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Das ist Heuchelei, wenn man bedenkt, wie sehr die Wiener Philharmoniker sich dagegen gewehrt haben, das Orchester für Frauen zu öffnen. Auf Orchestermusiker aus Afrika, Asien oder aus dem Orient kann man da noch lange warten.
Kannst du das ein bisschen genauer erklaeren? Das interessiert mich, klingt spannend.die verwenden teilweise andere Instrumente und die Streicher spielen mit eine anderen Bogentechnik als die meisten anderen Orchester; üblicherweise lernt der Nachwuchs das von klein auf bei erfahrenen Orchestermitgliedern.
Kannst du das ein bisschen genauer erklaeren? Das interessiert mich, klingt spannend.
Integration ist immer wesentlich, wenn es um ein gemeinsames Wirken geht; ganz gleich ob es sich um Musiker in einem Orchester...
Die Philharmoniker selbst praktizieren es aber so:
"Wenn es um ein gemeinsames Wirken geht, ist es wichtig, vorher zu selektieren und genau zu schauen, ob er zu uns passt."
Jedes Berufsorchester praktiziert das so. Auch die Berliner Philharmoniker. Und aus gutem Grund gibt es in jedem Berufsorchester für neue Mitglieder ein Probejahr.
Klar. Es ist wichtig, während des Probenjahres mit den richtigen Leuten saufen zu gehen.
In Spitzenorchestern sieht das völlig anders aus. Offensichtlich hast du keine Ahnung unter welchem Druck die Musiker dort stehen, auch wenn sie deutlich weniger Dienste haben als in kleineren Orchestern. Es kommt tatsächlich darauf an, wie jemand musikalisch ins Orchester passt (das kann man beim Probespiel nur teilweise abschätzen) und wie er dem Erfolgsdruck über eine längere Zeit gewachsen ist (das weiß man beim Probespiel überhaupt nicht).
Als ob Du es besser wüsstest.
Bei den Flüchtlingen ist es so bzw. sollte es so sein, dass die gefährdeten Menschen aufgenommen werden, unabhängig davon, ob sie leistungsfähig sind oder ob sie dazu passen.
ich weiß es leider auch besser und aus erster Hand. Du liegst tatsächlich völlig falsch. Der Markt ist mit hervorragenden Orchestermusikern so voll, dass selbst in Nicht-Spitzenorchestern Leute bei Probespielen auftauchen, dass Dir im positiven musikalischen Sinne Angst und Bange wird.
Richtig, dass ist im Namen der humanitären Hilfe geboten und sinnvoll. Das heißt aber noch lange nicht, dass qualifizierte Schlüsselpositionen in unserem Land mit dafür nicht qualifizierten Menschen besetzt werden, nein. Flüchtlinge, die gerne Musik machen, werden in Amateurensembles mitmischen. Profimusiker unter den Flüchtlingen werden sich allerdings der gleichen (harten!) Auslese stellen müssen, wie alle Profimusiker heute in Deutschland.
Oder stellst Du etwa aus reiner Nächstenliebe einen arbeitslosen Herzton als Korrepetitor in einem Profitheater an, nur weil er einen Migrationshintergrund hat?
Im Sinne dieser Argumentation könnte man an die Wiener Philharmoniker in jedem Falle Vorwürfe richten. Betätigt man sich karitativ, wird einem Heuchelei nachgesagt. Tut man es nicht und verzichtet auf die Durchführung eines solchen Projekts, ist man ein versnobter Haufen Geldsäcke, die ihre fette Kohle nicht mit notleidenden Mitmenschen teilen wollen. Auch wenn man bekanntlich durch Uneigennützigkeit Steuern spart und sich ein gutes Image dank des Engagements sichert, um es gehässig zu formulieren, würde ich doch behaupten: Lieber Gutes tun und darüber reden als überhaupt nichts tun und sich über das Übel in der Welt beschweren, an dem sowieso immer nur die anderen schuld sind. Es soll auch Menschen geben, die vorrangig durch günstige Umstände an viel Wohlstand gekommen sind und niemals auch nur einen Cent an andere abgeben.Ich hätte auch nichts dagegen, wenn die Wiener Philharmoniker dazu bekennen, dass sie ein Alt-Wiener Männerverein bleiben möchten. Schließlich will das japanische oder chinesische Publikum wahrscheinlich auch nur weiße Männer auf der Bühne sehen, wenn das Orchester Asientournee macht.
Das nennt sich branchenübergreifend "Stallgeruch" und wird vermutlich in jedem Unternehmen der Welt praktiziert. Es genügt nicht, dass die Qualifikationen stimmen, es muss auch in zwischenmenschlicher Hinsicht passen - und wenn ein besonders ausgeprägtes Maß an Identifikation mit jener Institution vonnöten ist, weil ein ganz spezifischer Orchesterklang das Markenzeichen sein und bleiben soll, ist eine besondere Anpassungsbereitschaft gefragt. Entweder die Chemie stimmt oder eben nicht.Die Philharmoniker selbst praktizieren es aber so:
"Wenn es um ein gemeinsames Wirken geht, ist es wichtig, vorher zu selektieren und genau zu schauen, ob er zu uns passt."
Das wäre die Art von Selektionsvorgang, den alle klassischen Einwanderungsländer praktizieren. Es ist immer und für alle beteiligten Personen eine fragwürdige Angelegenheit, wenn man alles und jeden ohne Vorbedingungen ins Land lässt und dann erst überlegt, ob überhaupt eine Integration möglich ist. Eine Herausforderung ist nur dann angemessen, wenn man ihr auch objektiv gewachsen ist.Bei den Flüchtlingen ist es so bzw. sollte es so sein, dass die gefährdeten Menschen aufgenommen werden, unabhängig davon, ob sie leistungsfähig sind oder ob sie dazu passen. Darum ist die Integration eine Herausforderung.
Falls die Wiener Philharmoniker in ihrem Asylbewerberheim nur Ärzte- und Professorenfamilien aus Syrien unterbringen möchten, wäre das auch eine Art Selektion.
So ist es - auf die punktuelle Stress-Situation beim Probespiel kann man sich eher gezielt vorbereiten als auf längerfristige Belastungen während einer mehrmonatigen oder ganzjährigen Probezeit. Mängel bezüglich Belastbarkeit und Stressresistenz lassen sich auf Dauer nicht überspielen, was für beide Parteien sinnvoll sein dürfte.Es kommt tatsächlich darauf an, wie jemand musikalisch ins Orchester passt (das kann man beim Probespiel nur teilweise abschätzen) und wie er dem Erfolgsdruck über eine längere Zeit gewachsen ist (das weiß man beim Probespiel überhaupt nicht).