hallo manaus,
gern geschehen!
was ich vermisse, ist: der Brahms hat später absolut tolle Sonaten z.B. für Violine und Klavier komponiert, tolle Kammermusiken (Trios, Quartette usw. mit Klavier) -- warum hat der uns keine "späte" Klaviersonate mehr geschenkt??????? DIE vermisse ich!...
also der Brahms war selber unglücklich darüber, dass man ihn ausgenutzt hatte und dass man ihn polemisch zum "Gegenpapst" gegen Wagner und Liszt "gekürt" hatte - wer den Briefwechsel Wagner-Brahms kennt, der staunt!...
ich vermute, dass er selber keine schlechte Meinung von der Lisztschen Sonate hatte, und dass diese ihn irgendwie hinderte, nun an ihr quasi anzuknüpfen (denn an diesem Fehler, ein singuläres einmaliges Werk "weiterentwickeln" zu wollen, waren etliche herb gescheitert) - das ist nur eine Vermutung. Dass er freilich in Kammermusik eine sehr durchkomponierte, sehr feine "klassizistische" Sonatenstruktur beibehielt, auch in seinem späten grandiosen B-Dur Klavierkonzert, bestätigt Wagners bewundernde Einschätzung "dass man sehen könne, was in den alten Formen noch möglich ist" - und ich glaube (bzw. vermute), dass ihm nach Liszt diese in der Gattung "Klaviersonate" nicht mehr möglich schien, aber sehr wohl eben in der Ensemblemusik.
Manchmal denke ich, dass der Komponist Brahms, auch der junge Brahms, irgendwie eine Ausnahmeerscheinung ist - aber so richtig erklären, gar wissenschaftlich beweisen, kann ich das nicht.
und GENIE war er immer - nur den Größten glücken melodische Einfälle wie "guten Abend, gut Nacht" !!!!!
ich habe die f-Moll Sonate seit jetzt rund 20 jahren nicht mehr gespielt, aber das hier hat mich dazu gebracht, wieder in sei hieneinzuschauen: das Scherzo ging sofort (das mag ich auch am meisten), die beiden langsamen Sätze sind (wenn man sie kennt, auch mal gespielt hat, aber Details vergessen hat) prima vista kein Problem - im Finale ab dem Choral muss ich einfach lachen, und dann kann ich nicht meher ernsthaft weitermachen... aber früher war diese Sonate wirklich mein Favorit!!! naja, man ändert sich über die Jahre...
sicher drängt sich die Frage auf, ob sie "schwierig" ist - natürlich ist sie das, ABER insgesamt ist sie recht beqeum, also das ist nicht so ganz der massive, dicke akkordische Klaviersatz, den man Brahms´ Klavierwerk in Büchern attestiert hat; sie ist auch (er arpeggiert ja!) gar nicht so bösartig weitgriffig wie anderes von ihm (ich habe schlicht zu kleine Hände, um den absolut hinreissenden Scherzosatz der fis-Moll Sonate zu spielen - jammerschade!)
also ich meine, auf "mittlerer Stufe" kann man ruhig den großen langsamen Satz spielen, und wenn man etwas "fortgeschrittener" ist, auch den ersten Satz und das Scherzo (das Scherzo hat übrigens - und während des komponierens unabhängig von Liszt!! - Arpeggien abwärts, bei denen man deutlich sieht, dass Brahms Lisztsche Technik wohl "angeboren" war; er selber war ein exzellenter, später aber "fauler" Pianist, der alles konnte, aber nicht mehr übte und oft "schlampig" (laut Clara Schumann) spielte). Das Finale ist etwas, das man wohl nur mit virtuoser Technik bewältigen kann. Das ist jedenfalls meine Einschätzung.
als er mit seinen Sonaten zu Schumann kam, kannte er Clara noch nicht - er hatte sie komponiert, bevor er dort auftauchte. darum glaube ich nicht, dass sich im verliebten Sextenduett (der langsame Satz hat ja ein literarisches Motto) eine "hommage a Clara" befindet. aber nett und menschlich ist diese Vorstellung duchaus!
ok, gehört nicht hierher, aber trotzdem: spiel doch mal die Balladen op.10, besonders die erste!
"vier ernste Gesänge": da kann man nur niederknien...
Gruß, Rolf