Zu kleine Hände - BWV 535

  • Ersteller des Themas devasya
  • Erstellungsdatum

Ich werfe mal das hier in die Runde. Leider ein anderes Stück, aber man hört sehr schön, wie hier Dreiklangsbrechungen "flächig" gespielt werden:

 
Wenn Du eine Stelle aus technischen Gründen nicht hinbekommst, dann wäre es wirklich schade, das ganze Stück daran scheitern zu lassen. Ich würde in so einem Fall die Stelle leicht abändern, so dass es passt. Ich glaube, unsere großen Meister hätten das auch so gemacht. Kann man ja auch leicht am Wohltemperierten Clavier ablesen, in dem Bach einige Stücke mit seltenen Tonartvorzeichnungen aus pflegeleichteren Tonarten transponiert hat. Wenn dann plötzlich der Tonumfang des Cembalos überschritten wurde, hat er kurze Passagen einfach oktaviert und dann passte es. Man sollte es einfach pragmatisch sehen (man plant ja vermutlich keine Aufnahme mit solchen Eingriffen). Natürlich gilt das nur, wenn es sich wirklich um vereinzelte Stellen handelt. Und die Trickserei ist möglichst gut zu verstecken.
 
Ich finde z.B. diese Aufnahme nicht so sehr klangsinnlich.



Da kann man mir sicher vorwerfen, nicht mit Absicht die beste herausgesucht zu haben, es gibt tatsächlich auch deutlich schönere Aufnahmen von ihm auf YT, aber vielleicht verdeutlicht das, was ich meine.
 
Ich finde z.B. diese Aufnahme nicht so sehr klangsinnlich.
Hm, die Aufnahme ist ja schon mikrofontechnisch nicht gerade gut. Und auch sonst, klar. Ob Leonhardt der Veröffentlichung zugestimmt hätte?
Ich werfe mal das hier in die Runde. Leider ein anderes Stück, aber man hört sehr schön, wie hier Dreiklangsbrechungen "flächig" gespielt werden:
Es ist sehr viel Raumklang zu hören, das macht es schwer die Artikulation heraus zu hören. Das Pedal wird aber schon sehr abgesetzt gespielt, oder? Und auch der Einsatz der Manuale: ich höre eigentlich nichts, was einem legato ähneln würde, allenfalls 2er-Bindungen. Ich kann mich aber auch täuschen.

An dieser Aufnahme mag ich nicht, dass so rhythmisch und metrisch exakt gespielt wird, man kann ein Metronom mitlaufen lassen.
 
@Monte

Da hast du natürlich absolut Recht und genau so werde ich auch verfahren: sollte es „nur“ bei der Stelle bleiben, werde ich mich vielleicht doch dazu entscheiden, ein wenig zu „tricksen“. Wenn aber noch mehr „Baustellen“ dazu kommen, werde ich das Stück bei Seite legen bzw dann bin ich mir eh sicher, dass mein Lehrer da sofort eingreifen und mich von selbst drauf aufmerksam machen wird.

Mittlerweile bin ich nämlich doch etwas unsicher geworden, ob das Stück nicht doch noch eine Nummer zu groß für mich ist. Die gebrochenen Akkorde laufen, auch in schnellem Tempo, da muss ich aber gut darauf achten, nicht zu verkrampfen, aber der schnelle 32tel-Lauf am Ende der ersten Seite ist nicht ganz einfach. Bei der Ciacona in d von Pachelbel gibt es auch ein paar „schnellere“ Stellen, die ich zwar technisch „drauf habe“, (soweit man das als Laie eben beurteilen kann), aber die Inegalität einfach nicht schön hinbekomme. Entweder, „ich laufe davon“ oder bleibe „zu sehr stehen“… hab neulich in der Kirche ein paar Registrierungsversuche aufgenommen, um zu hören, wie es sich unten anhört, und diese „Brüche“ sind leider schon deutlich erkennbar. Vielleicht zeig ich euch die Aufnahme mal, ich kann´s grad „sprachlich“ nicht besser erklären. Deswegen: gut Ding will zwar Weile haben, aber wenn das Präludium ne Hausnummer zu groß für mich ist, bringt es auch nix, weiter daran zu arbeiten. Es würde mir persönlich nix ausmachen, etwas vom Tempo ab zu gehen, aber schön gespielt muss es dennoch sein. Und wenn ich die 32tel nicht einigermaßen „musikalisch“ (und nicht einfach nur, jippie, ich hab alle Tasten getroffen) spielen kann, dann lass ich es bleiben. Schweren Herzens. Am Mittwoch hab ich Stunde, dann wird mir mein Lehrer sicher eine ehrliche Rückmeldung geben, ob das Stück machbar für mich sein wird oder nicht.

Gustav Leonhardt schätze ich sehr, aber die hier verlinkte Aufnahme ist tatsächlich nicht ganz mein Geschmack, weil es mir persönlich „viel zu abgehackt“ klingt.

Leo von Doeselaar schätze ich ebenfalls, aber das Präludium spielt er mir persönlich zu „metrisch“ und gleichförmig. Ich mag den „Drive“ der ersten Aufnahme sehr, die ich verlinkt habe, auch, weil der „inegale Flow“ gut fühlbar ist. Zumindest für mich. Obwohl ich auch hier anmerken muss, dass es im Anschluss bei der Fuge ein paar Stellen gibt, die sich „etwas unklar und schwammig“ anhören und sich für mich zu sehr ineinander „verlieren“ - hier kann ich aber nicht einschätzen, ob es am „unklaren“ Spiel liegt oder an der Höraufnahme, dem akustischen Klang.

Lg,
Deva
 

Wie findest Du das? An der Interpretation habe ich (privat) gelernt und hatte das Stück auch (mehrfach, iirc) in kleineren Konzerten * gespielt. Verkrampfung bei den 32teln ist da tatsächlich (m)eine Gefahr, der man aber mit wechselnden, aber analogen Fingersätzen begegnen kann.

* in Gottesdiensten sowieso, aber wenn man dann angemault wird, dass es zu lang sei... Eine Fuge will ich nicht auf halbem Weg beenden und sowieso Ignoranten nichts (mehr) vorsetzen, was sie nicht kapieren und wertschätzen. Und bevor dann die berüchtigte sonntägliche "Klimperspirale" einsetzt, wie mittlerweile immer öfter, spiele ich lieber gar nicht mehr...
 
Das ist die Fuge, es geht hier aber um das Präludium.

Was das "Gemaule" über die Länge von Stücken für den Gottesdienstgebrauch angeht, so ist da schon ein Körnchen Wahrheit dran. Es muss zum GoDi passen. Das ist manchmal der Fall, in der Regel machen überlange Stücke aber keinen Sinn. Deswegen die beleidigte Leberwurst zu spielen finde ich echt merkwürdig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, schön lebendig gespielt :-)
 
Das ist die Fuge, es geht hier aber um das Präludium.

Was das "Gemaule" über die Länge von Stücken für den Gottesdienstgebrauch angeht, so ist da schon ein Körnchen Wahrheit dran. Es muss zum GoDi passen. Das ist manchmal der Fall, in der Regel machen überlange Stücke aber keinen Sinn. Deswegen die beleidigte Leberwurst zu spielen finde ich echt merkwürdig.
Das passt m.E. bestens zum ev. Gottesdienst. Anfang Präludium, Schluss Fuge. Gerade an einer kleinen Orgel in trockener Akustik, die das Strukturelle aber bestens zur Geltung bringen kann. Das wird man auch von der Länge her gut aushalten können, man darf sich ja auch wieder setzen. Und der Sonntagsbraten brennt schon deswegen nicht an, weil tendenziell die Predigten immer kürzer, flacher und nichtssagender werden.
 

Das passt m.E. bestens zum ev. Gottesdienst. Anfang Präludium, Schluss Fuge. Gerade an einer kleinen Orgel in trockener Akustik, die das Strukturelle aber bestens zur Geltung bringen kann. Das wird man auch von der Länge her gut aushalten können, man darf sich ja auch wieder setzen. Und der Sonntagsbraten brennt schon deswegen nicht an, weil tendenziell die Predigten immer kürzer, flacher und nichtssagender werden.
Es passt z.B. dann möglicherweise nicht, wenn es direkt nach dem Orgelvorspiel ein Eingangslied gibt. Die beiden Stücke sollten schon aufeinander bezogen sein. Ähnliches gilt für ein Lied nach dem Segen und das direkt anschliessende Nachspiel.
 
@MartinH

…die von dir verlinkte Interpretation finde ich gar nicht mal so schlecht, danke. Allerdings werden - für meinen persönlichen Geschmack - mir am Anfang des Präludium manche Noten einen Ticken zu lange gedehnt. Das wirkt dann so, als würde die Musik kurz "stehen bleiben." Ist aber nur meine subjektive Wahrnehmung. Da hab ichs dann tatsächlich lieber, wenn ein wenig mehr „Drive“ spürbar ist.

Ansonsten kann ich dem Rest nur beipflichten. Sicherlich muss man schauen, dass die Stücke zum jeweiligen Gottesdienst passen und sich auch ein roter Faden von Anfang bis Ende erkennen lässt. Aber unabhängig davon halte ich es sogar für wichtig, ab und an auch Werke einzubauen, die länger und komplexer sind. Und eine Fuge würde ich so oder so niemals abkürzen bzw würd ich das glaube ich generell nie machen, egal ob es um Orgel- oder Chormusik geht.
 

Zurück
Top Bottom