auch gut bei bestimmten zügigen Oktaven- und ähnlichen Stellen.
Beachten wir jedoch Walter Giesekings Ausführungen: "Von schwarz auf weiß rutschen, ist leicht. Umgekehrt, also hochrutschen, erfordert einige Übung, geht aber TROTZDEM."
Ferner gibts noch Ausführungen in Hellmut Karl Heinz Lange's Buch "So spiele und lehre ich Chopin", wo er explizit auf mehrere Arten von Fingersätzen eingeht: "Feste" Fingersätze, zum Beispiel, auch z.B. "Palindrom"-Fingersätze.
Wichtig finde ich auch bei Fingersätzen, dass VORAUSSCHAU angewendet wird: Man sollte m.E. schon beim Blick auf die erste Seite eines Stücks und
BEVOR man zu spielen beginnt, im Kopf wissen und geklärt haben, wie man in Takt ( irgendeiner dort ) die Sache lösen wird. Zumindest so lange, bis sich bessere ergeben. Wenn sich KEINE besseren aus den weiterführenden Überlegungen ergeben bei genauerem und häufigeren Spielen, dann umso besser.
Nochmal kurz zu Chopin: In meinem rosafarbenen Büchlein "Kleine Bettlektüre für alle, die Chopin lieben" wird gesagt, dass Chopin himself oftmals "ganz unkonventionelle Fingersätze" anwendete, "so wagte er es z.B., aufeinanderfolgende Noten - auch weiße Tasten - mit ein und demselben Finger zu spielen - " und zwar ohne Nachteile oder Stopps, berichtet ein Beobachter.
Da macht sich Geschmeidigkeit bezahlt, finde ich!
Wenn ich ganz nüchtern überlege, stellen sich die - für mich zumindest - optimalsten Bewegungen / Fingersätze, GANZ GROB betrachtet, so dar, dass für ein MAXIMUM an Anforderungen, die auf dem Notenblatt stehen,
lediglich ein Minimum an ( nervigen zeitraubenden ) Ä N D E R U N G E N vorkommen sollte, besser gar keine.
Das heißt aber NICHT, dass man z.B. Skalen usw. nur auf EINE Weise spielen können sollte!!
Im Gegenteil !!! Es sollte schlussendlich egal sein, mit welchem Finger wir eine chromatische oder normale Skala, oder ein Arpeggio / gebrochene Akkordfiguren usw. beginnen.
Man sollte also KOMPLEXE Anforderungen versuchen, in einen - so wie es Lange sagt und ich ihn verstanden habe - möglichst FESTEN "Fingersatz" zu packen - und die Anforderungen somit - zumindest aus Fingerperspektive - auszuschalten.
Und jetzt das "aber", zumindest so, wie ich es sehe: Für diese "eher festen" Musterfingersätze selbst sind natürlich ALLE Möglichkeiten, die man draufhat UND die man bereits von den jew. Komponisten kennengelernt hat ( und diese könnten sich nat. von Klavierspieler zu Klavierspieler unterscheiden ) anzuwenden, zuzüglich und im Verbund mit sehr gut durchdachten Herangehensweisen ( Libermann, Gieseking ). Man hat also daher, dass man praktisch und je nach Kenntnisstand und indiv. Fähigkeit, Dehnbarkeit, Flexibilität und Speed - sehr VIELE solcher in sich "festen" Möglichkeiten zur Auswahl, und dies gestattet, dass mit zunehmender Erfahrung ALLE GEDRUCKTEN WERKE mit für das Klavier halbwegs passender Notationsweise gespielt werden können.
Natürlich, wer nicht genau gelesen hat, mag einwenden: "Jaaa, aber NEUE Probleme , z.B. von Komponisten, die sich "sperren" dagegen, erfordern ANGEPASSTE, und nicht FESTE Herangehensweisen.."
Diesen Einwand sollte man aber nichtmal in Erwägung ziehen, denn auch bisher UNBEKANNTE Strukturen lassen sich in feste Strukturen, die genau passend sind, umwandeln. Und sind dann im Folgenden
nötigenfalls als "feste Muster" selber wieder aufrufbar und anwendbar.
...natürlich nur dann, wenn das "Sich gegen leichte Erfassung mit Absicht Sträuben" eines dieser "Spezialistenkomponisten" sich nicht dahingehend auswirkt, dass wir dissonant, laut und nervig sein sollenden Müll spielen müssen, sondern sich das Werk im zumindest halbwegs wohlklingenden Kompositionsraum befindet. Denn andernfalls lohnt die Beschäftigung nicht, und zwar aus dem Grunde, daass man für die "tollen neuartigen, aber komplexen, schwierigeren Muster" im Verhältnis zum Ergebnis auch dann, wenn es gut klappt, zu viel Aufwand tätigen müsste. Viel Aufwand für Werke, die von sich aus nicht gut klingen, lohnt nämlich nicht.
LG, Olli