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- 18. Feb. 2008
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hallo,
ich möchte ein Klavierstück vorstellen, welches (wenigstens auf mich) einen ganz besonders berührenden Eindruck macht - es geht mir wirklich unter die Haut, ich liebe und bewundere es sehr!!
Es ist aus dem unglaublich nahe gehenden Zyklus auf verwachsenem Pfad / Po zarostlém chodníčku von Leos Janacek:
die Frydeker Mutter Gottes / Frýdecká Panna Maria
unten ein Notenbeispiel angehängt (wobei ich nicht glaube, dass man den Noten den zauberhaften Klang ansieht). Meiner Ansicht nach ist dieser Zyklus (speziell in dieser musikalischen Gattung) eines der größten und anrührendsten, menschlichsten Kunstwerke - wie auch Kinderszenen, Bilder einer Ausstellung und Childrens Corner. Das sind meiner subjektiven Ansicht nach die künstlerisch größten Zyklen der Klavierliteratur (bevor es WTK, Preludes etc hagelt: wirkliche Zyklen brauchen einen inneren, ggf auch programmatischen Zusammenhalt - Zyklen sind keine Sammlungen)
schwierig oder leicht - so eine naiv materielle und oberflächliche Frage stellt sich bei dieser Musik nicht, und es spielt auch gar keine Rolle. Janacek hatte seine Tochter verloren, Jahre später verarbeitet "auf verwachsenem Pfad" die Erinnerung an sein geliebtes Kind. Wahrscheinlich gibt es nur in der Literatur eine vergleichbare Verarbeitung solchen Schicksals: Eichendorffs Gedicht "auf meines Kindes Tod"
ich kann, auch auf die Gefahr hin, dass man von dieser Musik ergriffen und erschüttert wird, diesen Klavierzyklus nur wärmstens empfehlen - es ist unbeschreiblich wundervolle traurige und vor allem wehmütige Musik.
Gruß, Rolf
noch ein Zitat:
"Autobiographische Bekenntnisse in Zyklen von Klavierstücken zu offenbaren, hatte in der tschechischen Musik schon vor Leos Janácek Tradition. Der Spätromantiker Zdenek Fibich hatte mit seinem acht Jahre lang geführten klavieristischen Tagebuch „Stimmungen, Eindrücke und Erinnerungen“ den Weg gewiesen. Janácek folgte ihm 1908 mit dem Zyklus „Auf verwachsenem Pfade“, einer Sammlung von Erinnerungsbildern an seine früh verstorbene Tochter Olga.
Es war ein tragisches Band, das den Vater mit seinem einzigen überlebenden Kind verknüpfte. Seit Kindertagen litt Olga unter den Folgen eines Rheumatismus, der ihr Herz angriff. Alles Laufen, Spielen und Tanzen war dem kränklichen Mädchen verwehrt. Erst im Alter von 18 Jahren begleitete sie ihre Eltern zum ersten Mal auf einen Ball, dessen Orchester vom Vater dirigiert wurde. Als ein Medizinstudent aus Prag sich prompt in sie verliebte, unterbanden die Eltern kategorisch die sich entwickelnde Liaison und schickten die Tochter nach St. Petersburg, um dort ihre Ausbildung als Lehrerin für Russisch zu vollenden. Doch ausgerechnet in Russland erkrankte Olga an Typhus. Die Eltern mussten die völlig Geschwächte in die Heimat zurückholen, wo sie ein letztes Weihnachtsfest mit ihnen feiern konnte, bevor sie mitten im Karneval starb. Auf dem Sterbebett bat sie ihren Vater noch, die gerade vollendete Oper „Jenufa“ für sie zu spielen. Zwei Tage später war sie tot.
Nach dem erschütternden Abschied von Olga verarbeitete Janácek die Erinnerung an sie in einem Klavierzyklus. Dazu griff er auf fünf Stücke für Harmonium zurück, die er bereits 1901 als „Slawische Melodien“ für dieses Instrument herausgegeben hatte. Er arbeitete sie für Klavier um und fügte bis 1908 weitere fünf Stücke von ähnlichem Gehalt hinzu. In dieser zehnteiligen Form brachte er den Zyklus 1911 heraus und gab ihm den Titel „Auf verwachsenem Pfade“. Die Wege, die er einst an Olgas Seite gegangen war, waren nunmehr, acht Jahre nach ihrem Tod, von Gras überwachsen. Janácek entlehnte diese Metapher einem mährischen Hochzeitslied, in dem es heißt:
„Verwachsen von zartkleinem Klee
ist mir zum Mütterchen der Pfad.“"
Quelle: http://www.fortepiano.de/projekte/Taenze_Bilder/janacek_doku.html
ich möchte ein Klavierstück vorstellen, welches (wenigstens auf mich) einen ganz besonders berührenden Eindruck macht - es geht mir wirklich unter die Haut, ich liebe und bewundere es sehr!!
Es ist aus dem unglaublich nahe gehenden Zyklus auf verwachsenem Pfad / Po zarostlém chodníčku von Leos Janacek:
die Frydeker Mutter Gottes / Frýdecká Panna Maria
unten ein Notenbeispiel angehängt (wobei ich nicht glaube, dass man den Noten den zauberhaften Klang ansieht). Meiner Ansicht nach ist dieser Zyklus (speziell in dieser musikalischen Gattung) eines der größten und anrührendsten, menschlichsten Kunstwerke - wie auch Kinderszenen, Bilder einer Ausstellung und Childrens Corner. Das sind meiner subjektiven Ansicht nach die künstlerisch größten Zyklen der Klavierliteratur (bevor es WTK, Preludes etc hagelt: wirkliche Zyklen brauchen einen inneren, ggf auch programmatischen Zusammenhalt - Zyklen sind keine Sammlungen)
schwierig oder leicht - so eine naiv materielle und oberflächliche Frage stellt sich bei dieser Musik nicht, und es spielt auch gar keine Rolle. Janacek hatte seine Tochter verloren, Jahre später verarbeitet "auf verwachsenem Pfad" die Erinnerung an sein geliebtes Kind. Wahrscheinlich gibt es nur in der Literatur eine vergleichbare Verarbeitung solchen Schicksals: Eichendorffs Gedicht "auf meines Kindes Tod"
ich kann, auch auf die Gefahr hin, dass man von dieser Musik ergriffen und erschüttert wird, diesen Klavierzyklus nur wärmstens empfehlen - es ist unbeschreiblich wundervolle traurige und vor allem wehmütige Musik.
Gruß, Rolf
noch ein Zitat:
"Autobiographische Bekenntnisse in Zyklen von Klavierstücken zu offenbaren, hatte in der tschechischen Musik schon vor Leos Janácek Tradition. Der Spätromantiker Zdenek Fibich hatte mit seinem acht Jahre lang geführten klavieristischen Tagebuch „Stimmungen, Eindrücke und Erinnerungen“ den Weg gewiesen. Janácek folgte ihm 1908 mit dem Zyklus „Auf verwachsenem Pfade“, einer Sammlung von Erinnerungsbildern an seine früh verstorbene Tochter Olga.
Es war ein tragisches Band, das den Vater mit seinem einzigen überlebenden Kind verknüpfte. Seit Kindertagen litt Olga unter den Folgen eines Rheumatismus, der ihr Herz angriff. Alles Laufen, Spielen und Tanzen war dem kränklichen Mädchen verwehrt. Erst im Alter von 18 Jahren begleitete sie ihre Eltern zum ersten Mal auf einen Ball, dessen Orchester vom Vater dirigiert wurde. Als ein Medizinstudent aus Prag sich prompt in sie verliebte, unterbanden die Eltern kategorisch die sich entwickelnde Liaison und schickten die Tochter nach St. Petersburg, um dort ihre Ausbildung als Lehrerin für Russisch zu vollenden. Doch ausgerechnet in Russland erkrankte Olga an Typhus. Die Eltern mussten die völlig Geschwächte in die Heimat zurückholen, wo sie ein letztes Weihnachtsfest mit ihnen feiern konnte, bevor sie mitten im Karneval starb. Auf dem Sterbebett bat sie ihren Vater noch, die gerade vollendete Oper „Jenufa“ für sie zu spielen. Zwei Tage später war sie tot.
Nach dem erschütternden Abschied von Olga verarbeitete Janácek die Erinnerung an sie in einem Klavierzyklus. Dazu griff er auf fünf Stücke für Harmonium zurück, die er bereits 1901 als „Slawische Melodien“ für dieses Instrument herausgegeben hatte. Er arbeitete sie für Klavier um und fügte bis 1908 weitere fünf Stücke von ähnlichem Gehalt hinzu. In dieser zehnteiligen Form brachte er den Zyklus 1911 heraus und gab ihm den Titel „Auf verwachsenem Pfade“. Die Wege, die er einst an Olgas Seite gegangen war, waren nunmehr, acht Jahre nach ihrem Tod, von Gras überwachsen. Janácek entlehnte diese Metapher einem mährischen Hochzeitslied, in dem es heißt:
„Verwachsen von zartkleinem Klee
ist mir zum Mütterchen der Pfad.“"
Quelle: http://www.fortepiano.de/projekte/Taenze_Bilder/janacek_doku.html