Wie spielt man Melodien?

  • Ersteller des Themas tapirnase
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lieber Haydnspaß,

das ist verblüffend!

ob es Dir gelegentlich gnädig gelingen mag, Deine scharfsinnige und knappe Rede in eine Sprache zu übersetzen, die auch Anfänger verstehen können?

Lassen wir es doch Wittgenstein selbst erklären :D

http://www.youtube.com/watch?v=r0cN_bpLrxk

aber gut haydnspaß, ich glaub du bist der einzige, der meine variation verstanden hat

Du meinst, du würdest es mir zutrauen?
Ich hab ja noch garnichts dazu gesagt ^_^

Ja, ich denk schon, daß ich (und auch einige andere, z.B. klaviermacher) deine Variation versteh:

Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit

Und ja, ich denk, unsere Variationen sind sich tatsächlich ähnlich :)
 
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Wie sind eigentl Kinder oder überhaupt Menschen in anderen Erdteilen fähig Melodien zu singen, wo sie doch von diesem philosophischen Abhandlungen nie was gehört haben? :D

Was ich eigentl sagen will: Es geht auch ohne ;)

Ich habe vor nicht allzu langer Zeit ein interessantes Video gesehen, wo die renommierte Pianistin Maria Joao Pires jemanden zu überzeugen versucht, dass er "falsch" spielt (mit falschem Ausdruck).
Ihr Ansatz ist genau entgegengesetzt zu diesem denkerischen Ansatz hier :)
Ausschnitt eines Meisterkurses (Es sind nur die ersten 3 Minuten)

lg marcus
 
Wie sind eigentl Kinder oder überhaupt Menschen in anderen Erdteilen fähig Melodien zu singen, wo sie doch von diesem philosophischen Abhandlungen nie was gehört haben? :D

Ich denke, hier liegt ein grundsätzliches Mißverständnis über die Philosophie vor 8)

Philosophen machen sich Gedanken über die ganz alltäglichen Probleme / Konflikte, mit denen jeder Mensch konfrontiert wird! Philosophie befaßt sich also nicht mit elitären Problemen oder elitären Menschen, Intelligenzbestien etc. Und die Philosophie hat meist auch gar keine Lösung für die Probleme, mit denen sie sich befaßt. Sie macht einfach darauf aufmerksam, daß es diese Probleme gibt.

Und genau dasselbe trifft auch auf Klavierlehrer zu :D

Apropos Singen:

Singen ist auf jeden Fall viel einfacher als Klavierspielen. Singen kann im Prinzip jeder (okay, mich ausgenommen).
 
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Ich denke, hier liegt ein grundsätzliches Mißverständnis über die Philosophie vor 8)

Philosophen machen sich Gedanken über die ganz alltäglichen Probleme / Konflikte, mit denen jeder Mensch konfrontiert wird! Philosophie befaßt sich also nicht mit elitären Problemen oder elitären Menschen, Intelligenzbestien etc. Und die Philosophie hat meist auch gar keine Lösung für die Probleme, mit denen sie sich befaßt. Sie macht einfach darauf aufmerksam, daß es diese Probleme gibt.
Das sehe ich anders. In diesem Thread wird suggeriert, die Kenntnis dieser philosophischen Abhandlung würde in irgendeiner Weise das Spielen von Melodien verbessern. (Was auch einige Erheiterung und Verwirrung ausgelöst hat :) )

Aus dem Hinweis auf die alltäglichen Probleme werde ich nicht schlau. Nur weil etwas alltäglich ist, heißt es ja nicht, dass wir es verstehen.

Ich möchte nochmals an alle Vertreter dieser Auffassung (Tapir!!) die Bitte richten, auf meinen Vorschlag des Beitrags #6 einzugehen. Dann hätte man wenigstens was konkretes an der Hand, und müsste hier nicht so furchtbar theoretisch diskutieren.

Zitat von Haydnspaß:
Singen kann im Prinzip jeder (okay, mich ausgenommen).
Da sind wir schon zwei :D
lg marcus
 
Das sehe ich anders. In diesem Thread wird suggeriert, die Kenntnis dieser philosophischen Abhandlung würde in irgendeiner Weise das Spielen von Melodien verbessern.

Von meiner Seite aus wars absolut nicht so gemeint, als ob der konkrete Inhalt der logischen Auseinandersetzung etwas mit dem Spielen der Melodie zu tun. Sondern der: auch in der Musik werden Behauptungen aufgestellt, infragegestellt, Rede und Gegenrede, Bekräftigung durch Wiederholung und Ausschmückung, Überredungskunst, Mitleid erwecken usw.

Es ist eine Analogie. Wichtig wäre mir dabei, daß Musik eben meistens kein Selbstgespräch ist, sondern eine Unterhaltung unterschiedlicher "Personen", die oft sehr gegensätzliche Standpunkte vertreten.


Aus dem Hinweis auf die alltäglichen Probleme werde ich nicht schlau. Nur weil etwas alltäglich ist, heißt es ja nicht, dass wir es verstehen.

Da hast du schon recht. Oft verstehen wir das Verhalten anderer nicht, manchmal verstehen wir sogar nicht mal unser eigenes. Aber wir erleben es. Wir kennen die Situation aus eigener Erfahrung. Und wir erkennen es wieder, wenn sich jemand anderes in so einer Situation befindet. Genauso ist es in der Musik.
 
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Es ist eine Analogie. Wichtig wäre mir dabei, daß Musik eben meistens kein Selbstgespräch ist, sondern eine Unterhaltung unterschiedlicher "Personen", die oft sehr gegensätzliche Standpunkte vertreten.
Ah, das finde ich, eine sehr schöne Veranschaulichung.

Ich denke dabei erstmal an Thema und Seitenthema im Sonatenhauptsatz, oder in der ganzen Sonatenkonstruktion die Verbindung der einzelnen Sätze.

Genau das meint ja auch Maria Joao Pires, wenn sie sagt, dass man jene Stelle nicht staccato spielen sollte, weil es wegen dem Vorhergehenden (was leider nicht auf dem Video drauf ist) nicht passt. D.h. in anderen Worten es hört sich unlogisch an, z.B. nach einer dramatischen Passage, die gerade ihren Höhepunkt erreicht hat, so munter-fröhlich zu spielen. (((Es sei denn der Komponist wollte diesen Effekt und hat es ausdrücklich in die Noten geschrieben)))

In allen Meisterkursen, die ich bis jetzt auf Youtube gesehen habe, war dieses Ziel, das Erreichen einer maximalen Logik im Vortrag, im Vordergrund.

lg marcus
 
Genau das meint ja auch Maria Joao Pires, wenn sie sagt, dass man jene Stelle nicht staccato spielen sollte, weil es wegen dem Vorhergehenden (was leider nicht auf dem Video drauf ist) nicht passt.

Hier ist übrigens der ganze Film der Masterclass:

Teil 1
http://www.youtube.com/watch?v=Wt44_q73SGs

Teil 2
http://www.youtube.com/watch?v=Wt44_q73SGs

Mir ist die Pires in diesem Kurs etwas zu diktatorisch, auch wenn ich ihre Haltung zu dem Stück sehr sympathisch finde. Aber jeder Klavierspieler hat doch auch seinen eigenen Charakter, und ich kann nicht jemandem einreden, was er zu fühlen hat.
 
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. Sie macht einfach darauf aufmerksam, daß es diese Probleme gibt.

Und genau dasselbe trifft auch auf Klavierlehrer zu :D
Genau das ist es!
Und das is für mich das Wesentliche! Alles andere wäre Esotherik, und mehr ist das doch im Endeffekt nicht, was die Pires macht. Das grenzt schon fast an Albernheit.
Man muss ja nur überlegen, was Klavierspielen oder das Musizieren selbst überhaupt ist. Im weitesten Sinne ja nur die Wiedergabe der Intentionen des Komponisten. und diese wunderbaren Melodien folgen ja definitv einer inneren Logik. Es ist ja nicht so, dass beethoven jetz da saß.. "ich bin traurig schrieb ich mal eine eingetrichenes a. und jetz ein cis!!!" Wie das gerne in Filmen dargestellt wird.
Die großen Komponisten haben um jeden Ton gekämpft, um die Logik der Musik gekämpft. Und ich denke, dass das auch in der interpretation erkennbar sein muss.
Und nicht sone Herzdudelei! das besnondere am Musiker ist ja nicht das (innerliche) wahrnehmen von Musik, sondern die wiedergabe, die gedanklich aufbereitete Interpretation, die Projektion des innerlich gefühlten nach Außen.

Ich schätze Pires als Pinistin übrigens sehr. Ihre Mozartaufnahmen sind der Hammer, wie ich finde. Schade ist nur, dass der richtige Prozess [das intuitive verstehen Mozarts Logik] sie falsche schlüsse ziehen lässt.
Ich finde, man muss vor allem begreifen, wo Ruhe-/Höhepunkte sind, den Charakter, wohin die Melodie will, ob sie eine Variante einer vorherigen Melodie ist etc.

Und damit dieses Begreifen nicht nur punktuell ist, sondern einen großen Bogen bekommt, muss man ja diese Logik begreifen.
Natürlich geschieht das meist intuitiv! Man wenn man die Meldoei intensiv hört [innerlich] dann weiß man meistens, hier mus ich lauter werden, dieser Ton darf nicht zu laut sein und son schnickschnack. Aber ich finde es nur mal interessant, und es ist nicht bloß eine KOpfgeburt!
 

Ich finde Pires als Lehrerin gar nicht so übel. Sie insistiert darauf, dass man selbst fühlen soll. Nicht so spielen, wie man es mal gelernt hat, oder wie der Kopf sagt, sondern selbst die innere Logik fühlen! (Das Logik nur verstandesmäßig läuft, ist zumindest in der Musik ein Irrtum)

Deshalb fragt sie auch nach, ob der Schüler das wirklich so fühlt. Hätte er das bejaht, nehme ich an, sie hätte ihn tun lassen. (Wenn er sich auch von ihrem Spiel nicht überzeugen ließe)

lg marcus
 
(Das Logik nur verstandesmäßig läuft, ist zumindest in der Musik ein Irrtum)

Genauwieso wie ein Irrtum wäre zu sagen, dass MusikMACHEN nur eine Frage des Herzens sei / des Gefühl / der Emotionalität.
Du würdest doch auch nicht sagen, dass du nur mit dem Gehirn denkst, oder? ;)
Musik ist etwas Ganzheitliches. Man muss in sich hinein hören, auf sein Herz hören und dann Verstandesmäßig danach trachten dieses umzusetzen.
Das ist für mich das Idealbild eines Musikers. fühlen was die Musik macht, was da ausgelöst wird , begreifen, was da passiert, und verstehen, wie man das umsetzt, und wissen, weie man dabei seine eignen identität bewahrt ohne sch zu sehr vom text zu entfernen.
Sehr eng verbunden mit diesem einen Horowitz Zitat. Und ich finde, dass dieser Denkansatz hilft das Begreifen besser zu begreifen ;)
Im Prinzip trifft man sich da in der Mitte. nur Fühlen, ganz Links, nur denken ganz rechts.
Einzeln betrachtet weit weg von der Musik, zusammengenommen, ganz nah.
Das ist glaube ich gerade dieses menschliche in der Musik, das uns das Gefphl gibt lebendig zu sein, wenn wir musik machen!
Alle aspekte des Menschens werden zusammengenommen.
Machen wir Musik, leben wir nicht als Gefühlsmensch, oder als Kopfmensch.. unser ganzer Geist wird angesprochen!
Aber ich glaub das ist wieder Stoff für einen anderen Thread :cool:
 
Gefällt mir sehr gut, was ihr schreibt über die Pires, Marcus und Tapirnase!

Die Sache mit dem Gefühl und dem Verstand kann in der Tat zum Problem werden, wenn eines von beiden zu sehr überwiegt. Als Musik-Hörer darf man sich ganz seinen Gefühlen überlassen - als Interpret wäre das fatal. Ich bin auch ganz sicher, daß Frau Pires selbst einen sehr disziplinierten Unterricht hatte, und vermutlich betont sie infolgedessen das Gefühl so sehr. Immer vor dem Hintergrund, daß sie ganz klar weiß, was sie macht. Jemand, der diesen Wissenshintergrund nicht hat, wird von seinem Gefühl weggeschwemmt werden und mit ihm die innere Struktur des Musikstücks.

Da die richtige Mitte zu finden ist ein stetiger Prozeß, im Laufe der Jahre wird man immer mal wieder die Fahrbahn wechseln auf der Suche nach dem Mittelstreifen 8)
 
Mir ist die Pires in diesem Kurs etwas zu diktatorisch, auch wenn ich ihre Haltung zu dem Stück sehr sympathisch finde.

Mir gehts genauso. Ich finde, dass sie den jungen Pianisten ganz schön von oben herab behandelt. Andererseits halte ich das, was sie sagt und was sie zu vermitteln versucht, vom Inhalt her für sehr wichtig. Das geht für mich auch in Richtung von: sich Zeit lassen, die Musik voll ausspielen, hineinfühlen... In diesem Punkt merke ich oft einen großen Unterschied zwischen dem, was ich selbst am Klavier produziere und dem, was ich von Profis höre. Man denkt irgendwie immer wieder, man wüsste, um was es geht. Aber wenn man es dann (vermeintlich) umsetzt, kommt nicht das raus, was soll. :-?

Das Logik nur verstandesmäßig läuft, ist zumindest in der Musik ein Irrtum

Nicht nur in der Musik, würde ich sagen. Das menschliche Empfinden folgt ganz generell bestimmten Gesetzmäßigkeiten. In bezug auf die Musik: C ist nicht Es. Und ein irgendwie fließender Übergang von C zu Es ist etwas anderes als ein abruptes Nebeneinander der beiden Töne. Das heißt, es gibt im Menschen eine "Logik", also eine Gesetzmäßigkeit, die uns die von außen einströmenden Wahrnehmungen (z.B. in der Musik) auf bestimmte Weise empfinden lässt. Deshalb kann man auch nicht immer sagen, etwas sei bloß Geschmacksache oder rein subjektiv. Ich denke, dass es der Pires darum geht, mit dieser inneren Gesetzmäßigkeit in Einklang zu kommen. Denn der durchzivilisierte Kopfmensch, der wir alle mehr oder weniger sind, hat dazu meist die Verbindung verloren...

Musik ist etwas Ganzheitliches. Man muss in sich hinein hören, auf sein Herz hören und dann Verstandesmäßig danach trachten dieses umzusetzen.
Das ist für mich das Idealbild eines Musikers. fühlen was die Musik macht, was da ausgelöst wird , begreifen, was da passiert, und verstehen, wie man das umsetzt, und wissen, weie man dabei seine eignen identität bewahrt ohne sch zu sehr vom text zu entfernen.

[...]

Das ist glaube ich gerade dieses menschliche in der Musik, das uns das Gefphl gibt lebendig zu sein, wenn wir musik machen!
Alle aspekte des Menschens werden zusammengenommen.
Machen wir Musik, leben wir nicht als Gefühlsmensch, oder als Kopfmensch.. unser ganzer Geist wird angesprochen!

Mann, Tapirnase!!! Du triffst mit diesen Worten absolut einen Punkt! Es ist wirklich schade, dass du deine Beiträge in diesem Forum oft so hinschluderst, dass das Lesen von vornherein keinen Spaß macht. Wenn ich durch das Gestrüpp von wild durch die Gegend sich rankenden Buchstaben erst mühsam zum Inhalt vorstoßen muss, dann ist mir das meistens zu anstrengend. Hier hast du jetzt mal ziemlich ordentlich geschrieben und das, was du sagst, ist meiner Meinung nach enorm wesentlich. Warum nicht öfter so?!

Grüße von
Fips
 
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hallo,

aus den plötzlich sich geradezu epidemisch vermehrenden Beiträgen zur "Anfänger"(!!!)frage, wie man Melodien spielt, geht mittlerweile etwas sehr bemerkenswertes hervor: die Vokabel "Logik" wird inzwischen im Zusammenhang mit Musik/Melodie in übertragenem bzw. analogem, man könnte auch sagen metaphorischem Sinn verwendet. Man schreibt von der "inneren Logik" musikalischer Zusammenhänge - also analog zum Denkmodell der Logik wird der Musik bzw. der Melodik Stringenz, Zielstrebigkeit, Folgerichtigkeit attestiert - - - freilich ist diese vage Beobachtung ein Zirkelschluss: nur weil MUSIKALISCH empfunden eine Melodie von z.B. Chopin als "in sich geschlossen, vollendet" etc gelten kann oder empfungen werden kann, bedeutet das noch lange nicht, dass diese Melodie irgendwelche "logischen Gesetzmäßgkeiten" erfüllen würde!

insgesamt wird hier "Logik" und "logisch" in eher übertragenem Sinn verwendet - in übertragenem Sinne mögen Melodien logisch sein oder auch nicht: weder das eine, noch das andere bietet eine praktische Hilfe, wie man sie kantabel zum klingen bringt.

konsequent werden sachlich wenig bis gar nicht begründete (und begründbare) Querverweise auf Kant oder Wittgenstein dem Verständnis von Melodien und ihrer praktischen Darstellung kaum helfen: die Melodien sind nirgends Gegenstand der Betrachtungen und Überlegungen etwa der "Kritik der reinen Vernunft" (Kant) oder des "Tractatus logico-philosophicus" (Wittgenstein) - - - - und wenn man es gerne ganz besonders logisch haben will: sie sind auch nicht Gegenstand der "principia mathematica" von Russell.

lassen wir Kant & Co. lieber dort, wo sie hingehören und nützen - und hilfreich zum Verständnis wird sein, die Begriffe nicht zu durchmengen. Nochmals: ein allgemein umgangssprachliches "ist doch logisch" ist was ganz anderes, als das, womit sich Wittgenstein und Russell befasst haben. Und eine "innere Logik von Melodien" ist lediglich eine metaphorisch-analoge Ausdrucksweise, die sachlich nichts mit Aussagenlogik zu tun hat.

Zielstrebigkeit im Sinne einer Kulmination können Melodien durchaus haben - die Frage ist ist doch viel pragmatischer zu stellen: wie erkenne ich diese und wie gehe ich damit um.

Tastatura hat empfohlen, das SINGEN zum Vergleich zu verwenden (wenn man es, wie ich, nicht kann, dann hilft das hören von Gesungenem) und die Artikulation beim sprechen (als Analogie) - - beides halte ich für hilfreich.

und bitte nicht vergessen: angeblich (?) wird hier doch eine "Anfängerfrage" beantwortet, oder irre ich mich da?

Gruß, Rolf
 
und bitte nicht vergessen: angeblich (?) wird hier doch eine "Anfängerfrage" beantwortet, oder irre ich mich da?

Rolf, du hast völlig recht - das Thema, in dem SInne, wie es hier diskutiert wird, gehört nicht in einen Anfängerthread

Zum Singen: auch das ist lediglich eine Analogie, wenn es ums Klavierspielen geht. Singen auf einem Schlaginstrument? Gib mal jemand ein Xylophon und zwei Schlägel und sag ihm dann, er soll mit diesem Instrument singen ;)

(Es geht übrigens auch, auf dem Xylophon zu "singen" - aber einfach ist es nicht)

Eine langsame, ein- oder zweistimmige Melodie auf dem Klavier überzeugend zu spielen, ist eine enorme Herausforderung - und zwar nicht nur für Anfänger 8)
 
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Eine Melodie wirkt erst durch Begleitung

Nachdem ich versucht habe, hier den Beiträgen zum Thema und den vielen off-Topic Beiträgen einigermaßen zu folgen, möchte ich meinen Senf auch noch dazugeben:

Man sollte die Melodie nie losgelöst betrachten. Eine Melodie fängt erst dann an zu singen, wenn sie sich von der Begleitung abhebt. Wenn die Begleitung, oder die Nebenstimmen, genauso laut sind wie die Melodie, hört man keinen Sologesang heraus.

Von daher, wenn man jemanden wie Cortot lobt, dass er so schön singen kann auf dem Klavier, lobt man auch seine Fähigkeit, die Nebenstimmen entsprechend zurückzunehmen. Und zwar immer genau passend, bei sotte voce-Stellen viel mehr als bei lauteren Stellen.

Also, Leute, meine Meinung ist, man sollte auf das Verhältnis der Betonung der Begleitstimme(n) zu der Solostimme achten, dann fängt es auf einmal an zu "singen".

Auf gut deutsch, wenn "im Normalfall" die Oberstimme der rechten Hand die Solostimme hat, und vielleicht noch der tiefe Basston der linken Hand, sind es vor allem die kleinen Finger, die Druck aufbauen, schön dosiert, während die "inneren" Finger sich zurücknehmen müssen. Dieses Zurücknehmen muß man immer mit sehen!
 
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Auf gut deutsch, wenn "im Normalfall" die Oberstimme der rechten Hand die Solostimme hat, und vielleicht noch der tiefe Basston der linken Hand, sind es vor allem die kleinen Finger, die Druck aufbauen, schön dosiert, während die "inneren" Finger sich zurücknehmen müssen. Dieses Zurücknehmen muß man immer mit sehen!

hallo Mindenblues,

ich halte den langsamen Satz der Pathetique (egal ob die drei- oder vierstimmige Variante des Themas) für ein schönes Beispiel, welches illustiert, was Du schreibst:
mf Oberstimme / Melodie r.H.
ppp begleitendes Band aus ruhigen 1/16teln r.H.
ppp begleitendes Band aus ruhigen 1/16teln l.H.
p Bass (teilweise "Gegenstimme") l.H.
(natürlich sind die Bezeichnungen ppp. p, mf nicht wörtlich zu nehmen oder gar in Phonzahlen anzugeben - es geht um das klangliche Verhältnis! Übrigens gilt dieses klangliche Verhältnis auch in akkordischem Satz)

"Begleitungen" in guter Musik leisten meistens mehr, als nur zu begleiten: sie setzen die Harmonien in Bewegung, schaffen Stimmungen und Klangfarben - das unterscheidet ja ein Chopinsches Nocturne vom Gebet einer Jungfrau :)

Manchmal, und dann als Kontrast, tauchen in der Klaviermusik aber auch komplett einstimmige Takte ohne jede Begleitung auf, z.B. ein kleines "Rezitativ" kurz den Schlussarpeggien der Fantasie von Chopin. Ein anderes Beispiel aus Ravels "Ondine" habe ich angehängt.

(im Fall von eher linear-polyphoner Musik, z.B. Fugen, wird die Hauptstimme (dux) meist allein am Anfang vorgestellt, ehe die 2. Stimme einsetzt - das halte ich für einen ganz anderen Fall, allerdings wird melodisches Spielen den mehrstimmigen Linien von Fugen nicht schaden - - ein schönes Beispiel für eine sehr melodische Fuge ist in Beethovens op.110. Linear-polyphone Musik setzt nicht primär auf "Stimmungen/Farben" mittels Begleitung - das meine ich mit "ganz anderer Fall")

Ich halte die einstimmigen Melodien, wie etwa in Ondine, für sehr schwierig: die Melodie ist ihres Schmucks, ihres Gewands beraubt - und es müssen schon sehr exquisite und "gekonnte" Melodien sein, die man komplett homophon bringt (z.B. im Tristan die "traurige Hirtenweise" im dritten Akt). In Ondine setzt Ravel eine Fortsetzung des Hauptthemas einstimmig und verlangsamt sie (tres lent) - - - natürlich hat man als Hörer noch all die aufrauschenden Wasserklänge zuvor, also die unterlegte "Stimmung" der Melodie im Ohr: und nun muss man entsetzt wahrnehmen, wie alle Stimmung verschwunden ist und nur noch die traurige Melodie beinahe versickert (die Stelle ist ein sehr direkter Bezug zur literrischen Vorlage).
- - so etwas ist sehr schwer überzeugend darzustellen.

mir fällt noch eine andere schöne einstimmige Melodie ein: der Beginn der cis-Moll Etüde aus op.25 von Chopin - eine Art "Cello-Kantilene" mit quasi Koloraturen.

Gruß, Rolf
 

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