Muss ich jetzt an meinen Fingern ziehen?

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Pyrgo

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Hi,

ich bin gerade am Anfang von Liszt Ungarischer Rapsodie Nr. 6 in Des-Dur. Das Notenbeispiel im Anhang ist das 1. Thema eine Oktave höher mit ein paar anderen Akkorden.

An sich kein Problem, wenn meine Finger etwas länger wären. :D

Der erste Akkord zum Beispiel:

RH: f'' as'' f''' (Oktavgriff, kein Problem)
LH: des as f (Dezime, oder? :D)

Wie kann ich das bewerkstelligen? Das ist ja nicht mal ein Arpeggio, wo man schummeln kann. Mit der rechten Hand kann ich auch nicht nachhelfen, weil die zu weit weg ist.

Was könnte man machen außer links ein as oder f wegzulassen? Gibt es irgendwelche Tricks? Vom d zum f komme ich noch gerade so, aber das des ist wirklich zu weit weg. :D Wenn ihr keine Tipps habt, welchen Ton würdet ihr weglassen?

Ich müsste rein theoretisch die Hand weiter spreizen können und dafür die Hand dehnen, oder?

Edit: Und wo ich schonmal gerade die Noten abgehängt habe, was bedeutet das "Dach" über der 2. und 4. Achtel? Eine besondere Art der Akzentierung / Betonung? Oder eine misslungene Fermate? ;)
 

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Hallo Pygro,

da hast Du Dir ja ein sehr anspruchsvolles (technisch und musikalisch) Werk des Klaviermeisters Liszt ausgesucht. Hut ab ! Falls Deine Hand zu klein ist, um den genannten Akkord als Ganzes anzuschlagen, würde ich vorschlagen, ihn gebrochen zu spielen.Oft erklärt sich bei romantischen Stücken diese Spielweise von selbst, auch wenn die gestrichelte Linie nicht fixiert wurde. Die Zeichen über der zweiten und vierten Achtel sind keineswegs Fermaten, sondern Akzentuierungen. Das heisst, diese Töne sind mit Nachdruck, besonderer Betonung zu spielen. Leiser als Sforzati, aber dennoch lauter als man sie bei Crescendo-Klammern spielen würde.

Lieben Gruß, Herbert.
 
Salut Jeune homme ;),

technisch ist es auf jeden Fall anspruchsvoll (nichts desto trotz ist es mein absoluter Favorit), aber was meinst du musikalisch? Die Interpretation?

"zu kleine Hand", das habe ich noch nie gehört. :D Ich habe nun schon sehr lange und dünne Finger. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal an meine Grenzen kommen würde. :D Vielleicht sollte ich ein wenig die Hand dehnen, dass ich sie noch weiter spreizen kann. Aber bis dahin werde ich wohl die beiden tieferen Töne in der linken Hand (1. und 2. Achtel) wegelassen. Das hört sich imho noch am besten an. Die Noten zu brechen kann ich mir musikalisch nicht so ganz vorstellen. Das Stück ist schon relativ schnell und zu der Achtel noch 2 Sechzehntel links zu spielen, halte ich für etwas gewöhnungsbdürftig vom Klang. Mal sehen, vielleicht probiere ich es mal aus.

Wen die Akzente noch interessieren und nicht selbst suchen will: http://de.wikipedia.org/wiki/Akzent_(Musik)

Danke Herbert, jetzt kann ich erstmal weiterspielen. ;)
 
Also große Hände hast du sicher nicht, ich hab ziemlich kleine Hände (zumindest für ein männliches Wesen) , ich bekomms von der Dehnung hin, aber schlage das e mit an, bei einem sehr feinfühligen Klavier wäre es eventuell sauber möglich, das e nicht bis zum Druckpunkt zu schlagen

des as f könnte man mit as des f ersetzten
 
hallo,
erst mal Gratulation zum Wagnis 6. ungar. Rhapsodie - die ist ein manuell sehr anspruchsvoller Brocken!
Zu deiner Frage:
- hör dir verschiedene Aufnahmen an, und siehe da: meist wird dieser des-as-f1 Griff blitzschnell arpeggiert! Selbst wer das so gerade sauber greifen kann, wird wegen des Tempos eher arpeggieren. Griffe, die eine weite Dehnung der Hand erfordern, sind in ruhigem Tempo kein Problem, da hat man Zeit und kann die flach gehaltene Hand gerade so weit spreizen, dass die Finger noch sauber greifen (z.B. arpeggiere ich in der langsamen Einleitung der Lisztschen Tannhäuser Ouvertüre Transkription keinen Dezimengriff, sogar größere wie z.B. H-gis-e1 werden nicht arpeggiert, aber im allegro Teil arpeggiere ich schnell zu greifende Dezimenakkorde wie C-G-e) ---- noch ein lehrreiches Exempel: wie oft hört man in Chopins Trauermarsch keine Arpeggien? eben: eher selten!!
- ein hübscher Effekt zur Unterscheidung zw. ohnehin mit arpp. notierten Akkorden und solcheohne arpp. im ersten Abschnitt der 6 Rhapsodie ist: spiel die Quinte des-as als blitzschnellen Vorschlag! --- der auf "Volksmusik-Folklore-Quinten" anspielende Klaviersatz Liszts legt diese Ausführung nahe (kommt von sog. Bordun-Quinten) --- und dieser Effekt, also die tiefsten zwei Noten als quasi Vorschlag zu wählen, bewährt sich sehr oft - Skrjabin z.B. notiert so etwas des öfteren.
Natürlich kommt dann der geschwinde 2. Abschnitt: hier experimentiert Liszt, der von sich selber sagte, er könne nur mit Mühe gerade mal Dezimen greifen, just in hohem Tempo mit Dezimen... da gibt es viele praktikable Varianten (eine der schönsten ist drei Terzen übereinander zu spielen)
...freilich wird der 4. Abschnitt dann wirklich sehr schwierig (der langsame 3. Abschnitt ist leicht), hier kommen die berühmten Oktavrepetitionen... wer weder La Campanella, noch Rigoletto-Paraphrase noch Schuberts Erlkönig bislang gespielt hat, der wird sich damit sicher längere Zeit plagen - - - da wünsche ich dir, dass du schon das Rüstzeug und die Reserven für so ein exquisit virtuoses Stück hast!
Insgesamt ist die 6. Rhapsodie vielleicht die fröhlichste, beschwingteste und insgesamt leichtfüssigste der Lisztschen Rhapsodien, dabei leider eine der schwierigsten!! Ich mag sie sehr gerne, spiele sie auch sehr gerne: temperamentvolle Musik, glanzvoll, effektsicher und auch ohne "geistigen oder künstlerischen Tiefgang" eines der brillantesten und schönsten Klavierstücke. Ihre "Tiefe", ihr "Können" erschließt sich erst weit hinter der technischen Brillanz: der "virtuose Aufwand" wird hier zu Heiterkeit und Lebensfreude, und das kommt nicht oft vor!!!
Grüße, Rolf
 

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