Um was es eigentlich geht: Na ja, guck mal hier:
YouTube - Queen - The Show Must Go On - piano cover [HD] - da ist diese Stelle zwischen 3:30 und 3:40, wo es in der rechten Hand richtig abgeht.
Lieber Hagerup,
dann ist es also doch die zweite Variante: schnelle, nicht legato gespielte oktavierte Skalen :p .
Das ist leider echt schwierig, per Internet zu erklären. Da muss man intensiv zusammen arbeiten.
Ich probier's mal, allerdings beschränkt sich das leider nur auf allgemeine Dinge.
Ein lockeres Handgelenk ist eine wichtige Voraussetzung. Kann es sein, dass es da hapert und du verkrampfst?
Hast du vielleicht schon mal ein Jojo in der Hand gehabt? Das wirft man ja quasi aus einem lockeren Handgelenk nach unten, nachdem man die Schnur an einem Finger befestigt hat. Durch den Schwung und den Abstoß unten federt es wieder zurück zu dir und so ist es völlig unanstrengend, mit dem Ding rauf und runter zu spielen.
So ähnlich ist es auch bei den Oktaven. Man nutzt die Tastatur als freundliches Trampolin, das mit einem zusammenarbeitet. So muss man sich gar nicht so anstrengen ( wobei ich nicht von gewissen, durchaus anstrengenden Oktavenpassagen der Klavierliteratur rede :p ).
Ich würde erst mal ein Training mit nur einem Ton machen (Oktaven sofort zu Beginn könnten unliebsame Spannungen erzeugen). Schließe den Klavierdeckel ( Tisch geht auch) und lege deine rechte Hand in Spielstellung ganz leicht darauf. Nun hebst du dein Handgelenk etwas, sodass die Hand locker runterhängt, den Klavierdeckel aber noch berührt.
Lege jetzt deinen Daumen sanft hinter das letzte Fingerglied nahe der Fingerkuppe und hebe die Hand leicht an. Nun lässt du sie mit dem durch den Daumen gestützten 3. Finger auf den Klavierdeckel fallen und federst wieder zurück. Wenn dich der Daumen stört, kannst du ihn auch weglassen. Im Grunde ist es ein bisschen so, wie ein Specht gegen einen Baum klopft. Du lässt einfach los, die Hand fällt durch die Schwerkraft nach unten und wird durch den Widerstand des Deckels zurückgeworfen. Völlig unangestrengt, auch wenn natürlich Muskeln beteiligt sind.
Jetzt nutzt du den Rückstoß noch besser aus. Wie bei einem Flummi, der mit einem einmaligen Schwung noch oft nachfedert, tippst du jetzt zweimal auf. Ein Schwung - zwei Tipps. Dann dreimal, viermal. Diese Rückfederungen sind automatisch schnell, ohne dass du dazu dich anstrengen müsstest.
Merkst du, wie wenig Kraft du brauchst? Du nutzt die Schwerkraft und den Widerstand als Federung und das Handgelenk (auch Fingergelenke etc.) hilft dir dabei.
So, nun Klavierdeckel auf und das Ganze auf einem Ton deiner Wahl in bequemer Lage wiederholen. Das geht oft noch besser, weil die Taste freundlicherweise immer von selbst nach oben geht und dir hilft (Trampolin).
Dann das Ganze mit jedem Finger machen. Der ganze übrige Körper ist gelöst und aufrecht, an deinem Kopf befindet sich oben wie bei einer Marionette ein gedachter Faden (Aufrichtung von Kopf und Körper) und du schaust dir in aller Seelenruhe an, was deine Hand und deine Finger da so machen. Der Ton klingt kurz, lebendig und leicht.
Jetzt das Ganze mit einer Quinte wiederholen ( z.B. c-g mit 1-5). Oder gleich eine Sexte ( c-a- mit 1-5) nehmen, wenn das bequemer ist. Dann erweitern, also eine Septime (c-h) und dann die Oktave nehmen. Immer erst nur einmal wie ein Specht spielen und dann die Anzahl der Federungen erhöhen. Ein Schwung bzw. ein Impuls! Achte auf die hängende Hand bzw. leicht erhöhtes Handgelenk!
Dann das Ganze auf schwarzen Tasten mit 1-4 als Oktave.
Jetzt gehen wir einen Schritt zurück (eigentlich vorwärts :p) und beginnen wieder mit dem dritten Finger. Wenn du dabei jetzt zweimal federst, bleibst du nicht auf einem Ton, sondern spielst beim zweiten Ton die weiße Taste direkt rechts daneben. Ein Impuls - zwei Töne. Dabei hängt die Hand immer noch, so dass die Finger
nahe der Taste sind und der
Arm führt die Hand etwas seitlich. Das Ganze nun mit drei Federungen/Tönen etc..
Wenn du in einem Schwung vier oder mehr Töne nebeneinander spielen kannst, die als Federungen natürlicherweise schnell sind, ist schon viel gewonnen!
Denn jetzt kannst du alles mit Quinten, Sexten, Septimen und Oktaven machen. Wenn du merkst, dass du verkrampfst, gehe immer eine Stufe zurück! So ein Traiming dauert sowieso eine Weile. Das geht nicht innerhalb von ein paar Tagen, außer du bist ein Naturtalent. Überhaupt pass unbedingt auf und übe das nicht stundenlang. Du wärst nicht der Erste, der sich dabei eine Sehnenscheidentzündung zugezogen hätte. Wenn du müde wirst, hör auf!
Bei deinem Video kommt ja innerhalb des von dir erwähnten Abschnitts eine natürliche h-moll-Tonleiter vor. Da musst du auch mit 1-4 auf schwarzen Tasten spielen.
Also könntest du auch mal langsam mit dieser oben erwähnten Technik ( hängende Hand, leicht erhöhtes Handgelenk, Finger nah an der Taste) diese Tonleiter spielen. Auch mal nur mit den entsprechenden Fingern (4,5) der Oberstimme. Dann auch mal in Gruppen üben und wieder mehrere Oktaven in einem Impuls spielen. Das Gefühl sollte das einer Leichtigkeit sein.
Es gibt natürlich noch mehr Übungen. Das war jetzt das m.M.n. Grundlegendste. Ich nehme mal an, dass du keinen Klavierlehrer hast, oder? Eigentlich muss man da in Interaktion ran.
Vielleicht hilft es ja trotzdem etwas!
Viel Erfolg und liebe Grüße
chiarina